A D R I A NDie Wunde liegt genau dort, wo der Übergang von ihrem Brust- zu ihrem Rückenschutz einen kleinen Spalt oberhalb der Hüfte freilässt. Selbst im Fackelschein erkenne ich die dunklen Flecken, die ihre Finger beschmutzen. Die Menge ist unheimlich still. Wie vor den Kopf geschlagen. Der Anblick von Blut ist für keinen in der Wildnis ein ungewohnter, doch am Frühlingsfest die dunkelroten Tropfen zu sehen, ist mehr als verstörend.
Die rothaarige Lihai presst ihre Hand wieder auf die Wunde und blickt verächtlich zu Oxa. „Du weißt genau, dass die Kanten der Klingen stumpf sind. Mit ihnen ist es unmöglich, jemanden zu verletzen. Die einzige Möglichkeit ist, mit genügend Schwung die Spitze einzusetzen und voller Kraft in den Körper zu rammen!" Neben mir gibt Talia ein ersticktes Geräusch von sich und windet sich bei der abscheulichen Vorstellung, die sich unmittelbar vor unser aller Augen einfindet. „Wie sonst könnte man so eine Stichwunde zustande bringen, hm?"
„Es war wirklich unabsichtlich! Ja, ich habe ausgeholt, sonst hätte ich dich nicht von mir wegbekommen! Ich wollte mich befreien, natürlich setze ich da meine Kraft ein!", rechtfertigt sich Oxa daraufhin mit überzeugenden Worten. Sie fasst sich schwer an den Kopf. Auf ihrer Miene findet sich ein wehleidiger Ausdruck wieder. „Und wenn ich mich recht erinnere, sind Schläge oberhalb der Schultern genauso verboten. Du hast mich mit einem Schlag gegen die Schläfe auf brutalste Weise zu Boden gebracht."
„Wenn du mutwillig auf mich einstichst, muss ich dich außer Gefecht setzen", herrscht die rothaarige Frau unser Oberhaupt an, zischt noch unterdrückt: „Lügnerin!"
Die beiden Frauen stehen sich gegenüber. Oxa hat die Arme verbissen in die Hüften gestemmt, Rune drückt ihre Handfläche weiterhin auf ihre Wunde. Die Körperhaltung der Lihai ist ein wenig geknickt und zittrig, doch mit dem lodernden Zorn in ihren Augen traue ich ihr selbst in diesem Zustand alles zu. Zwischen ihnen knistert die Luft, beinahe noch heftiger als bei ihrem Kampf.
Innerhalb von Sekundenbruchteilen könnte dies in einen echten Kampf ausarten. Und ich bezweifle, dass sich irgendjemand trauen würde, dazwischen zu gehen.
Ich muss etwas tun.
Ich muss einen brutalen Kampf verhindern, einen Kampf, in dem die beiden Stammesführerinnen sich nicht zurückhalten würden.Sonst gerät die Situation noch mehr außer Kontrolle als sie schon ist und das Frühlingsfest endet anstatt mit Betrunkenen mit Verletzten oder gar Toten. Sonst wird aus einem Unterhaltungskampf ein Blutbad. Ohne weiter darüber nachzudenken trete ich einen Schritt nach vorne. Noch einen. Und noch einen.
„Halt!", kommt es mir über die Lippen.
Prompt richten sich unzählige Augenpaare auf mich. Ich schlucke nervös, das Atmen fällt mir schwerer als zuvor. Oxas dunkel umrahmte Augen erfassen mich und verziehen sich zu Schlitzen. Obwohl ihr Gesicht zur Hälfte von ihrer Maske verborgen ist, sehe ich die aufkeimende Wut darin. Wut darüber, dass ich mich einmische, Wut darüber, dass es ausgerechnet ich bin. Wieder einmal.
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Hoffnung - Ariel & Adrian // pausiert
Science Fiction[Spoilergefahr: Sequel zu "Freiheit - David & Rune"] » „𝘌𝘴 𝘪𝘴𝘵 𝘢𝘣𝘴𝘶𝘳𝘥", 𝘣𝘦𝘨𝘪𝘯𝘯𝘵 𝘥𝘦𝘳 𝘑𝘶𝘯𝘨𝘦 𝘶𝘯𝘷𝘦𝘳𝘮𝘪𝘵𝘵𝘦𝘭𝘵. „𝘏𝘦𝘶𝘵𝘦 𝘵𝘢𝘯𝘻𝘦𝘯 𝘴𝘪𝘦 𝘴𝘪𝘤𝘩 𝘥𝘪𝘦 𝘚𝘦𝘦𝘭𝘦 𝘢𝘶𝘴 𝘥𝘦𝘮 𝘓𝘦𝘪𝘣 𝘶𝘯𝘥 𝘮𝘰𝘳𝘨𝘦𝘯 𝘴𝘵�...