22 - Ausharren

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A R I E L

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A R I E L

Während sich Rune energisch zwischen uns durchdrückt und ein paar Lihai aus der ersten Reihe ihr nachfolgen, verharre ich an Ort und Stelle. Ich recke meinen Kopf, um einen besseren Blick auf ihn zu erhaschen.

Es ist gerade mal zwei Wochen her, dass wir uns zuerst in der Hütte des Oberhaupts der Bezár und schließlich im düsteren Materiallager gegenüberstanden. Trotzdem kommt mir die Zeit wie eine Ewigkeit vor. In jeder freien Minute haben sich meine Gedanken selbstständig gemacht, bis sie unaufhörliche Kreise zogen und niemals enden wollende Spiralen bildeten, welche mein komplettes Denken übernahmen. Ich will wieder Adrians Gesicht sehen, seine dunklen Augen, die mich samtig anblicken, und seine Lippen, die ein heimliches Lächeln formen, das nur für mich bestimmt ist.

Meinem Herzen reicht ein einziges Bild an die Augenblicke im Lager der Bezár, damit sich mein Puls erhöht und ich zu einem Chaos werde, das alles andere in seinem unmittelbaren Umkreis vergisst.

Auch jetzt ist mein Kopf ein Durcheinander. Doch dieses Mal ist wohl eine Kombination der momentanen Umstände die Ursache dafür. Die Anspannung auf der Grenzhügelkuppe ist bis in jeden sich zittrig im Wind wiegenden Grashalm spürbar.

In der Ferne kommandiert Oxa lautstark ihre Leute herum. Links von ihr, ganz am Rand der Truppe, ist Adrian. Verloren steht er inmitten der anderen Bezár. Sein leicht schief gelegter Kopf verrät, dass sein Fokus nicht auf seinem Oberhaupt, sondern auf den Reihen der sich nun langsam zurückziehenden Lihai liegt. Irgendwie wirkt die Art, wie er die Klinge in den Händen hält, auf mich fast schon widerwillig. Mit hängenden Schultern verweilt sein Blick für einen weiteren Augenblick in meiner Richtung.

Unwillkürlich heben sich meine Mundwinkel. Dabei weiß ich gar nicht, ob er mich zwischen den Lihai versteckt überhaupt sieht. Ich will ihm zuwinken, seine Aufmerksamkeit erregen oder auf ihn zugehen, aber das ist nicht möglich. Und so plötzlich wie sich das Lächeln auf mein Gesicht gestohlen hat, so schnell verschwindet es auch wieder.

Denn aus dem Nichts erscheint neben Adrian ein dunkelhaariges Mädchen. Sie ist zierlich gebaut. Ihr lockiger Scheitel reicht Adrian gerade einmal zur Brust. Selbst aus meiner entfernten Position kann ich das offene, einnehmende Strahlen in ihren Zügen erkennen. Ohne zu zögern fasst das Mädchen nach seinem Arm. Augenblicklich wendet sich Adrian ihr zu und zeigt mir nur noch den Rücken. Ich beiße mir auf die Lippen und kann nicht anders, mein Blick klebt förmlich an den beiden.

Noch immer berührt das fremde Mädchen ihn. Ihre Hände umschließen voller Vertrautheit Adrians Unterarm. Als er sich zu ihr beugt, um irgendetwas zu flüstern und seine Lippen beinahe ihr Ohr streifen, bildet sich in meinem Hals ein ungewollter, bitterer Kloß. Ich versuche ihn trotzig hinunterzuschlucken, versuche, ihn mit Adrians Worten fortzuspülen, die er mir in der Hütte verstohlen zugemurmelt hat. Doch es will mir nicht so recht gelingen.

Eisige Zweifel schleichen sich durch meine Fingerspitzen bis hinauf zu meinen Wangen, denen jegliche Wärme geraubt wird. Wangen, wie die Wange der mir unbekannten kleinen Bezár, welche bei einer langen Umarmung Adrians leicht kratzige Wange streift, dessen Berührung ich noch wie für immer eingebrannt auf meiner eigenen Haut spüre. Meine Glieder fühlen sich schwer an.

Hoffnung - Ariel & Adrian // pausiertWo Geschichten leben. Entdecke jetzt