A R I E L
Ich erhasche nur noch einen flüchtigen Blick auf Adrian, bevor wir Hals über Kopf das Lager der Lihai verlassen. Er steht wie festgefroren im Türrahmen. Seine Stirn ist in Falten gelegt und die Haltung regungslos. Ich bilde mir ein, seine Verachtung seinem Stammesoberhaupt gegenüber, welches nur wenige Meter entfernt ist, bis zu mir spüren zu können.
Anders als ich haben sich weder Rune noch Vic erneut zum Dorf der Bezár umgedreht. Mit energischen, rasenden Schritten stürmen sie davon. Nach der Hälfte des Weges verfolgen uns auf einmal die beiden Bezár, die uns in der Hütte des Stammesoberhaupt festhielten. Sie treiben uns regelrecht vor sich her und lassen und uns nur die Flucht nach vorne als Option.
Immerhin ist der Ausgang nicht mehr weit. Trotz des Adrenalin des abrupten Aufbruchs im Körper bete ich, dass uns die zwei Bezár nicht über ihr gesamtes Territorium bis zur Grenze nachstellen, denn das Tempo, das Rune gerade eben an den Tag legt, ist unglaublich. Ich bemühe mich mit aller Kraft, Vic und meiner Stammesführerin nachzukommen.
Sobald wir das Lager verlassen haben, werden die Bezár hinter uns merklich langsamer. Ich bin mir dennoch ziemlich sicher, dass sie uns noch eine ganze Weile verfolgen werden. Rune drosselt ihre Geschwindigkeit und wirft immer wieder prüfende Blicke über die Schulter. Ohne ein Wort zu sagen schlägt sie ein gutes, aber flottes Marschtempo an. Ich passe mich ihren Bewegungen an. Wir versinken in Schweigen, das nur von unseren knirschenden Schritten auf dem Waldboden unterbrochen wird.
Ich weiß, dass es keinen Sinn macht, Rune schon jetzt nach den Geschehnissen zu fragen. Erst wenn wir genügend Abstand zwischen uns und das Lager der Bezár gebracht haben, erst wenn wir sichergehen können, dass die Bezár uns nicht mehr verfolgen oder zumindest außer Hörweite sind, wird sie mir eine Antwort geben. Daher konzentriere ich mich auf meine Schritte und auf meine Atmung. Und ich versuche, nicht an Adrian zu denken. Aber es ist unmöglich.
Das war es also. Dahin ist der Anflug von der sorgenfreier Glückseligkeit, von der hoffnungsvoller Zuversicht, die ich in seinen Armen verspürte. Das war es wohl mit uns.
Es ist vorbei, bevor es überhaupt richtig begonnen hat. Ungewohnte Trauer ergreift von meinem Herz Besitz. Es ist auf einmal schwer, bleiern, kraftlos. Traurig. Enttäuscht.
Ich wusste nicht einmal, ob ich ihn tatsächlich im Lager der Bezár sehen würde. Ob ich gar mit ihm reden könnte. Ob er mich ohne meiner Maske überhaupt erkennen würde. Aber da war der kleine Hoffnungsschimmer, welcher mich dazu veranlasste, Runes Bitte nachzukommen und mit ihr zu dem fremden Stamm zu ziehen. Und dann ... war er wirklich dort.
Er war plötzlich vor mir, in dem kargen Raum der Hütte. Er kam unvermittelt herein, sein Äußeres zuerst durch das mit ihm hereinfallende, grelle Licht verborgen. Die Statur groß und die Schultern breit, die Haare so schwarz wie am Abend des Frühlingsfests. Nur auf seinem Kiefer lag ein dunkler Schatten, eine Ansammlung von Bartstoppel, welche Wangen und Kinn bedeckten. Bei der Erinnerung spüre ich die rauen Stoppeln auf meiner eigenen Haut, seine Wange an meiner Wange, als wir einander nahe waren, als wir uns küssten. Adrian.
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Hoffnung - Ariel & Adrian // pausiert
Science Fiction[Spoilergefahr: Sequel zu "Freiheit - David & Rune"] » „𝘌𝘴 𝘪𝘴𝘵 𝘢𝘣𝘴𝘶𝘳𝘥", 𝘣𝘦𝘨𝘪𝘯𝘯𝘵 𝘥𝘦𝘳 𝘑𝘶𝘯𝘨𝘦 𝘶𝘯𝘷𝘦𝘳𝘮𝘪𝘵𝘵𝘦𝘭𝘵. „𝘏𝘦𝘶𝘵𝘦 𝘵𝘢𝘯𝘻𝘦𝘯 𝘴𝘪𝘦 𝘴𝘪𝘤𝘩 𝘥𝘪𝘦 𝘚𝘦𝘦𝘭𝘦 𝘢𝘶𝘴 𝘥𝘦𝘮 𝘓𝘦𝘪𝘣 𝘶𝘯𝘥 𝘮𝘰𝘳𝘨𝘦𝘯 𝘴𝘵�...