A R I E L
Am nächsten Morgen wirkt der Stammesalltag beinahe wie immer, ruhig und geschäftig, als hätte es das Frühlingsfest und die Aufregung um den Brand bei den Feldern nie gegeben.
Die Lihai gehen ihren gewöhnlichen Tätigkeiten nach. Nur diejenigen, die als zusätzliche Arbeitskräfte auf den Feldern gebraucht werden, haben neue Aufgaben zugeteilt bekommen. Da ich aber sowieso zu dieser Jahreszeit meist auf den Feldern arbeite, hat sich für mich nichts geändert.
Gemeinsam mit Lou frühstücke ich im Kochhaus, bevor die anderen Feldarbeiter und ich alle Gerätschaften zusammensuchen, welche wir für die Arbeit brauchen könnten. Der Weg durch den Wald zu den Feldern scheint sich heute in die Länge zu ziehen. Gefühlte Ewigkeiten später kommen wir an. Vielleicht ist es der kleine Hoffnungsschimmer, das die Vorfälle gestern nur ein böser Traum waren, denn der Anblick der verkohlten Pflanzen stimmt mich verzweifelter als ich mich eigentlich fühle.
Was würde passieren, wenn die Bezár tatsächlich unser Dorf angreifen? Wenn sie einen ersten, richtigen Kriegszug ausführen?
Mit schwerem Herzen beginne ich auf Anweisung von Liz, unsere Entscheidungsträgerin auf den Feldern, die unbrauchbaren Pflanzen aus der Erde zu reißen. Obwohl ich dicke Arbeitshandschuhe trage, piksen mich die Triebe und zerkratzen meine nackten Oberarme. Es ist eine zähe Arbeit. Trotz des Entfernen der Wurzeln mithilfe eines Spatens ist es mühselig.
Nur langsam komme ich voran, Pflanze um Pflanze, Reihe um Reihe. Bald schon rinnt mir der Schweiß über die Stirn. Die Sonne brennt gnadenlos auf uns herab. Immerhin muss ich nicht die komplette Erde umackern, denke ich. Das bleibt mir – vorerst – erspart.
Irgendwann, als ich mich mit einem besonders hartnäckigen Wurzelstock abmühe, kommt mir David zur Hilfe.„Hier, ich ziehe während du mit dem Spaten die Erde hoch drückst", meint er.
Dankbar nehme ich seine helfende Hand an. Der Mann packt die Pflanze am Strunk und gemeinsam befördern wir sie mit einem Ruck aus der Erde. Kleine Brocken verkohlter Überreste fliegen auf einmal in die Luft, doch dann haben wir es geschafft.
„Vielen Dank."
David lächelt mir gutmütig zu. „Keine Ursache. Ich will nicht, dass du mit dieser Pflanze noch länger auf Kriegsfuß stehst."
Im nächsten Moment scheint ihm seine Wortwahl schwer auf den Magen zu schlagen. Sein Gesicht verzieht sich. Er wiegt den Kopf, beinahe als wäre er ratlos. „Brenzlige Zeiten, in denen wir leben. Jede Entscheidung könnte die richtige sein. Oder die falsche."
Ich nicke. „Du sagst es", stimme ich ihm zu. David klopft unschlüssig seine von Erde und Kohle beschmutzen Handschuhe gegeneinander. Kleine Staubwolken stoben auf.
„David? Kann ich dich ... etwas fragen?"In seinem Blick liegt Erstaunen, doch er nickt augenblicklich. „Natürlich, Ariel. Alles was du wissen willst."
Auch wenn David für mich nie eine solche Bezugsperson wie mein Dad oder Rune war, haben wir ein gutes Verhältnis. Vor allem erinnere ich mich, dass wir in meiner Kindheit viel gemeinsam unternommen haben. Er war es, der mir überaus geduldig die Sprache der Städter beibrachte und mich bei meinem ersten Ausflug in die Stadt begleitete.
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Hoffnung - Ariel & Adrian // pausiert
Science Fiction[Spoilergefahr: Sequel zu "Freiheit - David & Rune"] » „𝘌𝘴 𝘪𝘴𝘵 𝘢𝘣𝘴𝘶𝘳𝘥", 𝘣𝘦𝘨𝘪𝘯𝘯𝘵 𝘥𝘦𝘳 𝘑𝘶𝘯𝘨𝘦 𝘶𝘯𝘷𝘦𝘳𝘮𝘪𝘵𝘵𝘦𝘭𝘵. „𝘏𝘦𝘶𝘵𝘦 𝘵𝘢𝘯𝘻𝘦𝘯 𝘴𝘪𝘦 𝘴𝘪𝘤𝘩 𝘥𝘪𝘦 𝘚𝘦𝘦𝘭𝘦 𝘢𝘶𝘴 𝘥𝘦𝘮 𝘓𝘦𝘪𝘣 𝘶𝘯𝘥 𝘮𝘰𝘳𝘨𝘦𝘯 𝘴𝘵�...