6 - Feuer

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A D R I A N

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A D R I A N

„Ariel. Ich heiße Ariel", flüstert das Mädchen mir zu und ich bin unfähig, mich zu rühren. Als sie sich umdreht und mich unter dem Blätterdach des Waldes zurücklässt, kann ich ihr nur nachstarren.

Ariel. Ihr Name stellt etwas mit meinem Körper an, das ich nicht beschreiben kann. Ariel, Ariel, Ariel. Er nistet sich in meinen Gedanken ein, übernimmt sie, bis ich nur noch sie vor mir sehe, das honigblonde Haar, das aufkeimende Lächeln ihrer Lippen. Ich schaffe es nicht mir ein Grinsen zu verkneifen und lächle wie ein Verrückter den Baumstamm neben mir an.

Unser Tanz war aufreibend und voller unerwarteter Leidenschaft. Der folgende Kampf war von der feurigen Spannung in der Luft zwischen unseren Körpern geprägt. Doch es sind nicht diese beiden Dinge, die mich dem honigblonden Mädchen nun nachsehen lassen.

Sondern es ist die Art, wie sich die Atmosphäre plötzlich veränderte, als wir unter uns im Wald waren. Wie verhalten am Anfang und auf einmal offen und ehrlich sie war, sobald ich von einem unproblematischen Thema zu ernsteren Bemerkungen überging. Wie mich ihre Augen konzentriert und intelligent anblickten. Wie sie das Gesagte aufnahm und verarbeitete.

Ich habe nicht erwartet, dass das mir doch fremde Mädchen überhaupt darauf eingeht. Ich habe erwartet, dass sie wie die meisten versucht, das Gespräch auf eine sichere Ebene zu lenken oder meinen Worten erst gar keine Beachtung schenkt. Denn nur die wenigsten teilen wie ich solche Gedankengänge mit Fremdlingen anderer Stämme.

Doch Ariel hat mir zugehört. Sie hat Gegenfragen gestellt und wollte meine Sichtweise verstehen. Meine Sichtweise, die anscheinend ihrer stark ähnelt.

Seufzend ziehe ich die silberne Stoffmaske aus meiner Hosentasche. Obwohl ich das Ding liebend gerne in den Fluss werfen will, weiß ich, dass ich das nicht kann. Hier, im Schutz der Bäume und der Dunkelheit, in trauter Zweisamkeit, kann ich es mir leisten, mich zu widersetzen. Hier kann ich still gegen die Feindschaften protestieren. Aber mittendrin am Frühlingsfest, zwischen hunderten von Körpern und unzähligen Augen, die auf mir ruhen, ist dies wirklich keine gute Idee. Ich möchte niemanden einen Anlass geben, auch noch die letzten Tage der Waffenruhe in der Wildnis auszulöschen.

Und noch weniger will ich Oxas Unmut endgültig auf mich ziehen. Ihren unausgesprochenen Groll, den sie seit jeher gegen mich hegt und mein Stammesleben nicht unbedingt erleichtert. Daher befestige ich missmutig das Stück Stoff vor meinem Gesicht und nehme meine Umgebung in Augenschein. Von Ariel ist keine Spur mehr zu sehen. Durch das Unterholz flackern mir nur die tanzenden Flammen der vielen Lagerfeuerstellen entgegen. Ich seufze und bin mit wenigen Schritten wieder in der Realität des Frühlingsfests angelangt.

Seitdem ich mit Ariel die Lichtung verlassen habe, ist die Stimmung ausgelassener geworden. In der Ferne registriere ich, dass noch immer Wettbewerbe ausgetragen werden, diesmal im Fackelschein. Allerdings ist das Publikum spärlicher geworden. Die Leute drängen sich um die Lagerfeuer, welche Licht spenden und wo Unmengen an Essbarem zu ergattern sind. Da ich selbst noch kaum etwas gegessen habe, mache ich mich auf den Weg zu einer der Kochstellen meines Stammes.

Hoffnung - Ariel & Adrian // pausiertWo Geschichten leben. Entdecke jetzt