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Ich hatte Newt gebeten, heute auf der Lichtung bleiben zu können, falls Thomas tatsächlich der Neue war. Meine Aufregung wuchs allmählich und ich konnte es kaum noch aushalten. Unbedingt wollte ich, dass es Thomas war.

Als dann schließlich die Laute Sirene ertönte, war ich die erste, die neben der Box stand. Dann kam Newt und er sah ebenfalls ein wenig nervös aus. Ich weiß nicht, ob man sich jemals so richtig daran gewöhnen konnte.

Mehr und mehr Lichter versammelten sich nun um die Box. Auch Minho kam, er blieb aber bewusst im Hintergrund. Alby quetschte sich durch die Menge und stellte sich neben Newt. Die beiden zogen die großen Schiebetüren auf und es fiel Licht in die Box. Ein Junge saß in der Ecke neben den Boxen und ich konnte gerade mal seine haselnussbraunen Haare sehen. Gally sprang nach unten und er stand auf, sodass der Rest seines Gesichtes zum Vorschein kam. Er war es. Es war Thomas.

Seine ebenfalls braunen Augen schauten verwirrt aber neugierig nach oben, während Gally ihm hoch half. Aus irgendeinem Grund fühlte ich mich erleichtert. Erst Recht, als er auf die Frage wie er hieße "Thomas" antwortete. Ich konnte nicht so richtig begreifen, dass der Junge aus meiner Erinnerung nun tatsächlich vor mir stand.

Dann schaute er mich an und suchte offensichtlich meinen Blick. Als unsere Augen sich trafen, fühlte es sich seltsam an. Aber nicht unangenehm, eher vertraut. Doch bevor ich die Chance hatte etwas zu sagen, wurde er von Alby und Newt weggezogen. Die Menge löste sich auf und alles ging seinen gewohnten Gang, nur ich blieb wie angewurzelt stehen und starrte ins Nichts.

Mal wieder saß ich im Wald um in Ruhe nachzudenken. Seit Thomas in der Box hochgekommen war, hatte ich ihn nicht mehr gesehen. Vielleicht vermied ich ihn aber auch bewusst, weil ich nicht genau wusste wie ich mit der Situation umgehen sollte. Gestern war ich noch aufgeregt gewesen, jetzt war ich verunsichert. Eigentlich sollte ich es positiv sehen, da ich nun mit Sicherheit wusste, dass meine Erinnerungen nicht nur irgendein Hirngespinst waren. Doch es verwirrte mich bloß, denn ich konnte die Puzzleteile immer noch nicht zusammenfügen. Was hatte das alles zu bedeuten? Wieso konnte gerade ich mich erinnern? Wieso schickten die Schöpfer einen mir bekannten Jungen? Im Moment machte für mich überhaupt nichts mehr Sinn.

Nach einer Weile kam Newt zu mir, worüber ich um ehrlich zu sein froh war. Jede Art von Ablenkung war mir nur Recht. Er setzte sich neben mich und seufzte. „Ist er es?", fragte er, als kenne er die Antwort bereits. Ich nickte bloß, woraufhin Newt erneut seufzte. „Was machen wir jetzt?" „Am besten redest du mal mit ihm und schaust, ob er sich auch an dich erinnert", erwiderte er. „Und dann?", fragte ich weiter. „Ich weiß es nicht", sagte er und starrte nachdenklich ins Gras.

Als Newt kurz danach wieder ging, war ich erneut alleine und wünschte mir, dass Minho hier wäre. Ich vermisste ihn, war aber immer noch sauer. Es war ein verwirrendes Gefühl. Was war nur los mit mir?

Am Abend fand dann die Frischlingsparty für Thomas statt. Allerdings hatte ich vor erst später mit ihm zu sprechen, zuerst wollte ich mich ein wenig ablenken und Spaß haben. Auch wenn mir das nicht so Recht gelingen wollte, war ich schon bald leicht angetrunken. Jedoch nicht so sehr wie Minho, der mit den anderen Läufern ein Glas nach dem anderen leerte. Stattdessen war ich die meiste Zeit bei Zart, Pfanne und den anderen und beobachtete Thomas. Gerade redete er mit Newt, der seinen Augen nach zu urteilen auch schon einiges getrunken hatte.

Ich wollte mir gerade noch etwas zu trinken holen, da rief mich Newt zu sich. Vielleicht war das nun endlich meine Chance, mit Thomas zu reden. Ich atmete tief durch und ging zu den beiden. „Thomas, das ist Claire. Unser einziges Mädchen und erstklassiger Läufer", stellte Newt mich vor. „Hey", begrüßte Thomas mich schlicht. „Hey." „Gut das, dann lass ich euch beide mal was quatschen und geh in der Zwischenzeit Chuck auf die Nerven", sagte Newt, klopfte Thomas auf die Schulter und ging.

Nach ein paar Sekunden unangenehmen Schweigens fragte Thomas schließlich vorsichtig: „Du bist also das einzige Mädchen?" „Ja. Ich nehme an Newt hat dir schon alles erklärt?", entgegnete ich. Er nickte bloß und sah etwas verloren aus. Ich hatte Mitleid mit ihm, da ich nur zu gut wusste, wie sich das anfühlte. Wie schwer es war, diese Flut an Informationen zu verarbeiten.

„Hör zu-", fing er an, brach aber sofort wieder ab. Er zog mich außerhalb der Hörweite der anderen und sprach dann leise weiter: „Das mag sich jetzt vielleicht irgendwie dumm anhören und ich hoffe, dass du mich nicht für wahnsinnig hältst, aber ich glaube... ich glaube ich kenne dich. Ich meine du kommst mir irgendwie bekannt vor, ich kann mich an dich erinnern." Das war schon das zweite Mal, dass mir heute ein Stein vom Herzen fiel. „Nein, das hört sich überhaupt nicht dumm an. Ich kann mich nämlich auch an dich erinnern", erwiderte ich. Er lächelte mich an und sah ernsthaft erleichtert aus. Ich erwiderte das Lächeln und fühlte mich gleich viel wohler.

„Wie du sicherlich schon weißt kann sich hier sonst niemand an irgendetwas erinnern, abgesehen vom Namen. Eigentlich soll ich nicht darüber sprechen, aber ich kann mich an so einiges erinnern, nicht nur an dich. Ich hatte so eine Art Vorahnung, dass du kommst. Und ich weiß nicht wieso, aber ich vertraue dir", erklärte ich weiter. „Vielleicht erinnerst du dich bald auch an mehr." „Wow warte, du erinnerst dich an noch mehr?", fragte er verwundert. „Ja, aber das werde ich dir jetzt nicht alles erklären. Ein anderes Mal vielleicht. Ich will nur, dass du weißt, dass du mir vertrauen kannst." „Das tue ich", entgegnete er. „Danke, das bedeutet mir viel."

Ein paar Sekunden lang sahen wir uns einfach nur an, dann gingen wir zurück zu den anderen. Das Gespräch mit Thomas hatte mich ungemein erleichtert. Ich spürte eine ungewohnte Vertrautheit in mir und zum ersten Mal hatte ich aufrichtige Hoffnung. Es fühlte sich an, als kämen wir dem Ausgang immer näher und Thomas könnte der entscheidende Schlüssel sein.

Bevor ich gestern zu Bett gegangen war, hatte ich nochmal schnell mit Newt gesprochen und ihm erzählt, dass Thomas mich erkannt hatte. „Rede mit ihm und versuch herauszufinden, ob er noch andere Erinnerungen hat. Aber überforder ihn nicht." Das war der Plan. Ein nicht besonders guter, aber das war alles was wir hatten. Also verbrachte ich möglichst viel Zeit mit Thomas. Ich erzählte ihm von meiner Ankunft auf der Lichtung und von meinen Anfängen als Läufer. Er hörte stets hochkonzentriert zu und es schien, als versuchte er verzweifelt irgendwelche Parallelen zu finden oder zumindest etwas, das ihm bekannt vorkam. Ich konnte ihm das nicht übel nehmen, auch wenn er manchmal etwas enttäuscht von sich selbst wirkte.

Er freundete sich außerdem mit Chuck und Newt an und scheinbar hatte er keine Angst. Im Gegenteil. Als wir abends oben auf dem Holzturm saßen, sagte er wie aus dem nichts: „Ich möchte Läufer werden." Keine Sekunde hatte ich daran gezweifelt, denn er war wie ich. Er besaß denselben Drang. Den Drang nach Freiheit.

Soweit war also alles in Ordnung. Bis dann zwei Tage später etwas geschah, womit niemand gerechnet hatte. Eigentlich war es ein Tag wie jeder andere, ich saß mit Thomas am Waldrand und hatte gerade etwas gegessen. Doch kurz bevor sich die Tore abends schlossen und eigentlich schon alle Läufer zurück waren, hörten wir auf einmal Schreie. Meiner und Newts Namen wurden durcheinander gerufen und alle waren in heller Aufregung. Sofort eilten Thomas und ich zum Westtor, um das sich schon einige Lichter versammelt hatten.

Newt kam zur selben Zeit wie wir und schaute mich ebenso verwundert an wie Thomas. Wir drängten uns durch die stetig wachsende Menge und als ich die Ursache der allgemeinen Aufregung erblickte, stockte mir der Atem. Vor mir stand ich selbst. Ein Mädchen, das genauso aussah wie ich. Wie ein lebendiges Spiegelbild. Geschockt starrte ich sie an, doch als unsere Blicke sich trafen, sackte sie in sich zusammen.

Just Human ⎡ The Maze Runner ⎦Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt