Ich hatte es ihm versprochen. Ich hatte es Newt versprochen. Auch wenn ich verwirrt war, ging ich jeden Tag mit Minho ins Labyrinth. Allein schon für Newt. Sein Anblick letzte Nacht war schrecklich mit anzusehen und als ich wieder auf meinem Zimmer gewesen war, habe ich mich beklemmt gefühlt. Ich konnte nicht einen Funken Hoffnung in seinen Augen erblicken und trotzdem lächelte er. Er war für mich da, ich war es ihm schuldig einen Ausgang zu finden. Ich konnte ihn einfach nicht länger leiden sehen.
Aber Newt war nicht der Einzige, der mir Sorgen bereitete. Nach dem Gespräch mit Minho gestern Abend hatte ich mich seltsam und irgendwie schuldig gefühlt, obwohl wir gar nicht gestritten hatten. Er hatte es nur gut gemeint, ihn einfach so da sitzen zu lassen, war nicht fair gewesen. Also machte ich mich nach dem Abendessen auf die Suche nach ihm. Ich hoffte sehr, dass er es mir nicht übel nahm.
Schließlich fand ich ihn an der Stelle im Wald, wo wir uns immer heimlich getroffen hatten. Zum Glück war dieses Versteckspiel nun vorbei. Trotzdem kamen wir gerne in den Wald, weil man dort seine Ruhe hatte. Es war der einzige Ort auf der Lichtung, wo man wenigstens für kurze Zeit das Labyrinth vergessen konnte.
Zuerst schien er mich nicht zu bemerken, doch als ich leise „Hey" sagte, drehte er seinen Kopf zu mir. Er lächelte mich an und sagte ebenfalls: „Hey". „Darf ich mich zu dir setzen?", fragte ich vorsichtig, da ich mich immer noch schlecht fühlte. „Als ob ich dich jemals wegschicken würde", erwiderte er und sein Lächeln wurde zum Grinsen. Ich war erleichtert und setzte mich neben ihn, schaute aber zuerst nur auf meine Füße. „Tut mir leid, dass ich gestern einfach so weggegangen bin. Ich weiß, dass du es nur gut gemeint hast", murmelte ich. „Dafür brauchst du dich noch nicht zu entschuldigen. Ich kann dich verstehen. Glaubst du nicht, ich würde den Grund für all das hier gerne wissen? Aber ich kann einfach nicht dabei zu sehen, wie du dir den Kopf darüber zerbrichst." „Ich weiß, dieses Gefühl lässt mich nur einfach nicht wieder los und ich werde verrückt wenn ich nicht-„ „Hey, hey entspann dich", unterbrach mich Minho. Er legte einen Arm um meine Schultern und zog mich näher an sich heran. Ich legte meinen Kopf auf seine Brust und schloss die Augen. Seine Umarmung tat gut und für einen Moment war mein Kopf wie leer.
Ich genoss seine Nähe, es war wie ein Ruhepol für mich. Denn es war gerade das einzig halbwegs normale in meinem Leben, die einzige Pause von alldem um mich herum. Selbst wenn wir im Labyrinth waren genoss ich die Zeit. Natürlich konnte ich das Grübeln nicht komplett abstellen, aber Minho hielt mich am Boden. Wir kamen uns immer näher und ich vermisste ihn schon, nachdem er sich abends mit einem Kuss von mir verabschiedet hatte. Eigentlich waren wir ständig zusammen. Manchmal ging er mir zwar mit seiner sarkastischen Art ein wenig auf die Nerven, aber ich nahm es ihm nicht übel, da ich wusste, dass er auch eine andere Seite hatte. Er konnte auch liebevoll, aufmerksam und sorgsam sein und das war es was ich so an ihm schätzte. Einmal hatte er sich sogar nachts zu mir geschlichen, sich neben mich gelegt und mich die ganze Nacht in seinen Armen gehalten. Ich weiß nicht ob man das eine Beziehung nennen konnte, aber es fühlte sich richtig an.
Allerdings sah ich Newt nicht oft, da ich den ganzen Tag lang im Labyrinth war und er oftmals nach dem Abendessen schon auf sein Zimmer ging. Minho meinte ich sollte mir keine Sorgen machen, doch ich fühlte mich schuldig, weil ich so viel Zeit mit ihm verbrachte und Newt alleinließ, erst Recht nach dieser einen Nacht. Das Bild wollte mir immer noch nicht aus dem Kopf gehen. Bei dem Gedanken, dass er so jeden Abend verbrachte, allein in einem dunklen Raum, fühlte ich mich schlecht. Deswegen beschloss ich ihn ein wenig aufzumuntern.
Nach dem Abendessen ging ich ihn suchen und fand ihn schließlich am Waldrand gegen einen Baum angelehnt sitzen. Er sah nachdenklich aus, doch als ich näherkam konnte ich erkennen, dass seine Augen gerötet und von dunklen Ringen unterzogen waren. Zart hatte mir erzählt, dass Newt in letzter Zeit von morgens bis abends schuftete und so sah er auch aus, vollkommen erschöpft.
Als er mich kommen sah, setzte er wie immer ein Lächeln auf. „Hey Grünschnabel, wie geht's dir? Man sieht dich ja kaum noch", begrüßte er mich. Ich erwiderte das Lächeln und versuchte meine Besorgnis zu verbergen als ich entgegnete: „Ja ich weiß. Mir geht's ganz gut." Bevor er etwas anderes sagen konnte setzte ich mich neben ihn und fragte schließlich vorsichtig: „Wie geht es dir?" Ich suchte seinen Blick doch er seufzte bloß und starrte geistesabwesend ins Gras, als würde er dort die Antwort finden. „Newt du kannst mit mir über alles reden, das weißt du oder? Ich, ich fühle mich einfach schlecht, weil du immer für mich da bist und gerade wo es dir nicht gut geht bin ich nicht für dich da", sagte ich und starrte nun auch auf den Boden. „Claire mir geht's gut du-„ „Newt ich bin doch nicht blind", unterbrach ich ihn und es klang etwas harscher als beabsichtigt. Mein Blick suchte erneut seinen und obwohl er mich nicht ansah, konnte ich sehen, dass sich Tränen in seinen Augen ansammelten. „Tut mir leid, ich, ich-", stammelte er, doch dann brach seine Stimme. „Hey, nein nein ist schon gut. Mir tut es leid, ich hätte dich nicht so drauf ansprechen sollen. Wenn du nicht darüber reden willst ist das okay. Ich will einfach nur nicht, dass es dir schlecht geht", versuchte ich ihn zu beruhigen und es schien zu funktionieren. Er wischte die Tränen fort und sah mich endlich an. Diesmal war es ein echtes Lächeln und auch wenn es nicht bis zu seinen Augen reichte, war es genug.
In den nächsten Tagen sah ich Newt öfters. Er wirkte nicht mehr so erschöpft und es ging ihm wenigstens ein bisschen besser, auch wenn ich immer noch nicht wusste was los war. Wir sprachen schlichtweg nicht mehr darüber und für eine Weile war ich glücklich, so seltsam es klingen mag.
DU LIEST GERADE
Just Human ⎡ The Maze Runner ⎦
Fanfic"They're not superheroes, they're just teenagers." ⁓ Dylan O'Brien Sie ist seit langem das einzige Mädchen. Sie ist seit langem die einzige Hoffnung. Und sie ist die einzige, die sich erinnert. Claire ist ein draufgängerisches Mädchen, das mit ihre...