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Ich verstand es nicht. Ich verstand es einfach nicht. Verstand nicht, wieso Minho sich so verhielt. Im einen Moment schien wieder alles gut zwischen uns zu sein und im nächsten stritten wir uns und er machte mir Vorwürfe. Vielleicht hätte ich ihm das gestern nicht so an den Kopf werfen dürfen, aber das änderte nichts an der Tatsache, dass er derjenige war, der unsere Beziehung so kompliziert machte. Es war am besten, mich erst mal ein wenig von ihm zu distanzieren.

Eigentlich wollte ich nochmal schnell zu Thomas, bevor er seine Ausbildung zum Läufer heute antrat, doch ich wusste nicht wann Minho ihn holen kam und ich wollte ihm nach gestern nicht unbedingt über den Weg laufen. Außerdem musste ich mich selbst fertig machen, um ins Labyrinth zu gehen.

Aber als ich dann gegen Abend zurück kam und mit Karten zeichnen fertig war, machte ich mich sofort auf die Suche nach Thomas. Wie vermutet war er in der Küche und holte sich etwas zu essen. Newt war ebenfalls da. Ich begrüßte die beiden mit einem schlichten: „Hi." „Hey Grünschnabel", sagte Newt beiläufig, während er im Kühlschrank wühlte. „Hey", begrüßte mich Thomas. „Und, wie war der erste Tag?", fragte ich und lächelte ihn an. „Du glaubst nicht, was wir gefunden haben", erwiderte er. „Ihr habt was gefunden?" „Ja. Und zwar ist die Klippe nicht das, was wir gedacht haben. Sie ist sowas wie das Griewerloch. Der Ein- und Ausgang der Griewer", erzählte er aufgeregt. „Wie kann es ein Ausgang sein, die Klippe führt ins absolute nichts", entgegnete ich verwirrt.

Daraufhin klärte er mich über das schätzungsweise ein Quadratmeter große Loch auf, das er und Minho an der Klippe gefunden hatten. Anscheinend fielen Gegenstände dort nicht ewig, sie verschwanden einfach. Sie hatten es wohl mit Steinen ausprobiert.

Als er endete, wusste ich nicht so Recht was ich sagen sollte. „Das ist die erste richtige Spur, seit zwei Jahren", sagte Thomas. „Er hat Recht, Claire. Womöglich haben sie tatsächlich einen Ausgang gefunden", mischte Newt sich ein. „Aber wie können wir uns sicher sein?", fragte ich skeptisch. Eigentlich müsste ich mich freuen, denn war das nicht das, was ich schon seit Monaten wollte? Vielleicht war ich einfach nur ein wenig gekränkt, weil ich nicht diejenige gewesen war, die es rausgefunden hatte. „Keine Ahnung. Ich schätze wir müssen das ganze einfach nochmal überprüfen", erwiderte Newt schulterzuckend. „Ich weiß ganz genau, dass da etwas ist", beharrte Thomas. In dem Moment kam mir eine Idee, doch ich beschloss, sie erst mal für mich zu behalten.

Nach dem Abendessen gingen Thomas und ich dann zum Holzturm. Eine Weile beobachteten wir einfach nur den Sonnenuntergang, bis er plötzlich sagte: „Du hast mir nie erzählt, woran du dich noch erinnern kannst." „Naja, eigentlich kann ich mich nur daran erinnern, wie ich die anderen auf Bildschirmen beobachtet hab. Ich glaube ich war bei den Schöpfern", erwiderte ich knapp. Komischerweise war es keineswegs unangenehm, mit Thomas darüber zu sprechen. Im Gegenteil, es fühlte sich sogar gut an. Jedoch beschloss ich, die Erinnerung an Minho erst mal für mich zu behalten.

„Wirklich? Daran kann ich mich nämlich auch erinnern. Ich glaube... ich glaube ich habe für sie gearbeitet. Für die Schöpfer meine ich. Ich weiß nicht, aber irgendwie macht mir das Angst." „Wieso macht dir das Angst?", fragte ich verwirrt. „Naja, wegen der ganzen Sache mit Ben und so. Er hat gesagt, ich wäre böse und alles wäre meine Schuld. Was, wenn er Recht hat? Was, wenn ich tatsächlich für die Schöpfer gearbeitet und euch... und euch weh getan habe", sagte er und schien sich ernsthaft schuldig zu fühlen. „Hör mal, du hast an überhaupt nichts Schuld. Und selbst wenn du für sie gearbeitet hast, ich bin sicher, dass es einen Grund dafür gab. Außerdem habe ich da auch mit drin gesteckt", entgegnete ich und nahm seine Hand. Er verschränkte seine Finger mit meinen und fragte: „Was meinst du damit?"

Ich atmete einmal tief durch, bevor ich ihm antwortete. „Weißt du noch, als ich dir erzählt habe, dass ich mich an dich erinnern kann und dass ich so eine Art Vorahnung hatte, dass du kommst?" Er nickte. „Einen Tag, bevor du kamst, hatte ich nachts eine Erinnerung. Ich habe uns gesehen. Wir saßen auf einem Bett in einem kleinen, weiß tapezierten Zimmer und haben geredet. Darüber, dass ich bald ins Labyrinth müsse und du nachkommen würdest. Du hast meine Hand genau so gehalten wie jetzt gerade. Wir standen uns glaube ich sehr nahe. Deswegen habe ich dir vom ersten Moment an vertraut. Um ehrlich zu sein habe ich sogar gehofft, dass du kommen würdest. Das klingt bestimmt bescheuert, aber auch wenn ich mich nur an dich erinnern konnte, habe ich dich vermisst."

Just Human ⎡ The Maze Runner ⎦Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt