Zum ersten Mal seit einer Weile konnte ich endlich wieder durchschlafen. Die Dunkelheit lullte mich still ein und gab mir eine ungewohnte Sicherheit, die mir allerdings schnell wieder wie ein Teppich unter den Füßen weggezogen wurde.
Auf einen Schlag riss ich die Augen auf und fuhr hoch. Schreie. Splitterndes Glas. Hektisches durcheinander laufen.
Ich sprang aus dem Bett und brauchte erst mal ein paar Sekunden, bis ich verstand, was überhaupt vor sich ging. Das Fenster an der Wand direkt neben meinem Bett war zersplittert. Grelles Licht schien hinein und direkt vor den Gitterstäben stand ein Mann, dessen blutige Hände versuchten nach drinnen zu langen. Seine blutunterlaufenen Augen waren weit aufgerissen und schauten mich voller Wahnsinn an, während ich nur auf die riesige, offene Wunde starren konnte, die sich quer über seine rechte Wange zog. Als ich durch den ganzen Eiter dann auch noch seine Zähne sehen konnte, wurde es mir zu viel. Und ich dachte, ich würde nie ein schlimmeres Monster als einen Griewer zu Gesicht bekommen.
„Ich bin ein Crank!", schrie er dann auf einmal. „Ich bin krank! Krank! Krank!" Dabei flog der Speichel nur so. „Bringt mich um! Bringt mich um! Bringt mich um!"
Ich verzog mein Gesicht vor Ekel und drehte mich um, zuckte aber kurz erschrocken zurück, weil Minho direkt vor mir stand. „Sie sind überall", sagte er und sah ehrlich verzweifelt aus, was ich ihm nicht verübeln konnte. Ich fühlte mich auch mehr als überfordert. „Von den Strünken, die uns gerettet haben, gibt es keine Spur." „Das soll wohl ein schlechter Scherz sein", erwiderte ich lachend, doch in Wahrheit stand ich den Tränen nahe. Es war einfach alles zu viel.
Minhos Blick wanderte zu dem Bett rechts neben uns. „Wie kann der bitte noch schlafen?", fragte er ungläubig. Ich folgte seinem Blick und tatsächlich; Thomas lag dort und schlief tief und fest. „Ich weck ihn, hol du Newt", entgegnete ich. Minho nickte und lief davon.
Ich ging hinüber zu Thomas und rüttelte an seiner Schulter. „Thomas! Hey, Thomas!" Doch er drehte sich bloß auf die andere Seite. „Thomas!", rief ich erneut und zog diesmal an seinem Arm. Langsam öffnete er schließlich die Augen und blickte mich verwirrt an. „Ist es schon Morgen?", fragte er und setzte sich auf. „Ja und wir haben ein großes Problem, also steh auf", erwiderte ich ungeduldig und zog ihn aus dem Bett. „Was ist denn- oh" Er stockte, als er den Mann, der sich selbst „Crank" nannte, vor dem Fenster sah. „Ja. Die sind überall", seufzte ich.
Thomas wollte gerade etwas erwidern, da wurde er von Newt unterbrochen. „Keine Ahnung was hier abgeht, aber so wie es aussieht, sind da draußen ein Haufen Spinner, die uns zum Frühstück verspeisen wollen. Wir müssen uns einen anderen Raum suchen und eine Versammlung abhalten. Von diesem verdammten Gekreisch platzt mir noch der Schädel." „Du willst jetzt allen Ernstes eine Versammlung abhalten? Wir sind nicht mehr auf der verdammten Lichtung", entgegnete ich. Eine Versammlung kam mir in dieser Situation einfach albern vor.
„Hast du denn eine bessere Idee, Grünschnabel? Ich bin offen für Anregungen", sagte Newt und sah mich fragend an. „Nein", murmelte ich und gab mich geschlagen. Sollten sie doch ihre Versammlung abhalten, ich hatte dafür jetzt keine Nerven.
„Gut, das. Dann trommeln wir mal alle zusammen", entgegnete Newt seufzend. Während er und Minho also versuchten, die aufgewühlte Menge zu beruhigen und zusammenzubringen, blieb ich etwas ratlos neben Thomas stehen.
„Von wegen Sicherheit", sagte er schnaubend. Ich suchte seinen Blick, doch er starrte bloß abwesend auf den Boden. Vorsichtig nahm ich seine Hand und drückte sie leicht, denn ich wusste in dem Moment keine andere Möglichkeit ihm zu zeigen, dass ich für ihn da war. Was auch immer nun geschehen würde.
Inzwischen hatten sich alle Lichter um die Tür versammelt. Minho und Newt rüttelten vergeblich am Knauf; die Tür war offensichtlich abgeschlossen. Zu der Erkenntnis war Newt mittlerweile auch gekommen. „Abgeschlossen", brummte er, als Thomas und ich zu ihnen stießen. „Ach nee, Superhirn", sagte Minho und verdrehte die Augen. „Kein Wunder, dass du nach Isaac Newton benannt worden bist. Das war sozusagen eine echt geniale Erkenntnis." Nun war ich diejenige, die die Augen verdrehte. Fast hätte ich einen passenden Kommentar abgelassen, wäre Newt mir nicht zuvorgekommen. „Wir brechen den Griff einfach ab." Er wusste nur zu gut, dass man Minhos sarkastische Bemerkungen am besten ignorierte, doch ich konnte es manchmal einfach nicht lassen, meinen Senf dazuzugeben.
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Just Human ⎡ The Maze Runner ⎦
Fanfiction"They're not superheroes, they're just teenagers." ⁓ Dylan O'Brien Sie ist seit langem das einzige Mädchen. Sie ist seit langem die einzige Hoffnung. Und sie ist die einzige, die sich erinnert. Claire ist ein draufgängerisches Mädchen, das mit ihre...