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Doch weder Thomas noch ich hatten Zeit zu reagieren, denn im selben Moment ertönte ein schrillender Alarm. Augenblicklich presste ich mir die Hände auf die Ohren und dann erst fiel es mir auf; es war der Frischlingsalarm.

Die anderen liefen panisch umher und versuchten die Ursache zu finden, während ich nur wie versteinert auf dem Bett sitzen konnte, da ich von dem schrecklichen Lärm langsam Kopfschmerzen bekam. Minho und Aris kamen nun aus dem Badezimmer zurück und blickten sich verwirrt um. Der einzige, der wirklich etwas unternahm, war Bratpfanne.

Er stürzte zur Tür und versuchte sie aufzukriegen. Thomas und Newt folgten ihm und schrien sich gegenseitig an, doch ich konnte es nicht verstehen. Die Tür ging nicht auf, selbst als sich der stämmige Koch dagegen warf. Thomas lehnte sich frustriert gegen die Wand und schien fieberhaft nachzudenken. Dann hörte der Alarm auf einmal auf.

Schlagartig wurde es so still, dass ich das Gefühl hatte, taub geworden zu sein. Es lag eine Art Surren in der Luft, die mir in Mark und Knochen fuhr und fast noch schlimmer war als der schrille Lärm.

Newt war der erste, der die Stille durchbrach. „Jetzt sagt mir bloß nicht, dass wir gleich 'ne Ladung Frischlinge geliefert kriegen." „Und wo soll in dem Saftladen hier die Box sein?", entgegnete Minho, wobei seine Stimme nur so vor Sarkasmus triefte.

Dann war plötzlich ein leises Knarren zu hören. Die Tür zum Gemeinschaftsraum war aufgesprungen und durch den kleinen Spalt, der sich gebildet hatte, sah man nichts als Dunkelheit. Minho ging zu der Tür und zögerte einen Moment. Er versuchte lässig wie immer zu wirken, doch ich wusste, dass er Angst hatte. Vor allem das Tattoo hatte ihm einen riesen Schrecken eingejagt. Einen kurzen Blick warf er mir noch zu, dann öffnete er die Tür ganz und trat in die Dunkelheit.

Ich stand auf und stellte mich an die Türschwelle, ungeduldig ins schwarze Nichts starrend. Es dauerte einen Moment, bis Minho schließlich rief: „Gefunden!" Erneut flutete grelles Neonlicht den Raum, doch dieses Mal blendete es mich nicht und ich sah es sofort; die Leichen und somit auch der Gestank waren ohne jegliche Spur verschwunden.

Newt schob sich an mir vorbei und betrat mit weit aufgerissenen Augen den nun leeren Raum. Hinter mir drängten sich die anderen Lichter, alle wollten sie sehen, was da vor sich ging. Oder besser gesagt, was nicht vor sich ging.

Minho durchbrach als erster das entsetzte Schweigen. „Unmöglich, dass jemand so viele Leichen in so kurzer Zeit irgendwo hinschaffen kann. Außerdem ist immer noch von innen abgeschlossen." Newt stand weiterhin bloß schweigend in der Mitte des Raumes und runzelte die Stirn.

„Hey, hörst du das?", sagte Thomas auf einmal und zog an meinem Arm. „Nein?", entgegnete ich und lies es absichtlich wie eine Frage klingen. „Die Cranks schreien gar nicht mehr", murmelte er und zog mich ohne eine Antwort abzuwarten zurück in unseren Schlafsaal, wo mir erst mal der Atem stockte. Alle Fenster waren von außen zugemauert.

Ich seufzte bloß und beschloss, mir gar nicht erst den Kopf darüber zu zerbrechen. Der qualmte eh schon. Minho hatte anscheinend mittlerweile auch genug. „Was ist das denn für ein Mist?", rief er wütend, als er hinter mir ins Zimmer kam. „Kein Mensch kann so schnell verdammte Mauern hochziehen", sagte Newt kopfschüttelnd. Er kaute auf seiner Unterlippe herum und ich konnte die Rädchen in seinem Kopf förmlich rattern sehen.

Minho ging zu einem der Fenster, streckte seine Hand zwischen den Gitterstäben hindurch und drückte gegen die Backsteine. „Solide", murmelte er und schlug frustriert dagegen. „Was machen wir jetzt?", fragte ich und konnte das Zittern in meiner Stimme dabei kaum verbergen. „Keine Ahnung", seufzte Minho. „Ich schätze wir sehen uns nochmal überall um, vielleicht hat sich noch was geändert." „Die Betten sind schonmal alle gemacht", bemerkte Newt.

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