Just Human ⎡ The Maze Runner ⎦

3.3

„Caitlyn?" Seine Stimme klang rau, als hätte er sie lange nicht mehr benutzt. „Claire?" Er sah uns abwechselnd ungläubig an, bis er dann schließlich einen Schritt zurück ins Haus trat und gleichzeitig Caitlyn an sich zog. Ich war mir nicht ganz sicher ob sie schluchzte oder lachte, mir war jedenfalls eher zum Weinen zumute, als ich ein wenig betreten daneben stand und dabei zusah, wie die beiden sich gefühlte zehn Minuten lang glücklich in den Armen hielten.

Ich warf noch einen letzten Blick zurück zu den anderen, bevor ich schließlich einfach eintrat und die Tür hinter mir schloss. Als ich mich dann umsah, sah alles genauso aus, wie ich es in meiner Erinnerung gesehen hatte. Der einzige Unterschied war, dass nicht nur auf der Küchentheke und dem Couchtisch, sondern auch überall auf dem Boden verteilt leere Bierflaschen standen. Es beschlich mich ein düsterer Gedanke und ich musste schwer schlucken. Sollte das hier wirklich der Ort sein an dem ich aufgewachsen war? Es fühlte sich jedenfalls nicht so an. Eher wie ein Film, der weit weit weg von mir auf einer Leinwand abgespielt wurde.

Irgendwann ließ er sie schließlich los und betrachtete sie für einen Moment. „Mein kleines Mädchen", murmelte er und strich ihr über's Haar. „Du bist so gewachsen." Dann sah er endlich zu mir herüber. Ich war mir nicht ganz sicher, wie ich mich ihm gegenüber verhalten sollte und er offensichtlich auch nicht. Es war, als hätte jemand das Lächeln mit einem Lappen aus seinem Gesicht gewischt und so stand er einfach nur da und starrte mich etwas unentschlossen an.

„Hey, Dad", sagte ich schließlich, nur um die unangenehme Stille zu durchbrechen. „Was macht ihr hier?", fragte er und klang dabei nicht gerade glücklich. Die Frage brachte mich ein wenig aus dem Konzept. Ich dachte er würde sich freuen, uns nach all den Jahren wiederzusehen. Das würde man zumindest annehmen, oder?

„E-Ein Bekannter hat uns erzählt, dass du noch hier lebst und nachdem wir uns an dich erinnert-", übernahm Caitlyn das Wort, doch sie wurde von ihm unterbrochen. „Ein Bekannter? Was für ein Bekannter?" „N-Naja-", fing sie an, doch er ließ sie wieder nicht aussprechen. „Wo wart ihr denn bitte? Was zur Hölle habt ihr getrieben?" Seine Stimme wurde lauter, woraufhin Caitlyn und ich automatisch einen Schritt zurückwichen. „Ich hab mir Sorgen um euch gemacht! Aber anscheinend müsst ihr euch ja erst mal wieder dran erinnern, dass ihr überhaupt noch einen Vater habt!"

In dem Moment, wo mir seine Alkoholfahne in die Nase stieg, wurde mir so einiges klar. „Du solltest froh sein, dass du überhaupt noch Töchter hast", entgegnete ich leise, doch er hatte es trotzdem gehört. „Wie bitte?" Mir entfuhr ein bitteres lachen. „Wie lange waren wir weg, huh? Hast du das überhaupt mitgekriegt?" Er wusste offensichtlich nicht, was er darauf erwidern sollte, denn er starrte bloß perplex zu Boden und überlegte für einen Moment. „I-Ich weiß nicht... Welcher Tag ist heute?"

Ich sah zu Caitlyn, deren Augen sich in Schock weiteten, als ihr ebenfalls klar wurde, was hier vor sich ging. Trotzdem ging sie wieder einen Schritt auf ihn zu und streckte vorsichtig die Hand nach ihm aus. „Dad, was ist los mit dir?" Nun war er es, der bitter lachte. „Was mit mir los ist?", entgegnete er und brüllte dabei schon fast, woraufhin sie augenblicklich ihre Hand wieder zurückzog. „Ich glaube das solltest du wohl eher deine Schwester fragen!"

Dann wandte sich sein wutentbrannter Blick an mich, doch er sagte nichts und funkelte mich bloß stumm an. Eine angespannte Stille legte sich über den Raum, die mit Worten so nicht zu beschreiben war. Wie ein Vulkan, der jeden Moment drohte über zu brodeln. Lange würde es nicht mehr dauern.

„Du", zischte er dann schließlich verachtend. „Du bist einfach abgehauen." Er fing an zu brüllen, dass der Speichel nur so flog. „Das ist alles deine Schuld!" Er trat näher und zeigte bedrohlich mit einem Finger auf mich. „Das ist alles deine Schuld! Das ist alles deine Schuld! Das ist alles deine Schuld!"