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Am nächsten Tag war ich gerade auf dem Weg zum Kartenraum um meine Ausrüstung zu holen, da wurde ich von Newt aufgehalten. „Hey, Grünschnabel! Warte mal!", rief er, als er auf mich zukam. „Ja, ja ich weiß. Ich bin schon spät dran und ich sollte eigentlich früher aufstehen. Tut mir leid aber ich brauche meinen Schlaf." „Nein, darum geht es gar nicht", lachte er. „Heute geht keiner ins Labyrinth." „Wieso?", fragte ich verwirrt. „Weil Minho und Alby schon ganz früh los sind, um Bens Spuren zu verfolgen." „Denken sie er hat überlebt oder was?" „Nein. Sie wollen herausfinden, wieso er mitten am Tag gestochen wurde", erklärte er. Ich nickte. Irgendwie hatte ich ein schlechtes Gefühl bei der ganzen Sache.

Newt nahm wieder seinen Posten in der Krankenhütte ein und ich ging zu Thomas, der mich verwirrt ansah, als ich mich zu ihm setzte. „Was machst du denn hier? Solltest du nicht im Labyrinth sein?", fragte Chuck, der sich ebenfalls zu uns gesellte. „Heute sind nur Minho und Alby gegangen." „Ja habe ich gesehen. Was haben sie vor?", erwiderte Thomas. „Sie wollen Bens Spuren nachverfolgen, weil es ungewöhnlich ist, dass er tagsüber gestochen wurde." Er sah mich traurig an und fragte dann zögerlich: „Glaubst du, glaubst du er hat es geschafft?" „Ben? Nein", mischte sich Chuck ein und ich nickte bestätigend. „Niemand hat bis jetzt eine Nacht im Labyrinth überlebt." Thomas Blick wurde düster. Vorsichtig nahm ich seine Hand und drückte sie leicht, woraufhin er mich milde anlächelte. Offensichtlich ging ihm das alles sehr nahe.

Gegen Abend begaben wir uns dann zum Westtor. Auch einige andere Lichter waren gekommen, sogar Gally. Doch am meisten Sorgen machte mir Newt. Aufgewühlt lief er auf und ab, sichtlich nervös. Ich ging auf ihn zu und hielt ihn vorsichtig am Arm fest, um ihn zum Stehen zu bringen. „Hey Newt, was ist los?", fragte ich. „Sie sollten schon längst zurück sein", erwiderte er, ohne mich dabei anzusehen. „Ich bin sicher, sie werden es schaffen", versuchte Thomas, der nun auch dazu gestoßen war, ihn aufzuheitern. Newt seufzte bloß und starrte weiterhin auf den kahlen Gang vor uns.

Je mehr Zeit verging, desto unruhiger wurde er. Und so langsam wurde ich auch nervös. Der Gedanke, dass ich Minho nie wieder sehen würde, ohne mich vorher mit ihm ausgesprochen zu haben, machte mir Angst. Er musste es einfach schaffen. Doch die Zeit rann davon und sie tauchten nicht auf. Und als ich dann das Knacken hörte und die Tore sich zu schließen begannen, kamen mir die Tränen. Das konnte nicht sein. Irgendwas musste schief gelaufen sein.

„Da!", rief Thomas plötzlich und rüttelte aufgeregt an meinem Arm. Ich hob meinen Blick und sah Minho und Alby am Ende des Gangs. Mein Herz machte einen Satz. Vielleicht schafften sie es doch. „Irgendwas stimmt nicht", sagte Newt und zerschlug meine Hoffnung somit gleich wieder. Aber er hatte Recht. Offensichtlich war Alby aus irgendeinem Grund bewusstlos, denn Minho schleppte ihn förmlich hinter sich her. Bei dem Tempo würden sie es nie schaffen.

Gally war offensichtlich derselben Meinung wie ich, denn er schrie: „Minho lass ihn liegen!" Ich mochte Gally nicht besonders, doch zum ersten Mal hatte er tatsächlich etwas Sinnvolles gesagt. Nun begannen auch die anderen zu schreien und Minho anzufeuern, doch er weigerte sich Alby zurückzulassen. Ich hatte nichts anderes von ihm erwartet, aber in dem Moment wollte ich nur, dass Minho überlebte. Alles andere war mir gleich.

„Das schaffen sie nicht", murmelte Newt, sodass nur ich und Thomas es hören konnten. Dann auf einmal setzte Thomas sich in Bewegung. Ich begriff erst was er vorhatte, als er schon zwischen den Mauern war. „Thomas!", schrie ich fast automatisch und mein Herz setzte aus. Jetzt würden sie beide sterben, war der erste Gedanke, der mir durch den Kopf schoss und ich konnte die Tränen nicht mehr zurück halten.

Er schaffte es, doch die Tore schlossen sich nur eine knappe Sekunde später. Eine plötzliche Stille überkam alle, die mich zu erdrücken drohte. Meine Beine fühlten sich taub an und schienen auf einmal nicht mehr zu funktionieren. Ich stürzte auf die Knie und begann zu schluchzen. Augenblicklich spürte ich, wie Newt seine Arme um mich legte und mich an sich zog. Doch nichts konnte das Gefühl vertreiben, dass ich gerade die einzigen zwei Menschen verloren hatte, die mir noch Hoffnung gaben.

Just Human ⎡ The Maze Runner ⎦Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt