~ Es ist schlimmer! ~

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'Die nächsten zwei Monate werden garantiert sehr stressig' denke ich mir als ich mich rücklings auf mein Bett fallen lasse.

Jap. Und damit hatte ich auf jeden Fall recht. Sachen packen, ständig irgendwelche Mails schreiben, Visum beantragen, was zum Glück ziemlich schnell ging und währenddessen noch arbeiten. Das Ganze war wirklich sehr stressig.

Die Kinder und Jugendlichen, denen ich Tanzstunden gebe, also besser gesagt gab, waren ganz schön traurig, dass ich gehen muss. Aber ich habe ihnen erklärt, was es für mich bedeutet und sie haben sich letztendlich für mich gefreut. Ich gab ihnen mein Versprechen, dass ich sie besuchen komme und versuche mir so viele Vorstellungen anzuschauen wie es geht. Meine Freundin hat einen Kumpel der ihr helfen wird, die Rabauken unter Kontrolle zu bringen, damit sie es nicht allein machen muss.

Meine Wohnung habe ich auch sicher. Der Vermieter war sehr freundlich, soweit ich es beurteilen kann. Wir haben ja nur geschrieben. In Seoul hat mein Vater zufällig ein paar gute Freunde, die sich darum kümmerten sich mein zukünftiges Apartment anzuschauen. Sie waren begeistert davon, meinte mein Vater.

Die Männer waren auch so nett und haben mir ein ordentliches Auto besorgt. „Einen von ihnen kennst du sogar", meinte mein Vater als wir am Esstisch darüber geredet haben. „Ach so?" Ich zog die Augenbrauen hoch und rasselte jedes Gesicht in meinen Gedanken hoch und runter, welches ich schon einmal gesehen und mir gemerkt hatte. Aber niemanden konnte ich mit einem Kumpel meines Vaters verbinden.

„Du warst noch ganz klein. Aber ihr habt euch gut verstanden. Er heißt Kim Joon. Ich habe mit ihm abgesprochen, dass er dich vom Flughafen abholt", grinste er und schaufelte sich ein paar Nudeln in den Mund.

Und jetzt stehe ich am Flughafen. Vor mir stehen meine Eltern und schauen mich betrübt an. Zuerst ziehe ich meine Eomma in meine Arme und dann meinen Appa. „Ich komme so oft es geht nach Deutschland", verspreche ich hoch und heilig und halte dabei demonstrativ zwei Finger hoch.

„Los du musst jetzt zu deinem Flieger", mahnt mich meine Mama und schickt mich los. Sie klingt traurig. Aber wer kann es ihr verübeln? Schließlich habe ich 23 Jahre lang bei ihr gewohnt und jetzt fliege ich gleich in ein anderes Land, am anderen Ende der Welt. Mein ganzes Gepäck, welches übrigen Unmengen an Zusatzkosten verursacht, da es natürlich viel zu viel war, ist wahrscheinlich schon im Flieger, zwei große Koffer, eine Reisetasche und drei Umzugskartons. Den Rest will mir mein Appa nächsten Monat nachschicken. Ich kann meine ganzen Klamotten einfach nicht hier in Deutschland lassen.

Als ich in den Flieger steige muss ich schwer schlucken. Jetzt ist es soweit. Ich fliege nach Seoul um dort in einem bekannten Entertainment zu arbeiten. Das nervigste an der Sache sind allerdings die 13 Stunden Flug, die ich jetzt hinter mich bringen muss. Und das mit ekligen, fremden Menschen.

Vor dem Flughafen in Seoul, auf dem Parkplatz steht ein Mann mit einem Schild in der Hand auf welchem mein Name nur schwer zu lesen ist. Es ist bereits dunkel und wohl mitten in der Nacht. Genau weiß ich es nicht da ich noch nicht auf eine Uhr geschaut habe.

Cho Elara-Mie

Der Name ist sehr ungewöhnlich was daran liegt, dass mein Vater mir einen koreanischen Namen geben wollte, meine Mutter aber nicht. Deswegen haben sie sich auf einen Doppelnamen geeinigt. Ich finde es nicht schlimm. Wieder eine Sache mehr um aufzufallen.

Ich grinse über meine Gedanke in mich hinein und laufe mit dem Gepäckwagen vor mir auf den Mann zu. Vor ihm verbeuge ich mich höflich, was eigentlich so gar nicht meine Art ist, und stelle mich vor.

,,Sie müssen wohl Herr Kim sein?" ,,Ja. Aber nein mich bitte Joon. Schließlich kenne ich dich seitdem du klein bist." Auf seinem Gesicht zeichnet sich ein Lächeln ab.

ᵇᵃᵇʸ ᵈᵃⁿᶜᵉ ᶠᵒʳ ᵐᵉ  ɢ-ᴅʀᴀɢᴏɴWo Geschichten leben. Entdecke jetzt