T H I R T E E N

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Ryan raste die Straßen lang, raus aus der Stadt. "Wo geht es hin?", fragte ich vorsichtig. "In meinen Heimatort. Zu meinem Zuhause"

Wir kamen einige Stunden später an einem großen, etwas verwahrlosten Haus an. Der Garten war zugewachsen mit Unkraut und auch an der Fassade wuchs überall Gestrüpp. "Bist du dir sicher, dass wir hier richtig sind?", ich schaute Ryan genau in die Augen. "Ja bin ich", er wich meinem Blick aus. "Und was ist das hier? Was wollen wir hier? Das Haus ist gruselig!" "Hier bin ich aufgewachsen". Geschockt sah ich ihn an. Hier, in diesem Drecksloch soll er aufgewachsen sein? Hier soll er seine gesamte Kindheit verbracht haben? "Ryan..", weiter kam ich nicht, denn aus dem Hausinneren waren Schreie zu hören. Kinderschreie. Ryan sprinntete los, so schnell konnte ich gar nicht reagieren. Kurz vor dem Hauseingang holte ich ihn ein. "Ryan.. jetzt.. bleib doch mal... stehen. Puh", außer Atem versuchte ich ihn zum stehen zu bekommen. "Nichts mit stehen bleiben! Beweg deinen Hintern und komm endlich, da ist meine Schwester drin", er packte mich feste am Arm und zog mich hinter sich her. Scheiße, seine kleine Schwester war noch hier. Als er damals von ihr gesprochen hatte dachte ich sie sei bei einer anderen Pflegefamilie untergekommen und hatte mich schon gewundert wieso die beiden getrennt vermittelt wurden. Normalerweise kamen Geschwister immer zusammen unter. Weiter nachdenken konnte ich nicht, denn wir standen nun in einer heruntergekommenen Küche. Von der Decke tropfte irgendeine widerliche Flüssigkeit, überall standen dreckige oder gar verschimmelte Teller. Der Boden war voller Müll und Dreck. Und in dem ganzen Dreck konnte ich kleine Kinderfüße aus machen. Meine Augen wanderten von den Füßen immer weiter nach oben, bis ich in große, blaue Kulleraugen blickte. Sie war Ryan wie aus dem Gesicht geschnitten. Ihre Augen schrien förmlich nach Hilfe, sie blutete an der Stirn und ihre Arme waren voll mit blutigen Schnitten und blauen Flecken. Ich schätze das Mädchen mal auf 15 Jahre. Mein Blick wanderte zu dem Mann neben ihr. Er schaute Ryan geschockt an. Der Mann war nicht so groß, Ryan war ungefähr ein Kopf größer als er, er hatte eine Glatze und einen zerzausten, ungepflegten Bart. Sein T-Shirt war schmuddelig, es war dreckig und vollgeschwitzt. Außerdem roch er stark nach Alkohol. Ich blickte an ihm herab und sah wie er ein Kochlöffel in der Hand hiel wo Blut dran war. Daher also die Kopfwunde des Mädchen.

"Fass sie noch einmal an und ich bringe dich um! So wie du Mama umgebracht hast!", Ryans Augen spiegelten puren Hass wieder und für eine Sekunde hatte ich furchtbare Angst vor ihm. "Sei still du missratender Affe!", blaffte der Mann.  "Wenn hier einer missraten ist, dann du", kam es von dem Mädchen. "DU KLEINES DRECKSGÖR!", brüllte der Mann und wollte grade mit dem Kochlöffel zuschlagen, da packte es mich und ich rannte zu dem Mädchen hin um sie zu schützen. Ich realisierte erst was ich da getan habe, als mich der Kochlöffel volle Kanne an meiner Schulter draf. Ich schrie kurz auf vor Schmerz, schaffte es aber noch das Mädchen von dem Mann wegzuziehen. "Bist du verrückt geworden?", zischte Ryan. Doch weiter konnte er nichts sagen, weil der Mann auf ihn los ging und ihm eine verpasste. "Du mieses Arschloch! Versuchst nicht schon wieder meine Vio wegnehmen. Das du dich überhaupt noch hierher traust, nachdem wie du letztes mal hier abgehauen bist.", bei letzten Satz fing er an zu grinsen. "Achso, also  waren sie das, der ihn letztes mal so zugerichtet haben. Blaues Auge, blutende Nase!". "Schätzchen, misch dich nicht ein. Und außerdem, du hast ja auch ein schönes blaues Auge. Hat er seine Wut an dir rausgelassen? So wie du es bei deiner Mutter auch immer getan hast?", der letzte Satz war an Ryan gerichtet. "Du bist doch Krank! Krank bist du! Ich hasse dich! Ich hasse dich aus tiefsten Herzen! Hoffentlich brennt dein Haus ab, aber während du drinnen bist!", Ryan zitterte am ganzen Körper. Er nahm meine Hand, ich nahm Vio's Hand und Ryan zog uns nach draußen zu seinem Auto.

"Hier nimm die", ich zog meine Jacke aus legte sie Vio um die Schultern. Das arme Mädchen zitterte vor angst oder vor kälte. "Wir nehmen dich jetzt erstmal mit zu mir nach Hause, das wird für meine Mutter kein Problem sein. Ryan wohnt ja auch bei uns. Komm mit ins Auto", ich zog sich leicht am Arm und sie kam mit. Sie stieg zuerst ein und bevor Ryan es ihr gleich machen konnte hielt ich ihn kurz auf. "Ryan, wir unterhalten uns später. Ich lass dich mit dem Thema nicht alleine".

RYANWo Geschichten leben. Entdecke jetzt