T W E N T Y - F I V E

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Zitternd betrachtete ich den Schatten der beiden Füße die vor meiner Tür standen. Dann klopfte es leise und Kanes Stimme ertönte. "Ich bins nur, kann ich rein kommen?". Mit piepsiger Stimme bejahte ich seine Frage und keine Sekunde später ging die Tür auf. "Tess? Wo bist du?", er klang verwirrt. Ohne etwas zu sagen kam ich aus meinem Versteck gekrochen. "Ach hier bist du". "Was war das eben für ein Knall?", immer noch zitternd umklammerte ich meinen Stift. "Wollte die Möbel ein bisschen umstellen und mir ist der Tisch umgefallen. Alles ist gut, keun Grund zur Sorge", sanft zog er mich am Arm zu sich und schloss mich in eine feste Umarmung. Die konnte ich jetzt wirklich gut gebrauchen, denn der Schock saß mir noch in Mark und Knochen. Doch nach kurzer Zeit löste er sich schon von mir. Das wohlige Gefühl von Wärme verließ mich. "Tyler kommt gleich vorbei", sagte er nur knapp und verschwand dann auch schon wieder aus meinem Zimmer.

Ich tigerte vor der Haustüre hin und her. Noch nie habe ich so sehr auf ein Türklingeln gewartet wie in diesem Moment. Und dann ertönte es, der erlösende Klingelton der Türe. Blitzschnell zog ich die Tür auf und vor mir stand ein grinsender Tyler. "Also hatte Kane recht, als er schrieb, dass du wie verrückt hin und her rennst und es gar nicht mehr abwarten kannst mein schönes Gesicht wiederzusehen!",  frech zwinkerte er mir zu und streckte die Zunge raus. "Auch einen wunderschönen Guten Tag", sagte ich gespielt genervt, musste dann aber auch grinsen und fiel ihm um den Hals. "Endlich wieder ein vertrautes Gesicht", murmelte ich ihm in die Halsbeuge. Schweren Herzens ließ ich von ihm ab und ließ meinen Blick seinen Körper lang wandern. Bei der großen Tasche in seiner Hand blieb ich stehen und zog eine Augenbraue hoch. Ohne, dass ich auch nur ein Wort sagte, beantwortete er meine unausgesprochene Frage. "Die Tasche ist für dich. Ich habe ein paar Klamotten für dich eingekauft, weil zu deiner Mutter können wir ja im Moment nicht. Kane und ich haben noch nicht herausgefunden ob wir beschattet werden oder nicht. Aber lass uns erstmal rein gehen.". Sanft schob er mich ins Hausinnere und schloss die Tür. Und schon stand Kane im Flur der ihn freudig begrüßte. "Schön dich heile wiederzusehen. Konntest du was herausfinden? Und hat dich irgendjemand beim schnüffeln gesehen?", sprudelte es aus Kane heraus. "Tessa, hier ist deine Tasche, geh die doch schonmal ausräumen und dir die Klamotten anschauen, ich muss noch einiges mit Kane besprechen!", Tyler drückte mir die Tasche in die Hand und gab mir einen leichten Schubs in Richtung Treppe. "Ich möchte aber wissen was ihr besprecht. Ich bin kein kleines Kind mehr!". Tyler sah mich nur mahnend an und ging dann mit Kane in das riesige Wohnzimmer.  Schmollend schleppte ich die Tasche in mein Zimmer, doch ich konnte einfach nicht still sitzen und die Klamotten ansehen, während ein Stockwerk unter mir wichtige Dinge, die mit hoher Wahrscheinlichkeit auch etwas mit mir zutun haben, besprochen werden.

Gott sei Dank war Kanes Haus so modern, denn das war gerade ein großer Vorteil für mich. Ich konnte so leise wie eine Maus die Treppe runter schleichen ohne ein verräterisches Knarzen. Leise ließ ich mich auf der letzten Treppenstufe nieder. Von hier aus konnte ich jedes Wort deutlich hören und ich war außer Sichtweite. Trotz dessen schlug mir mein Herz bis zum Hals und war fest entschlossen, dass man es sogar hören konnte. Mein Atem ging flach.

"Heute morgen wurde ein Stein gegen meine Fensterscheibe geschmissen, die Dank dem Panzerglas nicht Kaputt gegangen ist, denn sonst hätte ich ein Problem gehabt. Ich habe Tessa gesagt mir sei der Tisch, beim Möbel umstellen, umgefallen. Auf dem Stein stand eine Nachricht. Sie wissen, dass Tessa hier ist und wollen, dass wir sie morgen Abend mit zur Halle bringen. Das heißt also auch, dass sie unsere Halle kennen. Außerdem wird es nichts bringen Tessa woanders zu verstecken. Sie beschatten uns und es scheint mir so, als wenn sie jeden unsere Schritte schon vorausplanen können. Wir sind in der Falle.", Kane klang verärgert. "Scheiße man, du musst die anderen anrufen! Wenn Tessa mitgenommen wird, dann nur mit genügend Schutz. Ich habe Ryan versprochen mich um sie zu kümmern und auf sie aufzupassen.", das war nun Tyler. Bei Ryans Namen musste ich unweigerlich zusammenzucken. Tyler kannte ihn und stand allem Anschein nach mit ihm in Kontakt. Am liebsten wäre ich jetzt aus meinem Versteck gesprungen und hätte Tyler über ihn ausgefragt. Was hatte Ryan damit zutun?

"Nunja, wieso ich hier bin. Erstens ich habe Tess Klamotten gebracht, aber das ist nicht der Hauptgrund. David hat sich bei mir gemeldet. Er hat mir gedroht und mich gewarnt. Wenn wir nicht nach  Blancos Nase tanzen hat das große Konsequenzen. Und hat damit auch Anspielungen darauf gemacht Tess etwas anzutun. Deswegen müssen wir heute und vor allem in der Nacht besonders auf sie aufpassen. Deswegen werde ich heute hier schlafen. Bis morgen Abend werden wir sie nicht aus den Augen lassen.", Tylers Stimme wurde zum Ende hin immer bestimmender und ernster.

Ich hörte wie sie sich erhoben und das war mein Zeichen schnell wieder nach oben zu flitzen. Außer Atem saß ich nun wieder vor den Klamotten. Was war das da nur eben? Ich war in Gefahr? Was hatten die drei damit zutun und von welchem David sprachen sie. Allein bei dem Gedanken sie könnten über meinen David sprechen, bereitete mir Gänsehaut. Schnell verwarf ich diesen Gedanken wieder, atmete einmal tief ein und wieder aus und widmete mich wieder den Klamotten, die nebenbei auch noch ziemlich hübsch waren.

Schnell hatte ich jedes einzelne Teil im Schrank verstaut. Gerade als ich den letzten Pullover einräumte klopfte es an meiner Tür. "Hey kleine", Tyler steckte seinen Kopf ins Zimmer. "Schön hast du es hier. Ich wollte dir nur bescheid sagen, dass ich heute hier schlafen werde, ich denke du kannst meine Gesellschaft gut gebrauchen.", er lächelte mich ehrlich an. Mit einem strahlenden Lächeln im Gesicht blickte ich ihn an. "Gefallen dir die Sachen?", fragte er und deutete auf die leere Tasche. Schnell nickte ich. "Auf jeden Fall! Du hast meinen Geschmack echt getroffen!". "Das ist gut, komm mit runter wie wollen einen Film zusammen schauen". Er streckte seinen Arm nach mir aus. Ich nahm seine Hand und wir gingen zusammen die Treppe runter.

Es war schon dunkel und anscheinend war ich beim Film schauen eingeschlafen, denn unter mir war nicht mehr die ungemütliche Couch, sonder meine weiche Matratze. Neben mir lag Tyler und ich musste bei seinem Anblick lächeln. Er war so süß beim schlafen. Seine Lippen war leicht geöffnet und seine Haare fielen in alle Richtungen. Ich musste dem Drang wiederstehen ihm eine Haarsträhne, die über sein Auge fiel, wegzustreichen. Es machte mich glücklich ihn so friedlich zu sehen, ohne die Falte auf seiner Stirn, wenn er besorgt war. Ohne den angespannten Gesichtsausdruck und ohne die geballten Fäuste. Er war in diesem Moment so frei von Sorgen. Doch nun schlichen sich die Gedanken an den bevorstehenden Abend in meinen Kopf. Was dort wohl passieren wird? Wer wird alles da sein, vor allem wird Ryan da sein?

"Ich habe Angst Tyler. Bitte beschütz mich morgen", flüsterte ich und strich ihm seine Strähne letzendlich doch aus dem Gesicht. Dann drehte ich mich um und versuchte wieder einzuschlafen. 

RYANWo Geschichten leben. Entdecke jetzt