Erschöpft ließ ich den Stift aus meiner Hand auf den Boden fallen. Ich wusste ja, dass Lernen anstrengend ist, aber so anstrengend war es noch nie. Schon seit 2 Stunden büffelte ich wie verrückt Mathe. Trigonometrie ist echt die Hölle. Wie kann man sowas können? Und wieso zum Teufel habe ich mich da überhaupt eingewählt? Und wieso muss man uns arme Schüler so bestrafen und uns den schlimmsten Lehrer der Schule aufdrücken? Er ist klein, dick und hat eine Glatze. Typischer Mathelehrer. Jeden Morgen kommt er schon schwitzend in den Raum und brüllt rum. Richtiger Brüllaffe! Das schlimmste ist, dass er beim Reden spuckt. Mein Beileid an meine Mitschüler die ganz vorne sitzen. Und wenn man eine falsche Antwort gibt, wird er immer ganz rot im Gesicht. Da hat man echt Angst, dass man bald die Einzelteile seines Schädels aufsammeln darf. Das letzte mal hatten wir ihn in Sport als Vertretung, weil unser, wirklich gutausehender, Sportlehrer Mr. Barefield leider Krank war. Ihr könnt es euch sicherlich schon denken. Mathelehrer und Sport - passt nicht! Nun gut. Wir haben Gesäßtraining gemacht, wie er es so schön nannte. Natürlich nur die Mädchen und natürlich haben wir es alle falsch gemacht so, dass er jedem einzelnen helfen musste.
Ich hob den Stift auf und fing an auf meinem Heft herum zu kritzeln. Und so kam es, dass um den Namen meines Mathelehrer ganz viele Wassertropfen waren. Er hieß Mr. Warren, aber jeder nannte ihn nur Mr. Matheekel. Das eine Mal hatte ich mich gemeldet und Mr. Matheekel gerufen. Die ganze Klasse ist in Gelächter ausgebrochen, ich bin rot wie eine Tomate geworden und Mr. Warren hatte mich aus dem Klassenzimmer geschickt. Er hatte mich sowieso auf dem Kiecker und das nur wegen Cassy. Apropos Cassy, ich müsste mich echt mal wieder bei ihr melden. Sie hatte das alles mit Kane ja gar nicht mitbekommen.
Sofort schnappte ich mir mein Handy und suchte ihren Kontakt. Sie ging nicht ran, also hinterließ ich ihr eine Nachricht auf der Mailbox, dass sie mich doch bitte zurück rufen sollte. Ich klappte das Mathebuch zu und begab mich unter die Dusche. Schnell entkleidete ich mich und stieg unter die Dusche. Meine Gedanken drifteten zu Ryan ab. Mich machte es echt traurig, dass er sauer auf mich war. Wie konnte ich ihm nur beweisen, dass ich ihn nicht verpetzt habe? Es klingt komisch, aber ich brauche ihn. Ich fühle mich so alleine gelassen, ich fühlte mich nicht wohl mit David und nur bei Ryan konnte ich vergessen was ich mit Kane gemacht hatte. Aber jetzt bin ich erstmal auf mich alleine gestellt. Mich machte es fertig zu wissen ich kann Ryan nicht beistehen, bei dem was er grade mit seinem Varter durchmacht. Ein dicker Kloß bildete sich in meinem Hals, als ich an seinen Vater dachte. Wie automatisch gleitete meine Hand zu meiner blauen Schulter und kurzerhand zuckte ich vor Schmerzen zusammen. Ich verstand es nicht. Ich habe seine kleine Schwester vor weiteren Schlägen bewahrt, habe dafür selber was abbekommen und jetzt behandelte er mich so. Ich wurde augenblicklich wütend. Noch heute würde ich ihn zur Rede stellen! Nachdem ich das restliche Shampoo abgewaschen hatte, stieg ich aus der Dusche und wickelte mir ein Handtuch um. Ich stellte mich vor das Waschbecken, stützte mich auf dem weißen Mamor ab und blickte in müde Augen. Was ist in letzten Tagen nur alles passiert, dass ich so aussehe? Schnell drückte ich mich am Waschbeckenrand ab und machte mich auf den Weg ins Zimmer. Wenn ich noch länger da gestanden hätte und mich begutachtet hätte, wäre ich nur noch trauriger geworden.
Da es noch recht hell draußen war und eigentlich auch gar nicht so spät, beschloss ich Joggen zu gehen. Eigentlich war mein Motto ja Sport ist Mord, aber heute hatte ich mal das Bedürfnis mich so richtig auszupowern. Also zog ich mir eine schwarze Leggins an, dazu einen schwarzen Sport-BH. Da es richtung Abend ging, band ich mir eine dünne Jacke um die Hüften falls es später kühler wird. Meine Haare band ich mir zu einem lockeren Zopf. Ein letztes mal schaute ich mich im Spiegel an, dann machte ich mich auf den Weg in die Eingangshalle, wo ich in meine grauen Nike's schlüpfte. Meiner Mutter hinterließ ich noch schnell einen Zettel um bescheid zu geben was ich mache und wo ich bin, damit sie sich keine Sorgen machen musste.
Ich entschied mich für den kleinen Waldweg, der nicht weit weg von mir war. Es war so schön einfach nur zu joggen, die Natur zu genießen und einfach nur ungestört zu sein. Dachte ich zumindest. Überall auf dem Weg waren Pferdeäpfel und dementsprechend auch viele Mücken und Fliegen. Ich schwitzte wie ein Schwein und hechelte wie ein Hund, weil ich so blöd war und vergessen hatte mir was zum Trinken einzupacken. Umso froher war ich, als ich eine Bank entdeckte die außerhalb des Waldes stand. Ausgepowert ließ ich mich auf das harte Holz plumsen. Eine kurze Verschnaufspause dachte ich mir. Doch im endeffekt saß ich ganze 2 Stunden da, sah mir den Sonnenuntergang an und dachte nach. Es war stockduster und irgendwie musste ich noch nach Hause kommen. Ich lief gefühlte Ewigkeiten über's Feld und freute mich einen Ast ab, als ich endlich die Hauptstraße erreichte. Schnell joggte ich rüber. Jetzt war es nicht mehr weit bis zu meinem Haus.
Schon von weitem konnte ich die Stimmen an unserem Haus hören. Eindeutig Ryan's Stimme. "Bruder wann hast du wieder Stoff? Ich brauche es unbedingt man! Ich raste sonst noch aus, ich habe in letzter Zeit eh voll die Stimmungsschwankungen!", wo er Recht hat, hat er Recht. Aber halt! Was hatte er gesagt? Stoff? Nicht schon wieder! Ich konnte erkennen, dass der Unbekannte ein kleines Packet aus seiner Jackentasche zog und Ryan übergab. Der wühlte in seiner Hosentasche rum und gab dem Unbekannten schließlich einen Schein. Wie viel es war konnte ich wegen der Entfernung und der Dunkelheit nicht erkennen. Aber wenn in dem Päcken "Stoff" drinnen ist, dann kann es nicht wenig Geld gewesen sein. Der Unbekannte drehte sich um, ich versuchte mich noch schnell hinter einem geparkten Auto zu verstecken, doch es war schon zu spät. Er hatte mich gesehen und kam auf mich zu. Als er vor mir stand, grinste ich ihn schief an, in der Hoffnung er würde mich verschonen und mich nicht umbringen, doch er packte mich grob am Arm und schlief mich in Richtung Ryan. Als er mich erblickte schaute er mindestens genauso böse wie der Unbekannte eben. Mein Herz raste und ich fühlte wie meine Hände schwitzig wurden. Ryan und ich waren im Moment eh schon nicht so gut aufeinander zu sprechen und jetzt ertappte ich ihn noch bei seinen kriminellen Machenschaften. Das kann was werden. Der Unbekannte schubste mich und ich fiel vor Ryans Füße. Peinlicher gehts nicht mehr. Und zu allem übel sagte Ryan nicht mal was dagegen. "Was sollen wir mit ihr machen?, sprach der Unbekannte. "Ich weiß es nicht", kam es nun von Ryan. Hilfesuchend suchte ich seinen Blick, doch er sah mich nicht ein mal an. Meine Hände zitterten und ich versuchte etwas zu sagen, doch es kam nur unverständliches krächtzen raus. Der Unbekannte lachte spottend auf. "Na, hats der kleinen Maus die Sprache verschlagen?", ich spürte einen Tritt in meinem Rücken. Dann wurde ich unsanft an meinen Haaren hochgerissen. Ein Schrei kam aus mir heraus. Ryan tat immer noch nichts. Ich konnte mich nicht bewegen, nichts sagen, mich nicht wehren. Ich war regelrecht eingefroren vor Angst. Erst als Der Unbekannte mir mit flacher Hand auf meine Wange schlug hörte ich von Ryan ein "Es langt!", dankbar sah ich ihn an, doch er würdigte mich keines Blickes. Der Unbekannte schmiss mich wieder auf den Boden und spuckte ein paar Zentimeter neben mich. Die ersten Tränen bahnten sich den Weg, über meine Wangen, auf den kühlen Rasen. "Dave lass gut sein, ich kümmer mich um sie. Geh du schon mal in die Halle und bereite alles vor!", Ryan's Stimme war tiefer, böser als sonst. Ein Schauder lief über meinen Rücken. Wie kann ein Mensch so viele verschiedene Seiten haben. Habe ich auch so eine böse Seite? Würde ich auch nur daneben stehen, wenn jemand Ryan schlagen würde? Würde ich nur zusehen, wenn dasselbe Cassy passieren würde? Könnte ich so kalt sein? Ich musste schwer schlucken bei der Feststellung, dass Ryan es konnte und fragte mich, ob das sein wahres Gesicht ist oder ob er unter irgendwelchen Drogen stand. Ich wusste nur eins. Ich hatte unglaubliche Angst vor ihm. Ryan und dieser Dave verabschiedeten sich. Als Dave außer Sichtweite war, zog mich Ryan, um einiges sanfter, nach oben und legte meinen Arm um seine Schultern um mich bei laufen stützen zu können. Wir redeten kein Wort und der Kloß in meinem Hals verschwand auch nicht.
Er schloß die Tür auf und schleifte mich nach oben in mein Bett. Er flüsterte mir noch ein "Es tut mir leid" ins Ohr und verschwand dann aus meinem Zimmer. Stumm flossen mir Tränen über die Augen. Ich hatte keinen körperlichen Schmerzen, sondern seelische. Ich konnte einfach nicht fassen, wie Ryan nur so sein konnte. Und ich fragte mich was er für Geschäfte machte, wieso er immer Stoff besorgte, WAS er für Stoff besorgte und welche Halle er meinte. Aber all diese Fragen sollten mir schon bald beantwortet werden. Leider.
AHHHHH DANKE FÜR 1,2K READS OMG IHR SEID DIE BESTEN!!!! *-* Diesmal nicht so ein spektakuläres Kapitel. Ich hoffe es gefällt euch trotzdem. Ich freue mich immer über nette Kommentare, über Feedback und über konstruktive Kritik. Schönen Abend noch und wahrscheinlich bis zum Wochenende :D
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RYAN
RomanceTessa hätte nie gedacht, dass sie einmal so Probleme mit dem Pflegejungen bekommen würde, den ihre Mutter bei ihnen aufgenommen hat. Ryan wird zu einem echten Problemfall. Tessa ist die einzige die ihm näher kommen darf. Ryan vertraut ihr. Doch di...