Nach etwa 15 Minuten kam Tyler angerannt, seine Hand blutüberströmt. Geschockt hielt ich den Atem an und schlug meine Hand gegen den Mund. Es schien, als würde er nur noch in Zeitlupe mir entgegen kommen. Er war schon fast bei mir, streckte seine Hand nach mir aus. Doch ich regte mich keinen Zentimeter. Ich war viel zu geschockt und entsetzt darüber was gerade geschehen war. Erst als Tyler mich gewaltsam am Handgelenk packte und auf's Motorrad zerrte, ließ meine Schockstarre nach. Er startete den Motor und raste ohne zu zögern davon. "TYLER WAS WAR DAS DA EBEN?", schrie ich ihm, gegen den Wind, ins Ohr. Er schrie etwas zurück, doch wegen dem Wind verstand ich nicht's. Wie eine Verrückte krallte ich mich an seiner Brust fest um nicht runter zu fallen. Wir brettern die Straße hinunter und überholten andere Fahrzeuge. Mein Herz pochte wie Wild und ich hatte echt Angst. Meine Entscheidung stand fest; ich werde nie wieder mit diesem Gefährt fahren. Nie wieder. Tyler bog in unsere Straße ein und ich konnte schon mein Haus sehen. Ein Glücksgefühl machte sich in mir breit. Ein Stein fiel mir vom Herzen und das erste was ich machen würde, wenn wir endlich Zuhause sind, einfach nur in's Bett fallen und erstmal schlafen. Verwirrt schaute ich meinem Zuhause nach. Tyler war einfach vorbei gefahren. Was soll das? Hallo? Will er mich jetzt entführen oder was. Das Glücksgefühl verschwand und mir wurde mulmig zumute.
Nach etwa 30 Mintuen fahren sah ich wie das Ortsschild an uns vorbei zog. Wir fuhren aus der Stadt raus. Jetzt wurde meine Unruhe zu Wut. Purer Wut. Ich schrie Tyer ins Ohr, so laut ich konnte, dass er anhalten soll. Tyler wurde langsamer und brachte das Motorrad schließlich am Straßenrand zum stehen. "Was soll das? Wo fahren wir hin? Ich will nach Hause!", zum Ende hin wurde ich leiser. "Das geht erstmal nicht. Da wären wir nicht sicher.", er wich meinem Blick aus. "Wieso wir? Und wieso nicht sicher, was hast du angestellt? Und wenn wir nicht sicher sind zuhause, was ist dann mit Mama? Ich schwöre bei Gott, wenn ihr was passiert, wegen dir, dann bring ich dich eingenhändig um!", ich kochte vor Wut. "Beruhig dich", Tyler machte einen Schritt auf mich zu und anstalten mich in den Arm zu nehmen. "FASS.MICH.BLOß.NICHT.AN!", schrie ich so laut ich konnte. Er zuckte zurück. Leicht niedergeschlagen blickte er mich an. "Es tut mir-", versuchte ich es, doch er unterbrach mich. "Lass gut sein". Und seine harte Seite kam wieder zum Vorschein.
Ein Tropfen traf meine Hand und dann noch einer meine Stirn. "Sag, dass das jetzt nicht wahr ist". Und plötzlich fing es an so heftig zu Schütten, dass meine Klamotten in wenigen Sekunden komplett durchnässt waren. "Vielen Dank auch. Dank dir stehen wir jetzt irgendwo im Wald und werden Nass!", meckerte ich ihn an. "Stell dich nicht so an, Gollum.", er grinste mich fies und provokant an. Scharf zog ich die Luft an. "Shrek hat angerufen, er möchte sein Gesicht zurück", siegessicher grinsend blickte ich ihn an. Augenrollend stöhnte er auf. "Sind wir im Kindergarten oder was?". Was zum Henker war kaputt bei ihm? Er hatte doch angefangen. Gerade wollte ich ihn wieder anmotzen, da hellte sich sein Blick auf und er fing lauthals an zu lachen. "Du hättest dein Gesicht sehen sollen", brachte er zwischen lauten lachern hervor. "Haha sehr lustig", ich machte einen Schmollmund. Ich blickte von unten zu ihm rauf. Er schaute verträumt zur Seite, so bemerkte er nicht, dass ich ihn beobachtete. Wassertropfen tropften von seinen dunklen Haarspitzen herunter und liefen anschließend an seinem Gesicht herunter. Ein Tropfen lief zu seiner Lippe und blieb dort hängen. Ich hatte das Bedürfnis sie ihm wegzuwischen. Die eine Seite in mir wollte es so unbedingt, doch die andere Seite, die überwiegte, entschied sich dazu es sein zu lassen. Man konnte Tylernicht einschätzen und bevor ich ihn wieder wütend machte ließ ich es lieber sein. Langsam wurde mir kalt und ich fing an zu zittern. "Tyler, können wir bitte nach Hause?", jammerte ich. "Nein, das geht nicht. Ich fahr uns zu einem Kumpel von mir der in eine andere Stadt gezogen ist. Da sollten wir erstmal sicher sein". Ich verstand echt nur Bahnhof. Wieso sicher? Vor wem mussten wir uns verstecken und was zum Teufel hatte ich damit zutun? Es fühlte sich komisch an weg von Zuhause zu sein und nicht zu wissen wann man wieder dorthin zurück gehen darf. "Weiß Mama bescheid?", mein Herz blutete bei dem Gedanken sie könnte denken wir wären verschwunden und uns wäre sonst was passiert. "Ich habe ihr gesagt du übernachtest bei deiner besten Freundin und ich besuche meine alte Pflegefamilie." Tyler musste aus seiner alten Pflegefamilie raus, weil sie durch einen Brandfall ihr Haus verloren hatten. Seine alte Pflegefamilie und er standen sich sehr Nahe und deswegen hatte niemand ein Problem damit, wenn er sie ab und zu besuchte. Aber bei dem Gedanken an meine beste Freundin zog sich mein Herz zusammen. Es schmerzte nicht zu wissen wo sie war, mit wem und wieso. Nicht zu wissen wie es ihr geht. Sie war einfach von Heute auf Morgen verschwunden und melden tut sie sich auch nicht und ganz zu Schweigen vom dran gehen, wenn ich sie anrufe.
Tyler riss mich aus meinen Gedanken, indem er mir seine Jacke um die Schultern legte. "Du klapperst ja schon mit den Zähnen", war das einzige was er dazu sagte. Dann stieg er auf sein Motorrad und startete den Motor. Erst wusste ich nicht wie ich reagieren sollte, doch ich war wirklich dankbar um die Jacke, denn mir war Schweinekalt. Schnell stieg ich hinter ihm auf und klammerte mich wieder an ihm fest. Er ließ das Motorrad langsam anrollen bevor er mit dem Gas hochging und wie vorhin die Waldstraße lang bretterte. Ich war echt schon gespannt wer sein Freund war zu dem wir jetzt fahren werden.
Wer ist wohl dieser Freund? Ein alter Bekannter oder ein völlig Fremder?
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RYAN
RomanceTessa hätte nie gedacht, dass sie einmal so Probleme mit dem Pflegejungen bekommen würde, den ihre Mutter bei ihnen aufgenommen hat. Ryan wird zu einem echten Problemfall. Tessa ist die einzige die ihm näher kommen darf. Ryan vertraut ihr. Doch di...