N I N E T E E N

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Die Tür ging erneut auf und eine weinende Cassy kam herein. Als sie mich sah atmete sie hörbar aus und stürmte direkt zu mir ans Bett. "Oh mein Gott, Tess! Du hast mir vielleicht einen Schrecken eingejagt. Deine Mutter hatte mich angerufen und gesagt du liegst im Krankenhaus, da habe ich direkt meine Sachen gepackt und Thomas - oder hieß der Tom? Ach keine Ahnung ist ja auch egal! Auf jeden Fall bin ich dann sofort her gekommen.", sie legte ihre schwitzige Hand auf meine bleiche, kühle Wange. "Ich hab dich vermisst, es tut mir so leid, dass ich mich nicht gemeldet habe.", ich schluchzte und Cassy wischte mir die Tränen aus dem Gesicht. Ich fühlte mich so schlecht. Sie war meine beste Freundin und schaffe es nicht mal ihr ein einfaches Hallo zu schreiben. Sofort lösten sich von neuem salzige Wassertropfen aus meinen Augen. Sie brannten auf meiner Wange. Ich atmete einmal tief ein und aus, nahm all meinen Mut zusammen und sagte: "Cass, ich wurde verprügelt... und..und ich habe Ryan verkrault". Es kostete mich große Überwindung diese Worte auszusprechen. Für andere sind das nur irgendwelche Worte, aber für mich sind das Schmerzen. Es ist schmerzhaft sich einzugestehen, dass man schwach war, das man sich verprügelt lassen hat, das man ein Opfer einer Gewalttat war. Es ist schmerzhaft, weil ich eine Person verkrault habe die mir eigentlich wichtig ist. Ich musste mir eingestehen, ich mochte Ryan und genau das wollte ich nicht. Denn wenn man anfängt jemanden zu mögen, richtig zu mögen, dann findet man immer ausreden und etwas Gutes in den Taten der Person. Egal ob gute oder schlechte Taten. Man redet diese Person immer gut, egal was für ekelhafte Charakterzüge dieser Mensch hat. Du findest immer wieder ausreden die sein Verhalten rechtfertigen.

Das klingeln eines Handy's riss mich aus meinen Gedanken. Es war das Handy von Cassy. "Argh dieser Thomas ruft mich an", sie rümpfte angewiedert die Nase und drückte ihn weg. "So und jetzt erzählst du mir schön was passiert ist!", befahl sie in einem dominanten, aber auch weichen Ton.  Also erzählte ich ihr alles. Wirklich alles. "Tja und nun bin ich hier, mit einer gebrochenen Rippe", ich lachte hönisch auf. Wie traurig das doch eigentlich ist. Ich habe immer versucht nett zu sein, abgesehen von den anfänglichen Schwierigkeiten. Und jetzt liege ich hier, verletzt, weil er zugesehen hat wie ich veprügelt wurde, von seinem Kumpel. Er hat nicht eingegriffen. Eine unglaubliche Wut überflutete mich. Ich konnte kaum atmen und hatte einen dicken Kloß in meinem Hals. Ich wollte es nicht wahr haben, ich wollte nicht wahr haben, dass er imstande war, sich so kalt und egoistisch zu verhalten. Ich wollte es nicht wahr haben, dass ich ihm so egal war. "Hey pshht, es wird sich alles regeln!", Cassy drückte meine Hand. Ich rückte auf die eine Seite vom Krankenbett und hob die Bettdecke hoch um Cassy zu symbolisieren, dass sie sich zu mir legen soll, was sie natürlichh sofort tat.

Es war schon dunkel als ich aufwachte. Cassy war weg. Ich richtete mich auf und blickte mich im Raum um. Okay, anscheinend war ich immer noch alleine auf dem Zimmer, denn das andere Bett war immer noch in Folie eingepackt. Mein Blick fiel auf einen Blumenstrauss auf dem Nachtschrank neben meinem Bett. Er war groß und wirklich wunderschön. Er hatte unten dunkelgrüne Blätter, oben waren drei rosane Rosen und ebenfalls drei andere schöne Blumen von denen ich allerdings den Namen nicht wusste. Es waren auch noch andere kleine, rosane Pflanzen als Detail. Sofort hing ich meine Nase hinein und atmete den Duft tief ein. Wow. Die rochen wirklich super. Ein kleiner Zettel fiel aus dem Gestrüpp auf meinen Schoß. Ich faltete ihn auseinander und las ein Es tut mir schrecklich leid was mit einer krackeligen Schrift drauf geschrieben war. Ein Stechen durchfuhr meine Brust, denn ich wusste sofort von wem dieser Strauß war. Darauf konnte ich auch verzichten! Trotzdem spürte ich einen kleinen Funken Freude in mir. Tief in mir drin machte mich diese kleine Geste glücklich. Und doch fühlte ich mich einsam. Denn ich fragte mich, ob ich das alles überhaupt irgendie retten konnte. Ob ich mein Leben retten konnte. Das mit David, ob ich David und mich retten konnte. Ob ich Ryan retten konnte.

Ich weiß nicht wie lange ich ins dunkle gestarrt hatte, denn ich wachte mit unglaublichen Nackenschmerzen auf. Mittlerweile war es wieder hell und auf der Uhr konnte ich ablesen, dass es bereits Mittags war. Es wunderte mich, dass David noch nicht vorbeigekommen war. Ob er überhaupt bescheid wusste? Ich bemerkte, dass mein Handy auf dem Nachtschrank neben den Blumen lag. Meine Mutter musste wohl hier gewesen sein und es mir gebracht haben. Ich ignorierte alle Nachrichten und wählte sofort David's Nummer. "Hallo?", seine Stimme versetzte mir einen Stich in's Herz. "Ich bin's. Tess", ich sprach leise. Wahrscheinlich aus Angst. Wahrscheinlich dachte ich mich so vor seiner Wut schützen zu können. "Wieso rufst du an?", die Kälte in seiner Stimme war nicht zu überhören. Sie schmerzte, wie so vieles in letzter Zeit. "Ich..Ich bin im Krankenhaus, schatz". David atmete hörbar aus. "Was ist passiert?", es klang monoton und gelangweilt. Nicht mal ein kleiner Fitzel Besorgnis war raus zu hören. "Ich wurde verprügelt", gab ich kleinlaut zu. "Dann musst du es wohl verdient haben. Hör zu ich muss los, ein Kumpel braucht was. Bye". Er legte auf. Einfach so. Ihn interessierte es nicht. Deswegen war er auch nicht gekommen. Er wusste es nicht und wenn hätte es eh nichts geändert. Ich fühlte mich in diesem Moment mehr als einsam. Ich wollte weinen, schreien, alles kaputt hauen. Stattdessen saß ich da, im Krankenbett, und schaute einfach nur nach vorne. An die Wand. Was war in letzter Zeit nur los mit mir? Ich fühlte mich ständig schlecht. Ständig verlor ich mich in meinen Gedanken. Was passierte nur für scheiße, dass es mir so schlecht geht? Womit habe ich es verdient, dass David mich so behandelt wie er es tut? Wisst ihr eigentlich wie schmerzhaft es ist von der Person die ihr über alles liebt, die ihr so liebt, dass es schon weh tut, so fertig gemacht werdet? Es fühlt sich an, als wenn dir immer und immer wieder das Herz herausgerissen wird. Es fühlt sich an, als wenn dich jemand ganz langsam mit einem stumpfen Messer ersticht. Es fühlt sich an, als wenn du ein Elternteil sterben siehst. Und das macht dich ganz langsam kaputt. Ich starrte noch immer an die Wand, bis ein großer, blonder Junge in meinem Sichtfeld auftauchte.





Ich bin überhaupt nicht zufrieden mit diesem Kapitel, ich habe 3 Stunden dran gesessen und dieser Mist ist dabei rausgekommen. Ich hoffe es gefällt euch trotzdem. Und vielleicht lasst ihr ja mal ein paar Kommentare da. Wäre auf jeden Fall super nice von euch. Ich hoffe ihr hattet schöne Ostern. LG

RYANWo Geschichten leben. Entdecke jetzt