Kapitel 4

235 14 9
                                    

Wir waren auf dem Heimatplaneten der Keenser angekommen. Hier würden wir unseren Offizier wieder an Bord nehmen. Er hatte hier ein paar Jahre lang Pause gemacht und würde nun der neuen Besatzung treu zur Seite stehen. Ich war sehr gespannt, wie er wohl sein würde, denn Julia hatte mir so viel von ihm erzählt.

Alle Leute, die zu einem formellen Essen mit dem Volk der Keenser eingeladen war, hatte sich nun eingefunden, damit wir alle in Kleingruppen nacheinander gebeamt werden konnten.

Für Julia war dies der erste wirkliche Einsatz, denn sie hatte sich entschlossen, sich auf diese Bereiche zu fokussieren. Sie lauschte mit leuchtenden Augen den Anweisungen und versuchte so viel möglich in sich aufzusaugen. Sie würde uns nicht begleiten, obwohl sie einer der wenigen Menschen hier war, die Keenser wirklich kannte.

Uns wurde gesagt, dass das Volk der Keenser an für sich sehr friedlich gestimmt sein musste und wenn wir uns alle angemessen verhalten würden, würden sicherlich auch keinerlei Probleme auftreten. Ich war mir sicher, dass die Besatzung sich von ihrer besten Seite zeigen würde.

Thomas befand sich in meiner Gruppe, würde also zeitgleich mit mir auf dem Planeten ankommen. Es beruhigte mich ehrlich gesagt, dass ich eine bekannte Person bei mir hatte, sodass ich mich nicht so leicht verlaufen konnte. Erstaunlicherweise wurden wir beide kurzfristig auch noch der Gruppe, die von Commander Riker angeführt wurde, zugeteilt. Dies bedeutete, dass wir schon in ein paar Minuten auf diesem riesigen Planeten sein würden, bei dessen Anblick man einfach nur staunen konnte.

„Besatzung der Enterprise, wir starten nun unseren Besuch auf dem Planeten der Keenser, um einen unserer treuen Freunde und Sternflottenoffizier Keenser nach seiner wohlverdienten Pause wieder bei uns aufzunehmen. Wir werden zusammen mit dem Volk eine festliche Feier abhalten und dann wieder auf die Enterprise zurückkehren, damit wir unsere Entdeckungsmission offiziell starten können." Ich sah Captain Picard nicht, doch seine Stimme war so präsent, als würde er direkt neben mir stehen.

Wir alle fanden uns auf der grau-weißen Plattform wieder, die dem Beamen diente. „Energie!", hörte ich den Befehl und schon in der nächsten Sekunde spürte und sah ich, wie mich die grellen, hellen Linien verschlangen und mich hier forttransportierten. Das war das erste Mal, dass ich gebeamt wurde, an der Akademie hatten wir immer nur Simulationen ausprobiert.

Schneller als ich blinzeln konnte, waren wir auch schon auf dem Planeten angekommen. Wir befanden uns in einer schicken Eingangshalle, die sich den Eingangshallen auf der Erde gar nicht so wirklich unterschied. Ich konnte durch ein großes Fenster zu meiner Rechten, das dafür sorgte, dass alles lichtdurchflutet war, sehen, dass sich um uns eine Tundra befand. Die Bewohner hier schienen wohl das Beste daraus gemacht zu haben.

„Willkommen, Enterprise, willkommen beim Volk der Keenser." Ich sah Thomas hilfesuchend an, da ich in der ersten Sekunde gar nicht ausmachen konnte, wer denn da zu uns sprach. Thomas wusste wohl genau, dass ich keine Ahnung hatte, denn ich merkte, wie er versuchte, sich ein Lachen zu verkneifen. Er presste seine Lippen fest zusammen und dennoch bildeten sich Grübchen um seinen Mundwinkel, die ich wohl einen Moment zu lange anstarrte.

Nach einigen Sekunden erlöste er mich zum Glück von diesem peinlichen Moment, denn er deutete mit dem Kopf auf den Boden. Ich verstand nicht, was er mir damit versuchte, zu vermitteln, doch erst, als ich dann auch auf den Boden sah, erkannte ich, was er damit meinte.

Die weibliche Stimme die ich hörte stammte ja von einem des Volks der Keenser und ich hatte nicht gedacht, dass sie so klein sein konnten. Ich sah sie deswegen erst, als ich nach unten sah, konnte komplett von oben auf sie hinabsehen. Sie trug ein schlichtes Kleid, das ein bisschen fehl am Platz wirkte.

„Wenn Sie mir bitte folgen würden durch diese Tür. Wir werden uns dann in einer großen Halle befinden, in der unsere Feier stattfinden wird. Wenn ich sie dort hingebracht habe, werde ich wieder hier zurückkehren und ihrem Captain und der nächsten Gruppe den Weg zeigen."

Ohne ein weiteres Wort zu sagen, drehte sie sich herum und wir alle folgten ihr. Ich fragte mich, wie sie sprechen konnte, denn meiner Meinung nach kamen die Worte nicht wirklich aus ihrem Mund oder wie man einen Mund bei denen bezeichnete.

Ich schien wohl völlig verwirrt auszusehen, denn Thomas beugte sich so unauffällig wie möglich ein Stück zu mir herüber. „Du siehst aus, als würdest du dich gerade etwas fragen und die Antwort nicht so schnell finden." Ich blickte um mich, um abzusichern, dass wir den Anschluss zu den anderen nicht verloren und damit uns möglichst niemand hörte. „Ich frage mich, wie das Volk der Keenser spricht." „Sie sprechen normalerweise gar nicht viel. Sie haben eine eigene Art, sich zu verständigen, doch für uns haben sie eine Art Apparat, der es ihnen ermöglicht, Englisch zu sprechen."

Ich war wirklich total fasziniert. Wie fasziniert würde ich denn dann von all den anderen Sachen sein, die wir auf unserer Reise finden würden? Ich war mir sicher, dass es so viel geben musste, was ich mir nicht mal in meinem Fantasien ausmalen konnte. Eigentlich war es ja gruselig, wir waren auf einer Reise ins Unbekannte.

Wir hatten nun diese große Halle betreten. Vor uns befand sich ein langer Tisch, an dem viele Bewohner, wohl die wichtigsten des Volks der Keenser saßen. Ich konnte sie alle nicht wirklich unterscheiden, denn sie sahen alle gleich für mich aus. Zum Glück würden wir nur einen mit an Bord nehmen, damit sich dieses Problem lösen würde. Mein Blick blieb an einer Person hängen, die ebenfalls an diesem Tisch saß und die ganz sicher nicht zu diesem Volk gehörte.

Ich wusste ja nichts über irgendwelche Völker, die genau so aussahen wie Menschen, deswegen konnte ich nicht sagen, ob sie ein Mensch war oder nicht, doch sie sah auf jeden Fall so aus. Wieso hatten sie einen Mensch zu Besuch? Sie konnte auch keine Gefangene sein, denn sie saß neben ihnen und sah auch aus, als würde sie sich hier wohl finden. Komisches gab es wohl überall.

An einen weiteren langen Tisch, der wie ein U aussah und gegenüber dem langen Tisch war, sollten wir alle uns wohl niederlassen. Das erkannte ich nicht nur an den Schildern mit unseren Namensschildern, die uns unseren Platz zuwiesen. Es sah einfach so aus, als wäre dieser Tisch für Besucher.

„Komm, May, du sitzt neben mir. Lass uns warten, bis die anderen kommen und dann gespannt sein, was das für eine Feier wird. Dies ist schließlich eine Premiere. Der erste Stopp auf einem fremden Planeten."

Die kosmischen Burgen [Star Trek / Thomas Sangster]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt