Kapitel 5

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Die Phase des Essens war nun wohl abgeschlossen. Das Essen war auf wundersame Weise verschwunden, wie wenn man es irgendwo hingebeamt hätte. Das Volk der Keenser war anscheinend auch auf dem neusten Stand der Dinge.

Ich musste zugeben, das Essen war wirklich vorzüglich gewesen. Es gab viele Speisen, von denen ich noch nie zuvor etwas gehört oder sie gesehen hatte, aber sie schmeckten dennoch sehr gut.

Nun schienen wir wohl zu einem weiteren Punkt des Ablaufs zu kommen, denn das Mädchen, das am Tisch des Volkes saß, erhob sich und fing an, zu sprechen. Ihre Stimme war kristallklar, jedes Gespräch verstummte augenblicklich. Jeder richetete seinen Blick auf sie. Sie trug einen goldenen Haarreif auf ihren schulterlangen, dunkelbraunen Haaren. Ihre braunen Augen schienen uns alle mit ihrem Blick beinahe zu durchbohren, doch es kam nicht böse hinüber, nur, als würde sie sehr neugierig sein. Sie musste wohl schon lange keinen Kontakt mehr zu Menschen gehabt haben.

„Willkommen, Enterprise. Ich heiße Sie alle im Namen von uns allen herzlich willkommen. Mein Name ist Jen Morris und ich übernehme das Wort für unsere Anführerin, da Sie sicherlich alle wissen, dass dieses Volk am liebsten so wenig wie möglich in Menschensprache redet. Ich werde Ihnen nun alles sagen, was wir Ihnen mitteilen wollen. Heute verabschieden wir eins unserer wichtigsten Mitglieder und überlassen ihn wieder in die Obhut der Sternenflotte auf die Reisen der Enterprise. Keenser hat schon viele Jahre Missionen mit der Enterprise durchgeführt und er ist sich sicher, dass er mit der neuen Besatzung ebenfalls sehr gut zurechtkommen wird. In letzter Zeit haben wir eine wichtige Nachricht von einem anderen Volk erhalten. Es handelt sich um etwas, das uns alle betrifft. Keenser kann diese Information jederzeit wiederholen, doch ich werde es jetzt Ihnen allen zusammen mitteilen: Die Existenz der Milchstraße ist bedroht. Diese Bedrohung könnte sich noch viel weiter ausdehnen, bis auf die Erde oder weitere Planeten, die dann vom Aussterben bedroht wären. Das Problem ist ein riesiges Weltraumbeben, das nicht kontrollierbar ist und alles innerhalb kürzester Zeit zerstören kann. Das Volk der Kosmokraten hat diese Macht und wir müssen sie alle aufhalten können, bevor etwas Schlimmes passiert. Das würde das Ende für uns alle sein und das könnte ich mir nicht verzeihen. Man kann nur leider eigentlich gar nicht mit ihnen verhandeln. Es gibt nur eine Möglichkeit, um das alles verhindern zu können und somit das Leben aller retten zu können. Es gibt auf zwei verschiedenen Planeten zwei Burgen, auf denen jeweils Schlüsselteile versteckt sind. Es ist allerdings nicht leicht, an diese Schlüsselteile zu kommen. Wenn man die Schlüsselteile von jeder Burg hat, kann man sie zu einem großen Schlüssel zusammensetzen. Jede dieser Burgen gehört einem der Mächtigen, sie sind Eindringlingen gegenüber allerdings nicht sehr freundschaftlich gesinnt. Wenn man den Schlüssel hat, schafft man es, hinter die Materiequelle zu kommen, hinter denen dann die Kosmokraten herrschen. Es ist die einzige Möglichkeit, sie von ihrem Vorhaben abzubringen. Ich würde das jetzt nicht erzählen, wenn es nicht wirklich wichtig wäre. Das ist es allerdings. Wir haben uns schon mit vielen anderen Völkern beraten, allerings sind wir nicht wirklich zu einer Lösung des Problems gekommen. Wir wussten, dass wir jemanden finden müssen, der ein kampffähiges Raumschiff hat und auch bereit ist, um uns zu helfen. Wir bitten euch nur, Enterprise, Sie wollen sicherlich auch in Sicherheit in ihr Zuhause zurückkehren wollen. Wir bitten um Hilfe und würden Ihnen natürlich alles zur Verfügung stellen, was Sie von uns brauchen würden, damit diese Mission so machbar wie möglich ist. Wir alle bitten Sie: Überlegen Sie es sich wenigstens. Es geht um uns alle. Ich würde die Enterprise begleiten, somit ständig in Kontakt mit anderen Völkern sein, um die neusten Infos immer mit Ihnen teilen zu können und sie so gut es mir möglich ist, zu unterstützen."

Jen schien erleichtert, dass sie endlich das sagen konnte, was sie sich so sehr gewünscht hatte, dass es klappen würde. Sie schien, als wäre jetzt Ballast von ihr abgefallen, eine große Last, die auf ihren Schultern gelastet hatte. Das war auch verständlich, sie hatte das gesamte Volk vertreten müssen und uns alles mitteilen müssen. Das hatte sie allerdings sehr gut hinbekommen.

Ihr Blick huschte durch die Menschenmenge und blieb an mir kurz hängen. Ich lächelte sie an, worauf sie sich noch mehr zu entspannen schien. Sie schien wirklich sympathisch zu sein und sehr verantwortungsbewusst, wenn ihr das Volk der Keenser das alles zutraute.

„Was denkst du, wie werden wir entscheiden. Es ist ja schon ein enormes Risiko und es könnte so viel schief laufen. Andererseits können wir nicht so viele Völker im Stich lassen, wenn sie auf uns angewiesen sind. Ich habe keine Ahnung, was Commander Riker und Captain Picard überhaupt denken werden oder ob sie sich einig sind."

Ich sah Thomas an, der wirklich etwas überfordert von der Situation schien. Er sah sich alle wichtigen Offiziere der Sternenflotte an, als würde er versuchen, aus ihren Gesichtern irgendetwas lesen zu können. Es schien ihm allerdings nicht so gut zu gelingen, denn schon bald sah er mich ziemlich verzweifelt an.

„Sie sind alle so verschlossen. Ich kann gar nichts erkennen!" Ich musste über seinen Ehrgeiz etwas schmunzeln. Freundschaftlich stieß ich meinen Ellbogen in Thomas' Seite, was er mit einem belustigten Aufblitzen seiner braunen Augen quittierte. „Das haben sie uns an der Akademie doch gelehrt, dass nicht jeder in uns lesen kann, wie wenn wir ein offenes Buch wären. Bei dir zum Beispiel weiß ich auch oft nicht, was du denkst. Du bist genau das Gegenteil von einem offenen Buch. Aber weißt du was, jetzt, da du es so genau ansprichst, werde ich mich in Zukunft darauf konzentrieren, herauszufinden, was du denkst."

Thomas fing an zu grinsen. „Das wirst du sowieso nicht schaffen." „Sei dir da mal nicht so sicher", entgegnete ich.

Ich hatte jetzt eine Aufgabe für die Zukunft.

Wie würde sich der Captain wohl entscheiden? Ich war wirklich sehr gespannt, denn im Moment hatte ich nicht das kleinste Fünkchen einer Ahnung.

Die kosmischen Burgen [Star Trek / Thomas Sangster]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt