Kapitel 11

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„Bleibt sofort stehen und bewegt euch keinen Meter! Wir schießen sonst und das wollt ihr sicherlich nicht. Wir haben eure ganze Besatzung schon in unserem Gewahrsam und ihr seid nur noch die Letzten! Ich soll euch von Commander Riker mitteilen, dass ihr euch ergeben sollt, da es zu spät ist. Ihr habt keine Wahl mehr!" Die Borg wirkten wirklich bedrohlich und ich fühlte mich nun, da ich mitten in der Tür stand und somit versuchte, sie davon abzuhalten, den Raum zu betreten, etwas fehl am Platz.

Hatten sie recht? Hatte die Enterprise sich wirklich ergeben oder hatten sie sie alle überwältigt? Wenn es wirklich so war, dann sollten wir uns lieber ergeben, damit uns nichts ganz so Schlimmes passieren würde. Doch wenn sie uns anlogen, würden wir einen fatalen Fehler begehen, wenn wir jetzt aufgeben würden.

Was sollten wir denn nun machen? Ich konnte jetzt ja auch schlecht Kontakt aufnehmen, da sie mich sonst sofort überfallen würden. Ich musste meine Position halten und hoffen, dass es Thomas und Jen in der kurzen Zeit schafften, den Schlüssel zu bekommen, sodass wir dann irgendwie entkommen konnten. Wenn ich da jetzt noch einmal recht drüber nachdachte, war das eigentlich eine Sache der Unmöglichkeit.

Wir würden das niemals schaffen ...

„Tritt jetzt ein Stück zur Seite, Mädchen, oder wir werden keine Gnade walten lassen und auf dich feuern. Danach werden wir uns dann an deinen Freunden zu schaffen machen." Angstschweiß lief mir den Rücken hinunter und ich hatte einen großen Kloß im Hals. Ich würde die anderen auf keinen Fall gefährden, indem ich Platz machen würde. Das gehörte auch zu der Ausbildung, dass wir uns für unsere Kollegen einsetzten und sie nicht irgendwelchen Gefahren aussetzen würden, wenn wir da irgendwie verhindern konnten. Ich konnte nur beten, dass die Besatzung nicht am Ende war und sie noch kämpften.

Die Borg traten immer näher auf mich zu. Nun waren sie nur noch ein paar Meter entfernt. Mit jedem Schritt, den sie machten, wurde mir banger. Es klang so, als wäre der Tod auf dem Weg zu uns und immer, wenn ich ihre schweren Schritte auf dem Boden hörte, zuckte ich zusammen. Lange würde ich das nicht mehr aushalten können.

„May, noch eine Sekunde! Halte sie irgendwie auf!", hörte ich Thomas' Stimme zischen, so leise, dass die Borg es möglich nicht hören sollten. Doch zumindest einer von ihnen schien es trotzdem mitbekommen zu haben, denn er machte jetzt einen Sprint auf mich zu. Erschrocken wich einen Schritt nach hinten. Innerlich sah ich schon, we er mir seine Waffe ans Gesicht halten würde und dann abdrücken würde. Mich unendlicher Schmerz durchströmen würde und ich danach in einer dunklen Unendlichkeit für immer sein würde, aus der es kein Zurück mehr gab.

Als ich mich mit meiner Hand instinktiv an der Wand abstützen wollte, wurde sie in einem festen Griff gepackt und ich wurde noch weiter nach hinten gezogen. Das konnte kein Borg sein, da sie sich alle vor mir befanden. War es Thomas gewesen?

Die starken Arme, die mich stützten, als ich nach hinten fiel, konnten nur von Thomas sein. Ich wurde zur Seite gezogen, so dass ich die Borg in dieser Sekunde nicht ausmachen konnte. Doch sie waren dennoch da, das wusste ich. Und in jeder Sekunde würden sie hier einstürmen und uns umbringen, foltern oder was auch immer sie wollten. Wir hatten keine Macht mehr.

Da sah ich allerdings, wie die junge Borg, die uns diese Tür geöffnet hatte, an einem Bildschirm herumtippte. Sie tippte in einem solchen Tempo, dass mir fast schwindelig wurde und ich so gut wie nichts auf dem Bildschirm erkennen konnte. Die Tür fing an, sich zu schließen, ziemlich schnell, doch der erste Borg war schon so nah, dass er es dennoch schaffen konnte. Selbst Einer von ihnen konnte gefährlich werden, da sie viel schlimmere Waffen als wir hatten.

Der Borg streckte seine Hand in den Raum, genau in der Sekunde, in der sich die Türen schlossen und seine Hand oder wie man das auch immer bei den Borg nannte, einquetschte. Er wollte sie zurückziehen, doch die Tür war so fest verschlossen, dass er sie nicht bewegen konnte. Von draußen höre ich den wütenden Schrei, den auch eine große Spur Schmerz begleitete. Es wurde mit aller Kraft an die Tür gehämmert, die Borg, die sich dagegen geschmissen, doch sie öffnete sich nicht. Dafür war sie ja schließlich auch entworfen worden, dass man nur mit einem Code hier reinkam, da sie nun aber von innen verriegelt war, konnten sie nun vergessen, hier reinzukommen. Zumindest für die nächsten Minuten.

Die junge Borg sah uns verängstigt an und stellte sich in eine Ecke, während sie den Phaser anstarrte, den Jen auf sie richtete. Ich setzte mich nun hin, nachdem ich mich aus Thomas' stützenden Atmen befreit hatte. Mein Herz schlug mir bis zum Hals, zum Einen wegen der ganzen Aktion und zum Anderen, weil ich Thomas schon wieder so nahe gekommen war.

„Die Borg haben uns angelogen! Ich habe gerade Kontakt zu Commander Riker aufgenommen und sie sind den Borg momentan überlegen. Wir sollen uns beeilen, damit wir wieder auf die Enterprise zurückkehren können." Obwohl wir es noch immer nicht ganz geschafft hatten, atmete ich erleichtert aus. Jetzt konnte es sicherlich nicht mehr schlimmer kommen.

In der Mitte des Raums wurde gerade ein Kasten aus dem Boden gefahren, in dem ich den Schlüssel erkennen konnte. Dieser Befehl musste wohl auch von unserer Geisel eingegeben worden sein. Mit zitternden Händen, öffnete ich die Kiste und nahm den Schlüssel in die Hand.

Er war so klein! Ich konnte mir gar nicht vorstellen, dass dieser kleine Teil eine solche Macht haben konnte, dass wir alle unser Leben dafür riskiert hatten! Doch zum Glück hatten wir ihn jetzt. Wenn wir schon solche Probleme mit den Borg gehabt hatten, wie schlimm würde es dann erst in der zweiten Burg werden? Das wollte ich mir gar nicht ausmalen.

Ich klopfte auf meine Brust, auf das kleine Zeichen der Enterprise und sofort meldete sich Commander Riker. „Commander, wir haben den Schlüssel. Wir sind bereit zur Rückkehr auf die Enterprise."

Einige Sekunden war es still, dann hörte ich allerdings seine Stimme.

„Energie!"

Die kosmischen Burgen [Star Trek / Thomas Sangster]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt