Ich musste zum Glück nur ein paar Minuten vor Jens Tür warten, bis sie auftauchte und wir beide eintreten konnten. „May, ich habe irgendwie das Gefühl gehabt, dass es bald so weit sein würde, dass du meinen freundschaftlichen Rat brauchen wirst. Ich habe die letzte Zeit schon immer wieder nachgesehen, wo du bist, ob du mit Thomas zusammen bist und falls ja, ob du vielleicht auch vor meiner Tür stehst. Ich glaube, wir müssen viel bereden. Ich weiß, wie du dich fühlst."
Sie sah mich mit einem so mitleidigen Blick an und als ich in ihrem Zimmer dann auch noch eine heiße Tasse Tee in die Hand gedrückt bekommen hatte, konnte ich nicht anders, die Tränen kullerten leise meine Wange hinunter, wie so oft schon nachts in den letzten Tagen.
Jen nahm mich erst einmal nur in den Arm und drückte mich an sich. Sie wusste, dass sie mir somit im Moment am besten helfen konnte und ich mich so noch am besten fühlen konnte. Denn der Gedanke daran, dass sie für mich da war und Julia auch, an die ich mich wenden konnte, half mir dennoch sehr dabei, das hier alles zu verdauen. Wenn ich keine Freunde hätte, wäre ich nun in dieser Situation völlig aufgeschmissen.
„Willst du mir erzählen, ob es etwas Neues gibt? So wie ich mir das denke, wird er sicherlich etwas gefragt haben und dann auch nicht lockergelassen haben. Sorry, wenn ich das so sage, aber wenn man dich kennt, merkt man sehr schnell, dass dich etwas bedrückt und ich als Mädchen sehe dir natürlich auch gleich an, was es ist. Da Thomas allerdings ein Junge ist, weiß ich nicht, ob er es auch weiß. Ich aber weiß auf jeden Fall, dass etwas mit dir los ist."
Ich schluckte und nahm einen Schluck vom Tee. Die Hitze und der leckere Geschmack sorgten dafür, dass ich mich ein klein wenig entspannte. Mit Jen konnte ich reden. Sie würde mich verstehen. Sie würde mir auch helfen, eine Lösung zu finden. Die mussten wir einfach finden, sonst würde ich komplett durchdrehen, das war mir klar.
Ich stand auf und lief durch ihr Zimmer, immer wieder hin und her, wie wenn ich ein Tiger wäre, der in einem Käfig eingesperrt war. So fühlte ich mich gewissermaßen ja auch. Ich war zwar in einem sehr großen Käfig eingesperrt, aber dennoch konnte ich Tomas hier nicht so aus dem Weg gehen, wie ich es wollte und es mir wahrscheinlich sogar auch sehr gut tun würde. Ich traf immer wieder auf ihn und musste dazu ja auch noch so viele Arbeiten mit ihm zusammen verrichten.
„Seit er zugegeben hat, dass er auf dieses eine Mädchen steht, weiß ich, dass er bald diese Frage stellen wird, was denn mit mir los ist. Ich kann es ihm ja auch nicht verübeln, wenn er nicht der Grund wäre, wäre ich ja auch unendlich froh darüber, dass er so für mich da ist und er sich anbietet, dass ich mit ihm reden kann. Es liegt ja auch nicht daran, dass ich ihm nicht vertraue oder nicht mit ihm reden will, ich kann das einfach nicht. Was soll ich denn bitte sagen: 'Sorry, Thomas, dass ich auf dich stehe, du aber nicht auf mich. Aber lass uns ganz locker darüber quatschen, wie es gute Freunde machen. Lass uns einfach ignorieren, dass du viel mehr als ein guter Freund für mich bist, aber ich versuche einfach alle meine Gefühle zu verdrängen?' Als ob das irgendjemand so machen würde."
Jen sah mich ehrlich bestürzt an. Sie kam wieder auf mich zu und schloss mich eine Umarmung, die einige Minuten dauerte. Ich versuchte, nicht zu weinen, doch es gelang mir nicht. Es war mir irgendwie peinlich, dass sie spürte, wie mein Körper sich leicht verkrampfte, wenn ich mal wieder eine Heulattacke bekam. Mir war klar, dass ich über ihn hinweg kommen musste und danach sehen musste, ob ich es überhaupt schaffen würde, nur mit ihm befreundet zu sein, doch ich hatte leider nicht die geringste Ahnung, ob ich das überhaupt schaffen würde.
Es hieß ja immer 'Zeit heilt alle Wunden', aber bei mir würde man echt sehr viel Zeit brauchen, in der ich Thomas auf keinen Fall sehen dürfte und in der Zeit er auf keinen Fall wieder damit kommen würde, dass ich ihm doch bitte sagen sollte, was denn mit mir los war. Und hier hatten wir diese Zeit echt nicht. Schon in ein paar Tagen sollten wir die letzten Planungen durchgehen, wie wir die Kosmokraten besiegen konnten und das Universum retten würden.
Es wäre der Enterprise und der ganzen Sternenflotte gegenüber respektlos, wenn ich nicht die ganze Zeit bei der Sache sein würde. Ich musste ihnen zeigen, dass ich bereit war, wieder in das Team eingeteilt zu werden, das versuchte, den Schlüssel zu finden, sie wie vor ein paar Tagen beim letzten Mal.
„Würde es dir helfen, wenn ich Thomas sagen würde, dass es einfach ein Thema für Mädchen ist, wegen es dir so schlecht geht und es auf keinen Fall etwas mit ihm zu tun hat? Ich würde ihm sagen, dass er sich keine Sorgen machen brauchte, du würdest nichts gegen ihn haben und ihm sehr dankbar sein für all das, was er für dich tun will, doch du würdest noch Zeit brauchen und wenn er dich nicht bedrängt, wirst du irgendwann selbst auf ihn zukommen. May, ich weiß, du willst es wahrscheinlich nicht hören, doch irgendwann musst du es ihm sagen. Das würde dir nur Zeit geben, dir zu überlegen, wie du es ihm sagen willst."
Ich musste zugeben, dass Jen recht hatte. Ich würde da nicht drum rumkommen. Ich war ihr so unendlich dankbar, dass sie das für mich tun würde.
„Das würdest du wirklich für mich tun?" Jen grinste mich nur an und drückte mich noch ein Mal. „Du bist mein beste Freundin. Für dich würde ich alles machen. Ich hab dich lieb." „Ich hab dich auch so lieb", antwortete ich meiner Freundin, meiner Seelenverwandten.
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Die kosmischen Burgen [Star Trek / Thomas Sangster]
FanfictionDer Weltraum, unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 2364. Dies sind die Abenteuer des neuen Raumschiffs Enterprise, das viele Lichtjahre von der Erde entfernt unterwegs ist, um fremde Welten zu entdecken, unbekannte Lebensformen und neue Zivilis...