Kapitel 14

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Heute müsste ich mich eigentlich vollkommen auf meine Arbeit konzentrieren. Jen, Thomas, Julia und ich wurden bestimmten Leuten der Enterprise zugeteilt, damit wir die nächsten Tage mal ein bisschen etwas lernen würden. Sie schienen unser Ausbildungsprogramm wohl doch nicht komplett vergessen zu haben. Ich wusste nicht, welche Stationen wir in den nächsten Tagen alle besuchen würden, doch es würde zum Beispiel sicherlich die Brücke und der Maschinenraum dabei sein. Ich hoffte, dass wir auch Sachen sehen würden, die jetzt nicht direkt etwas mit unserer Ausbildung zu tun hatten, zum Beispiel, wie die Krankenstation, die Küche, die Schule oder die Kinderbetreuung aussah. Wir hatten hier auf der Enterprise ja nicht viele Kinder, doch ein paar waren hier und sie sollten natürlich auch betreut werden und eine Ausbildung erhalten.

Momentan war es Mittagspause und wir noch bei der ersten Station. Wir wurden in Zweierteams aufgeteilt, die wir zumindest heute so beibehalten würden. Julia und Jen waren gerade irgendwo, ich wusste nicht wo, doch Thomas und ich waren das andere Paar, was bedeutete, dass ich den ganzen Tag mit ihm zusammenarbeiten musste und mich dabei möglichst auch noch konzentrieren sollte. Das war fast eine Sache der Unmöglichkeit.

Nach dem, was gestern Abend passiert war, war mein Gehirn fast nur noch Matsche. Ich wusste, ich hätte mir die ganze Zeit nicht wirklich Hoffnungen machen sollen, doch es war irgendwie trotzdem passiert. Ich hatte irgendwie gehofft, dass der unwahrscheinliche Fall eintreten könnte, dass er auf gar keinen stand und ich somit Chancen hätte oder dass er im allerbesten Fall vielleicht sogar auf mich stehen würde.

Wie konnte ich das denn auch nur gedacht haben? Wir waren Freude und mehr nicht. Da würde auch nie mehr sein. Ich würde mit ihm genauso befreundet sein wie ich es mit Julia und Jen war und er würde da auch keinen Unterschied machen. Vielleicht würde er sich ja auch irgendwann in Julia oder Jen verlieben und dann musste ich mich zurückhalten, denn egal, wie viel es mir ausmachen würde, ich würde es den beiden nicht versauen, auf keinen Fall, denn so war ich nicht.

„May, hörst du mir überhaupt zu?" Wesley Crusher, der zwar nicht viel älter war als ich, doch dennoch heute eine Aufgabe bekommen hatte, uns auszubilden, wedelte mit seiner Hand vor meinem Gesicht hin und her. Oh Mann! Ich hatte wirklich die letzten Minuten gar nicht zugehört, was er gesagt hatte. Das war sehr schlecht, denn er hatte gerade etwas Wichtiges erklärt, eine wichtige Funktionsweise eines Geräts und ich hatte mehr als die Hälfte einfach nicht mitbekommen. Na super, was sollte ich jetzt machen?

Wesley zuckte mit den Achseln, er war wohl am Verzweifeln. Oder er wusste, wie es mir ging, dass man manchmal in Gedanken versunken war, er stand ja vor zwei Jahren eigentlich noch genau an dem gleichen Platz wie ich jetzt. Ich blickte zu Thomas und sah, dass er grinste. Machte er sich jetzt etwa über mich lustig? Ha ha ...! Ich konnte mich ja kaum noch halten, so lustig war das ...

Warum musste ich denn auch in diese Situation geraten? Das schaffte auch echt nur ich ...

„Ich glaube, ich mache jetzt einfach mit meiner Aufgabe weiter und Thomas, du kannst May ja noch das, was sie nicht mitbekommen hat, erklären und danach könnt ihr das bearbeiten, was ich gesagt habe." Er zog sich zurück und überließ uns beide dann unserer Aufgabe. Na super, jetzt konnte Thomas mir auch noch unter die Nase reiben, dass ich mit meinen Gedanken völlig woanders gewesen war und er konnte sich sicherlich auch nicht beherrschen und würde mich dann fragen, an was ich denn gedacht hatte.

Ich habe an dich gedacht und warum du dich verdammt nochmal nicht in mich verliebst!, hätte ich ihm am liebsten an den Kopf geworfen, doch das tat ich natürlich nicht. Er hätte danach sicherlich kein Wort mehr mit mir gewechselt, da er mich dann für vollkommen verrück gehalten hätte und das wollte ich auf keinen Fall. Ich musste wohl oder übel den Rest meines Lebens schweigen.

Ich musste aber auf jeden Fall mit Julia, Jen oder beiden darüber sprechen. Sie waren meine Freundinnen und dafür waren Freundinnen doch schließlich da oder? Dass man sich bei ihnen ausheulen konnte und sagen konnte, was Jungs doch für riesige Arschlöcher waren.

„Also, er hat gesagt, wir müssen ein Programm zum Schutz programmieren, das uns vor fremden Strahlen bewahrt und auch, wenn uns jemand angreift. Es soll allerdings so gut programmiert sein, dass es gute Sachen, wie Frequenzen, die ausgesendet werden, wenn jemand Hilfe braucht, durchgeleitet werden. Ich glaube, jeden einzelnen Schritt jetzt noch einmal zu erklären, würde zu lange dauern und ich muss zugeben, dass ich auch noch nicht alles verstanden habe. Ich schlage einfach vor, dass wir es zusammen probieren und es dann sicherlich klappen wird."

Wie er mich nun so anlächelte, könnte ich fast vergessen, worüber ich die ganze Zeit gegrübelt hatte. Aber nur fast, dafür saß es schon zu fest.

Die nächsten Minuten versuchte ich mich, so gut es ging, auf die Aufgabe zu konzentrieren und mit Thomas einfach zu arbeiten, wie als wenn er einfach nur ein Laborpartner sein würde und wir zusammen in der Schule sitzen würden. Ab und zu, wenn er es nicht bemerkte, starrte ich ihn an und checkte seinen Körper ab. Ich war froh, dass er das nicht mitbekam, da er mich sonst sicherlich wirklich gruslig finden würde. Das wollte ich auf jeden Fall vermeiden.

Mit ihm an meiner Seite klappte es alles erstaunlich gut. Obwohl er das Meiste tat, schaffte ich dafür, dass ich nicht zugehört hatte, sehr viel. Ich war ein Naturtalent, wenn Thomas an meiner Seite war. Vielleicht sollte ich ihn fragen, ob er mir noch ein paar andere Sachen beibringen konnte, da das dann sicherlich sehr gut klappen würde.

So würde ich zumindest viel Zeit mit ihm verbringen können. Und das auch oft alleine.

Die kosmischen Burgen [Star Trek / Thomas Sangster]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt