Kapitel 12

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Es passte perfekt, dass zwei Tage, nachdem dem wir es geschafft hatten, das erste Schlüsselteil zu unserem zu machen, auch noch Julia Geburtstag hatte. Wir hatten gestern noch viel besprochen und deswegen noch gar keine Zeit gehabt, zu feiern.

Diese Zeit hatten wir nun aber und da wir alle stolz darauf waren, was wir zusammen geschafft hatten, hatten wir beschlossen, dass es sich sicherlich sehr gut mit ihrem Geburtstag vereinbaren lassen würde und wir dann einfach eine größere Feier daraus machen würden.

Da standen wir nun, stießen unsere Sektgläser hoch erhoben klirrend aneinander und grinsten alle breit. Die erste Hürde war jetzt erst mal geschafft und der erste Schock, über das, was passiert war, war nun auch verdaut. Man konnte sagen, dass wir uns nun wirklich super fühlten und allen Grund zum Feiern hatten.

Es würde noch eine Weile dauern, bis es wieder ganz ernst werden würde und ehrlich gesagt, wollte ich vorher einfach nicht daran denken und alle Gedanken daran verdrängen. Ich hatte mir doch immer ausgemalt, dass es nach einigen harten Zeiten, in denen man mit den anderen zusammenarbeiten musste, auch Zeit geben würde, um sich mit seinen Freunden zu treffen und das Leben einfach zu genießen. Um das Leben im All auf der Enterprise zu genießen.

Julia hatte gesagt, dass sie, Thomas, Jen und ich uns gleich zusammen auf das Holodeck begeben würden und wir dann ihren liebsten Freizeitpark auf der Erde besuchen würden, den sie jedes Jahr an ihrem Geburtstag besuchte, seit sie schon ganz klein war. Das Gute an diesem Park war, dass man dort auch als Jugendlicher sein konnte und ein paar tolle Achterbahnen fahren konnte.

„Auf die Crew. Wir alle harmonieren sehr gut zusammen und deswegen hat unsere Mission auch so gut geklappt. Eine besonderen Dank spreche ich heute an Thomas Sangster Jen Morris und May Kirk aus, durch die wir es geschafft haben, das Schlüsselteil zu uns zu nehmen und die es geschafft haben, gegen eine große Ansammlung an Borg auszukommen."

Der Captain hob noch einmal sein Glas und schon stießen wir wieder alle an. Der Tag war wirklich toll und bei dem Lob vom Captain und den lobenden Blicken der anderen, wurde mir ganz warm ums Herz. Ich wusste, mich an der Sternenflottenakademie zu bewerben und diese Mission hier anzutreten, war die einzig richtige Entscheidung gewesen.

***

„So, seid ihr alle bereit für den Ort, der mich seit meiner Kindheit schon immer so verzaubert?" Julia sah uns alle strahlend an und schob ihre kleine Krone auf dem Kopf zurecht. Ich hatte gerade aus Spaß eine kleine Happy Birthday-Krone für sie gekauft, so wie sie die kleinen Kinder oft an ihren Geburtstagen geschenkt bekommen hatten. Sie war in schallendes Gelächter ausgebrochen, aber dennoch hatte sie es sich nicht nehmen lassen, sie aufzusetzen und bis jetzt auch keine Anstalten zu zeigen, sie abzunehmen.

Als sich die Tür des Holodecks automatisch hinter uns schloss, warf ich einen Blick um mich. Es sah wirklich im Moment aus wie in Paradies für kleine Kinder, vor allem Mädchen. Eine Eisenbahn fuhr an uns vorbei und ein paar Meter vor uns entdeckte ich schon den ersten Zuckerwatteautomaten mit einem Herren, der die Zuckerwatte, die er pink gefärbt hatte, an Kinder verteilte.

Jen wartete keine Sekunde und holte für uns vier jeweils eine Zuckerwatte. Ich musste lachen, als ich mir ausmalte, wie wir wohl aussehen mussten. Vier Jugendliche in Anzügen der Sternenflotte, die im Kinderparadies standen und Pinke Zuckerwatte aßen.

Zum Glück war das hier nur eine Simulation und ich musste mich nicht für den Rest meines Lebens dafür schämen und beten, dass ich die Leute hier bei wiedertreffen würde. Nun wollte Julia aber weiterlaufen, ein anderes Abteil, das auch für unsere Altersgruppe geeignet war.

Schon nach ein paar Minuten waren wir dort angekommen und hatten uns für eine Achterbahn entschieden, die wir nun zusammen fahren wollten. Ich war in meinem Leben noch nie eine Achterbahn gefahren. Als Kind war ich nur immer dieses kleine Kinderkarussell gefahren und dann nie wieder etwas, was schneller war. Doch da ich in meiner Ausbildung bisher auch Simulationen bewältigt hatte, in denen ich ziemlich viel aushalten musste, war ich mir sicher, dass das hier jetzt ein Problem sein würde.

„Jen und ich setzen und zusammen nach vorne und Thomas und du, ihr setzt euch direkt hinter uns." Julia zwinkerte mir zu, als hätte sie damit etwas beabsichtigen wollen. Wieso denn? Glatte sie etwa, dass zwischen Thomas und mir etwas lief? Das war nicht so und ich hatte keine Ahnung, warum sie auf diese Idee kam. Sicherlich hatte ich mir das nur eingebildet.

„Bist du schon einmal Achterbahn gefahren?", fragte ich Thomas, als wir uns nebeneinander setzten und die Bügel schlossen. Die Fahrt musste gleich starten. Er schüttelte den Kopf und lachte. „Es klingt wohl komisch, aber nein. Die Simulationen kamen dem wohl ziemlich nahe, aber nein, eine richtige Achterbahn bin ich noch nie gefahren." „Ich auch nicht, dann bin ich zumindestens nicht alleine", meinte ich und lächelte ihn an, was er sofort quittierte.

Irgendetwas in meinem Bauch machte einen kleinen Hüpfer und ich musste den Kopf schütteln, damit das stoppte. Was war das denn jetzt schon wieder? Julia hatte völlig unrecht, zwischen Thomas und mir war nichts. Es war doch völlig normal, dass ich bei seinem Lächeln hinschmelzen könnte oder? Ich hatte in dieser Beziehung nämlich nicht wirklich viel Erfahrung. Ich musste dringend mal Julia oder Jen fragen oder am besten alle beide.

Ich konnte mir allerdings keine Gedanken mehr darüber machen, denn in dieser Sekunde fuhr die Achterbahn in einem Affentempo los. Ich musste mich abstützen, damit ich nicht mit vollem Karacho nach vorne krachte. Schon gerieten wir in die erste Kurve und ich wurde auf die Seite von Thomas' gedrückt, so dass ich ihm, naja, wie sollte man das sagen, sehr sehr nahe kam. Das ließ sich in einer Achterbahn doch anscheinend schlecht vermeiden und so überließ ich mich meinem Schicksal und genoss es einfach. Das Kitzeln in meinem Bauch, wenn die Achterbahn in die Kurve ging oder wir nach unten rasten ... oder wenn ich Thomas mal wieder näher kam.

Die kosmischen Burgen [Star Trek / Thomas Sangster]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt