Kapitel 28

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Es war still. Zu still. Eigentlich müsste ich jetzt glauben, dass wir es geschafft hätten und nun nur noch die Maschine betätigen müssten, ein paar Knöpfe drücken und es dann alles vorbei sein würde. Wie auf Knopfdruck würde hier alles still sein und alles Böse würde in der Bewegung innehalten. Ich glaubte, dass ich es sicherlich im ersten Moment gar nicht glauben könnte, dass wir es geschafft hätten. Wahrscheinlich müssten Jen oder Thomas mir um den Hals fallen, um mich aus meiner Starre zu reißen.

Doch das geschah natürlich nicht. Es wäre natürlich viel zu einfach gewesen, stattdessen konnten wir jetzt nur warten, was auf uns zukommen würde. Auf einmal wurde alles dunkel, ich konnte die Hand vor Augen nicht mehr erkennen und konnte auch keine Geräusche ausmachen, da es schließlich so leise war.

„Leute, wisst ihr, wo wir hier gelandet sind? Was sollen wir denn nur machen? Die Tür haben wir ja gerade verschlossen und die anderen werden da draußen sicherlich gerade mit den Wachen zu kämpfen haben. Wie ist es passiert, dass auf einmal alles so still ist und es dunkel wurde? Keiner von uns hat sich bewegt und in der Sekunde, in der wir hier reingehuscht sind, habe ich niemanden gesehen, alles war leer." Ich konnte hören, dass Thomas mutig klingen wollte, doch er war dennoch unsicher. Das mochte ich aber an ihm. Ich wollte gar keinen Macho an meiner Seite haben, der keine Angst zeigte. Das war nicht natürlich und ich hasste Menschen, die sich verstellten oder ganz anders als ich waren.

„Ich weiß es nicht. Ich laufe jetzt mal voraus, taste mich langsam an der Wand entlang. Ich versuche dabei, keine Knöpfe zu drücken, ich könnte so zwar das Licht wieder anschalten, doch die Chance, dass ich einen Alarm auslöse, ist mir zu groß. Wir werden schon noch in einen anderen Raum gelangen können, vielleicht ist es dann sogar der richtige Raum und wir können dort alles beenden. Wir müssen sorgfältig sein, uns aber dennoch beeilen, falls unsere Leute nicht so lange gegen die Wachen standhalten können, damit sie uns nicht in die Finger bekommen. Wir müssen auch noch aufpassen, dass wir es noch schaffen, die Gefangenen zu befreien."

Ich gab Jen vollkommen recht. Mein Herz schlug schnell vor Aufregung. Wir mussten das nun schaffen und leise sein, damit uns keiner entdeckte. Ich folgte Jen und Thomas folgte mir. Als wir uns an der glatten Wand entlangbewegten, war er so dicht hinter mir, dass ich seinen Atem in meinem Nacken spüren konnte. Nun schlug mein Herz noch schneller. Warum hatte er denn eine solche Auswirkung auf mich? Wenn wir nun nicht hier wären, wenn die Situation eine andere wäre und Thomas nicht an diesem Mädchen interessiert sein würde, dann könnte ich mich nicht beherrschen, ihm fernzubleiben. Ich müsste ihn berühren, müsste ihn küssen, den Abstand zwischen uns verringern.

„Hey, May, alles ist gut. Du weißt, ich bin genau hinter dir und du kannst mir vertrauen. Ich werde dir helfen, wenn sie hier herkommen, werde dich beschützen. Du kannst dich beruhigen, sonst hört man deinen Atem noch sehr weit", sprach er mit sanfter Stimme. Ich könnte mir am liebsten eine Ohrfeige geben. Er wusste nicht, warum mein Atem so ungleichmäßig gegangen war. Das war nur zum Teil die Angst gewesen. Ich wollte gar nicht, dass er es wusste, er würde es schon früh genug erfahren, wenn ich allen meinen Mut zusammennehmen würde und ihm alles gestehen würde.

Nach ein paar weiteren Schritten spürte ich eine warme Hand, die nach meiner griff. Ich schnappte nach Luft. Es war Thomas' Hand, die da nach meiner gegriffen hatte. Sie war so warm und es war, als würde sie unter Strom stehen, da viele kleine Ströme von ihm ausgingen, die sich ihren Weg in meinen Körper bahnten und mich erfüllten. Es half, wirklich. Ich konnte nun mutiger weiterlaufen, da ich wusste, dass Thomas hinter mir war. Ich glaubte in dem Moment, dass mir nichts mehr geschehen konnte.

„Halt!" In dieser Sekunde hörte ich das Laden von Gewehren und das Licht wurde blitzschnell wieder angeschaltet. Ich wurde nach hinten gedrückt und ehe ich es registrieren konnte, stand Thomas direkt vor mir, wie ein Schutzschild. Er hatte seine Hand aus meiner genommen und hielt sie auf meiner Hüfte, damit ich direkt hinter ihm stand. Was war denn los? Meine Panik war im Moment sogar größer als meine Aufregung wegen dem, was Thomas tat.

„Bleib hinter mir!", flüsterte er mir zu und ich konnte die Anspannung in seiner Stimme erkennen. Ich blickte nach rechts, um nach Jen zu sehen, doch ich sah sie nicht. Panisch blickte ich weiter, doch ich konnte sie nicht erkennen. Wer war das bei uns im Raum?

„Jen! Wo bist du!", rief ich und begab mich aus 'Thomas' Obhut. Ich musste meine beste Freundin finden. Ihr durfte nichts geschehen! Das würde ich mir nie verzeihen können. „May, sei still und beweg dich nicht weiter! Bitte!" Thomas klang nun nicht mehr ruhig, sondern ziemlich panisch.

Da sah ich sie. Das mussten die Kosmokraten sein, die Jen da in ihrer Gewalt hatten. Sie glichen auf den ersten Blick Menschen, doch wenn man genauer hinsah, konnte man sehen, dass sie Außerirdische waren. Sie hatten blaue Haut, die schimmerte und es traten vereinzelt dickere, dunklere Adern hervor. Sie hatten Körperteile, die nicht wirklich natürlich aussahen und sich auch nicht wirklich an den Stellen befanden, von denen man es erwartete. Kurz gesagt, sie sahen einfach nur widerlich und gefährlich aus. Und sie hatten Jen. Einer von ihnen hielt sie fest, sodass sie sich kein bisschen bewegen konnte. Er hielt ihr eine Waffe an den Kopf. Jen sah mich panisch an, ich konnte die Angst vor dem Tod klar in ihren Augen sehen. Sie durfte auf keinen Fall sterben. Wir mussten sie retten!

Doch wie nur?! „Hinter mich, May, ich kann dich sonst nicht beschützen!" Thomas schob mich wieder hinter sich. Ich wollte aber meiner Freundin helfen und nicht hinter Thomas in Sicherheit gebracht werden!

Die kosmischen Burgen [Star Trek / Thomas Sangster]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt