Kapitel 13

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Man konnte es nicht als sehr produktiv beschreiben, wenn man einfach auf einem Bett lag und gar nichts tat, doch das war mir im Moment ziemlich egal. Thomas, Jen, Julia und ich hatten den ganzen Tag schuften müssen. Wir hatten uns wie Übermittler gefühlt, denn wir hatten alle paar Minuten an einem anderen Ort sein müssen. Jeder hatte uns eine Nachricht gesagt, die wir dringend jemand anderem übermitteln mussten oder hatten uns Zettel oder kleine Dinge in die Hand gedrückt, die wir dann an den Bestimmungsort bringen sollten.

Keine Ahnung, ob das Absicht war, dass sie gerade uns vier dazu verdonnert hatten, ihnen zu helfen. Wir waren doch eigentlich noch in der Ausbildung, was bedeutete, dass es eigentlich sehr viel bringen würde, wenn wir den Tätigkeiten der anderen folgen dürften und wir auch somit viel Neues lernen würden. Bald mussten wir auch einen schriftlichen Bericht über das, was wir bisher gelernt hatten, verfassen und danach würden auch schon sehr bald Arbeiten folgen, für die wir lernen mussten. Da würde es wirklich helfen, wenn wir den Tag auch nutzen könnten und entweder der Besatzung in der Praxis helfen konnten oder uns dann zumindest in unser Zimmer oder in die Bibliothek zurückziehen konnten, damit wir uns auf die Prüfungen vorbereiten konnten.

Aber nein, durch die Gegend gescheucht zu werden war anscheinend eine neue Methode, um uns etwas beizubringen. Ich verstand ja, dass sie sehr viel zu tun hatten. Die Enterprise hatte gestern angefangen, sich mit der Bevölkerung vieler Planeten zu verständigen und zu besprechen, wie wir bei der zweiten Burg vorgehen sollten und was wir denn danach machen würden. Wir wussten nämlich noch nicht genau, wie wir das machen sollten. Vielleicht hatten die anderen Völker ja eine gute Idee und so würden wir es eher schaffen. Deswegen starteten sie die ganze Zeit irgendwelche Livekonversationen und Videokonferenzen mit vielen verschiedenen Völkern. Die Übersetzer hatten teilweise Hänger und es klang, als würden sie sich abschalten, da sie so wohl zu viel Englisch auf einmal sprechen konnten.

Nun konnten wir nichts mehr tun, außer die Wand anzustarren. Wir wollten nicht mehr lernen, da wir einfach nur erschöpft waren. Müde nicht direkt, doch wir konnten uns einfach nicht mehr bewegen und einfach nur noch faulenzen. Selbst zum Reden waren wir im Moment zu faul, es ging uns allen vier so.

Ich lag zwischen Jen und Thomas und ich berührte beide. Es löste nichts in mir aus, dass ich Jen berührte, außer dass ich mich freute, dass schon eine gewisse Freundschaft zwischen uns war, doch bei Thomas fing mein Herz auf einmal an, zu rasen und es wollte nicht mehr aufhören.

Stopp!

Ich wollte das doch gar nicht! Mich interessierten Jungs nicht und Thomas war ein so guter Freund von mir, das wollte ich mir auf gar keinen Fall versauen. Ich würde da einfach nicht länger drüber nachdenken dürfen, denn sonst würden diese Gefühle gar nicht mehr aufhören. Ich musste mich dringend ablenken, doch mit was denn bitte?

Ich wollte nicht verkrampft nach einem Gesprächsthema suchen, doch mir fiel einfach nichts ein, über was wir reden konnten. Zum Glück war Jen da und sie schaffte es, in Gespräch anzufangen, bei dem es nicht klang, als wäre sie gerade am Verzweifeln.

„Thomas hast du eigentlich eine Freundin? Ich meine, natürlich nicht hier, sondern auf der Erde?" Ich wettete, wenn ich in der Sekunde etwas gegessen hätte, dann hätte ich mich verschluckt- hundertprozentig.

Ich hoffte so sehr, dass es Thomas nicht aufgefallen war, als ich zusammenzuckte. Ich dachte, jetzt fängt sie ein lockeres Gespräch über unser Leben und unsere Träume an und dann kommt so etwas?

Sie wollte mich doch wirklich umbringen!

Sie drückte allerdings meine Hand, um mir zu signalisieren, dass ich mich beruhigen sollte. Ich musste ihr wohl oder übel vertrauen. Jen, was hattest du denn nur getan? Zum Glück wusste Thomas nichts über mein - naja ich nannte es einfach undefinierbare Gefühle. Denn ich wusste wirklich nicht, was mit mir los war. Es konnte ja auch einfach nur ein kurzer Zustand sein, ich wollte da nicht zu viel hineininterpretieren.

Jetzt war ich aber auch neugierig. Hatte er eine Freundin? Falls ja, konnte ich alles vergessen. Egal, was ich dann auch immer gedacht hatte, es würde keine Rolle mehr spielen. Ich war nicht so eine, die jemandem den Freund ausspannte, zumal er ja noch so weit von ihr entfernt sein würde. Gott, ich machte mir schon wieder zu viele Gedanken ...

„Wie bitte?", Thomas setzte sich auf und wandte sich an Jen, „willst du was von mir oder wie?" Er lachte, um zu zeigen, dass er das scherzhaft meinte. Jen fing auch an, zu lachen. „Nein, will ich nicht. Und jetzt rück aber mit der Sprache raus, du hast mich schon verstanden." Als Thomas weiter zögerte, fing sie an, zu schmollen, was wohl etwas in Thomas zu bewegen schien.

„Na gut, du lässt ja sonst nicht nach. Nein, ich Abe keine Freundin, ich hatte mal eine, aber das ist schon lange her ..."

Ich konnte nichts machen, bei dem Gedanken, dass er schon einmal eine Freundin hatte, überkam mich ein komisches Gefühl. Doch er hatte keine Freundin, das war doch schon einmal gut. „Was ist passiert?", fragte ich ihn nun.

Er zuckte nur mit den Achseln. „Es hat einfach nicht gepasst."

Jen ließ trotzdem nicht locker, sie musste noch einen drauf setzen. Warum denn nur? Für so etwas hatte man Freunde schließlich, würde sie mir jetzt sicherlich antworten. Ich fragte mich, woher sie denn eigentlich so viel über mich wusste, als ich selbst über mich herausgefunden hatte.

„Bist du verliebt?" Thomas sah sie nun verdattert an, als wollte er die Frage, ob sie etwas von ihm wollte, noch einmal wiederholen. „Es gibt da dieses eine Mädchen. Sie ist wirklich nett. Ihr müsst das wirklich für euch behalten! Sie ist auch an der Akademie, doch sie hat mich noch nie in dieser Weise beachtet." Es war eine Weile totenstill. „Ich weiß gar nicht, warum ich das sage, vergesst es einfach, durch unsere Mission muss ich mich von ihr ablenken, also erinnert mich bitte nicht dran. Es ist auch so schwer genug."

Ich verstand ihn, doch dennoch hätte ich lügen müssen, wenn ich sagen würde, dass es mir dabei gut ging, ihm zuzuhören. Der Gedanke, dass seine Gefühle einem anderen Mädchen galten, ließ mein Herz schmerzhaft verkrampfen.

Die kosmischen Burgen [Star Trek / Thomas Sangster]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt