Kapitel 10

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Erschrocken schnappte ich nach Luft. Man konnte es doch sicherlich nicht hören, dass ich in einer Sekunde totale Schnappatmung und daraufhin auch noch Herzrasen bekommen hatte oder? Sonst konnten wir wegen mir nämlich die Mission vergessen.

Thomas stand mir so nah, dass wir in der Sekunde, in der er mit seinem Schwung fast gegen mich geprallt wäre, die gleich Luft einatmeten. Er hielt eine Sekunde inne und tat gar nichts, als mich erschrocken anzusehen. War ich ein solch grausamer Anblick, dass man von mir Angst bekommen musste? Doch dann veränderte sich sein Blick schlagartig und ich konnte mal wieder nicht beschreiben, was er bedeuten konnte. Ich brauchte eindeutig noch viel mehr Übung, das war klar.

„Hmm, sorry, ich hatte nicht geahnt, dass ich so viel Schwung haben könnte. Sehen wir nach, ob die Luft jetzt rein ist und machen wir uns dann weiter auf den Weg. Jen ist sicherlich schon ein ganzes Stück voraus und wartete dann oben auf uns. Wir wollen sie doch nicht warten lassen oder?"

Er grinste mich verschmitzt an, als hätte er gerade einen lustigen Witz erzählt und stellte sich in der nächsten Sekunde schon wieder ganz eng an die Wand neben mich, um um die Ecke zu linsen, ob die Luft auch rein war. Wie konnte ihn das denn nur so lockerlassen? Ich war gerade so erschrocken. Klar, ich war eigentlich doch nur mit ihm befreundet, doch diese Sekunde war auf einmal so komisch gewesen, für den Hauch einer Sekunde hatte ich daran gedacht, was denn wäre, wenn da eines Tages mehr sein würde und so durfte ich nicht denken. Ich hatte noch nie einen Freund gehabt und nun würde es vor allem wirklich ungünstig sein, da wir im Moment wirklich genug zu tun hatten, auf das wir uns konzentrieren mussten, das auf jeden Fall tausend Mal wichtiger war, als meine Gefühle, die für den Hauch einer Sekunde verrückt spielten.

„Weiter geht es!", flüsterte Thomas, packte mich am Handgelenk und zog mich um die Ecke, weiter hinauf in den obersten Stock zum Schlüssel. Während wir rannten und aufmerksam die Umgebung um uns beobachteten, veränderte sich sein Griff, er lockerte sich um mein Handgelenk und seine Hand rutschte, ob unbewusst oder nicht, wusste ich nicht, immer wieder ein Stück weiter nach unten, bis er mein Hand hielt.

Dass es so weit gekommen war, hatte ich gar nicht bemerkt, bis es so weit gewesen war und auch dieses Mal löste es etwas in mir aus, das ich nicht definieren konnte und auch nicht wollte. Ich musste mich auf die Aufgabe konzentrieren, das war das Einzige, was im Moment zählte und das wusste Thomas auch. genau, er hatte das sicherlich nicht mit Absicht gemacht!

Dieses Mal kamen wir sogar ein ganzes Stück voran, es war, als wenn die Borg wüssten, dass wir unsere Ruhe haben wollten und sie uns deswegen schön in Ruhe lassen würden. Wir mussten uns nur ein einziges Mal und das nur ganz kurz in einer Nische verstecken, bis der Borg vorbeigezogen war. dieses Mal achtete ich sehr darauf, einen großen Abstand zu Thomas zu wahren.

Als wir uns vor der Tür, in der sich wohl der Schlüssel befinden würde, befanden, begegneten wir gerade Jen. Nun kam der schwierigste Teil. Wir mussten irgendwie in diese Raum gelangen und ich hatte nicht die geringste Ahnung, wie wir das anstellen sollten.

Mir war klar dass man sie nicht einfach so öffnen konnte und locker hineinspazieren konnte, doch das Problem war, ich hatte auch keine Ahnung, wie sie denn versperrt war. Ob Wachen davor standen, sie verschlossen war und wir noch einen anderen Schlüssel finden mussten, oder ob es einen Code gab. Ich hatte nicht den blassesten Schimmer. Und Jen und Thomas anscheinend auch nicht.

Ich lauschte und hörte einige Geräusche, die sich sehr nach Phasern anhörten. Was bedeutete, dass die Besatzung mittlerweile hier war und wir nun noch mehr auf der Hut sein mussten. Die Borg konnten sicherlich Eins und Eins zusammenzählen und wussten dann, dass sie auch welche hierhin mitgebracht hatten, die sich auf die Suche nach dem Schlüssel machen würden.

Gerade wollte ich die beiden nach Rat fragen, als ich aus dem Augenwinkel eine Bewegung wahrnahm. „Achtung!", zischte ich so leise wie möglich und versuchte, Jen und Thomas schnell zur Seite zu schieben, doch da hatte uns die Borg schon gesehen. Sie sah noch ziemlich jung und unerfahren aus. Denn sie zückte nicht sofort eine Waffe oder bellte anderen Befehle zu, dass sie uns gefunden hatte. Sie inspizierte und erst einmal ausgiebig. eigentlich hätten wir genug Zeit zum Abhauen gehabt, doch das brachte uns ja nichts, da wir in diesem Raum mussten.

Ich musste die Situation ausnutzen, solange nur sie hier war und noch keine anderen. Vielleicht konnte man sie ja noch zu irgendetwas zwingen, sehr erfahren schien sie mir nicht. Ich nahm einen Arm von Thomas und Jen und griff in meine Tasche, zückte blitzschnell meinen Phaser und richtete ihn auf sie. Der ängstliche Blick zeigte mir, dass ich recht hatte. Dieser Borg musste irgendeinen Defekt gehabt haben, denn ich hatte noch nie davon gehört, dass es einen Borg gab, der sich so einschüchtern ließ.

„Du öffnest uns diese Tür, ohne zu zögern oder deine Kameraden zu informieren! Das wird sonst sehr schlechte Konsequenzen für dich haben!", warnte ich. Wow! ich war stolz auf mich, normalerweise war ich gar nicht der Typ für solche Sachen, doch vielleicht war es das Adrenalin, das mich nun dazu verleitet hatte.

Jen und Thomas schienen auch zu verstehen, denn sie warfen sich kurz einen Blick zu und zückten dann beide in derselben Sekunde auch ihre Phaser und richteten sie wie ich aus.

Wie durch ein Wunder trat die Borg vor, ohne irgendjemanden zu informieren. Ich glaubte wirklich, zu träumen, da es ja nicht so leicht gehen konnte.

Sie öffnete uns die Tür und Thomas ging mit ihr direkt in den Raum. Jen war daran, ihnen zu folgen und danach auch ich, doch dieses Mal nahm ich wieder eine Bewegung wahr.

Eine große Truppe von Borg waren nur noch ein paar Meter entfernt. Und sie waren bewaffnet.

Die kosmischen Burgen [Star Trek / Thomas Sangster]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt