Kapitel 9

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Alle paar Sekunden hatte ich das Gefühl, einen Herzinfarkt inklusive einer Panikattacke zu erleiden, wenn ich ein Geräusch vernahm von einem der Borg, die sich hier in der Burg bewegten. Wie sollten wir es denn da nur schaffen, auch nur irgendetwas ausrichten zu können? In ein paar Minuten würden schon all die anderen zu uns stoßen und wir mussten dann bereit sein, um mit unserem Plan starten zu können. Sie hätten uns wenigstens ein bisschen mehr Zeit geben könne, denn unter diesem Druck würde mein Gehirn so gut wie gar nicht funktionieren, das konnte ich jetzt schon sagen.

„Okay, wir müssen aufpassen, da die Borg sicherlich bewaffnet sein werden. Wir haben nur unsere Phaser, die allerdings im Ernstfall nicht so viel werden ausrichten können. Das bedeutet, dass wir den Borg immer sehr viele Schritte voraus sein müssen, damit sie es nicht schaffen, uns zu überlisten oder uns sogar noch gefangen zu nehmen!"

Scheiße! daran hatte ich ja noch gar nicht gedacht. Ich wollte nicht den Rest meines Lebens als eine Gefangene der Borg verbringen. Das konnte ich einfach nicht aushalten. Warum hatte sie denn nur so leicht reden? Es schien so, als wäre Jen gar kein bisschen nervös und als würde sie etwas wie das hier jeden Tag machen, sodass es gar nichts Besonderes mehr sein würde.

„Okay, wir müssen uns einen Weg einprägen und dann immer ein paar Meter nach vorne laufen, dann in eine weitere Nische verschwinden, bevor sie uns erwischen können. Wir müssen den richten Moment abpassen können, um weiterzulaufen und müssen dann auch wissen, wann wir schnell wieder in einem Versteck sein müssen, damit wir kein unnötiges Risiko eingehen. Wir müssen schnell sein, dazu aber auch noch verdammt leise, damit sie uns nicht hören. Das wird so kompliziert werden! Ich würde auf jeden Fall vorschlagen, dass wir unser Phaser immer schon in Angriffsbereitschaft festhalten, sodass wir im Notfall reagieren können, ohne lange zu zögern", meinte Thomas und versuchte dabei, so mutig zu klingen wie er konnte.

Ich lächelte ihn an, um ihm damit zu signalisieren, dass ich dankbar für diese Tipps war. Er ließ sich seine Nervosität auch nicht mehr so stark anmerken, deswegen hoffte ich, dass ich das nun auch bald schaffen würde. Ich war May Kirk, ich würde das schaffen! Ich würde der Enterprise und damit auch der ganzen Menschheit helfen, den ersten Teil des Schlüssels zu finden und damit das ganze Universum zu retten!

Thomas legte sich seinen Finger kurz auf die Lippen, um uns zu signalisieren, dass wir leise sein sollten und er schritt dann ein paar Schritte nach vorne, um um die Ecke zuließen. Ich konnte nur hoffen, dass er es auch geschafft hatte, sich den Grundriss der Burg gut einzuprägen. Wir mussten zwei Stockwerke nach oben und dann in einen Raum, der von so vielen Borg bewacht wurde. Dort hatten sie eine Art 'Tresor' in dem sie ihren Teil des Schlüssels aufbewahrten. Wie wir es zum Einen schaffen sollten, dort überhaupt hinzukommen und zum Andere dann auch unbemerkt da reinzukommen, war mir wirklich schleierhaft.

Vor allem, wir konnten ja schlecht zu dritt sie ein große Gruppe voranschleichen, da wir dann auf jeden Fall auffallen würden. Wir mussten uns somit aufteilen, doch dann würde ich noch mehr Panik bekommen. Wenn sie mich erwischen würden, könnte ich noch nicht einmal um Hilfe rufen!

Oder wenn ich daran dachte, dass sie möglicherweise auch Thomas in ihre Mangel nehmen würden und ich ihn dann nie wieder sehen konnte, wurde mir ganz Angst und Bange. Ich kannte ihn schließlich erst so kurz und hatte noch fast gar keine Zeit gehabt, um mich mit ihm zu befreunden. Er war mir schließlich sehr sympathisch, dieser Junge mit den dunkelblonden Haaren und den braunen Augen, die immer einen so besonderen Schimmer in sich hatten. Außerdem hatte ich mir geschworen, dass ich es schaffen würde, ihn eines Tages zu durchschauen und herauszufinden, was er dachte. Auch Jen wollte ich auf jeden Fall besser kennenlernen, denn sie schien mir eine wirklich sehr liebe Person zu sein und ich lag mit ihr ziemlich auf einer Wellenlänge.

Jen stützte sich an der grauen Steinmauer ab und sah Thomas und mich an. „Ich würde vorschlagen, dass ich alleine losziehe und ihr beide zusammen geht. Ich habe irgendwie das Gefühl, dass es euch besser tun würde, nicht alleine loszuziehen und dass ihr es gemeinsam eher schaffen werdet. Wir sehen uns oben beim Schlüssel!" Sie zwinkerte uns beiden zu und in der Sekunde darauf war sie auch schon um die Ecke verschwunden. Wow! Jen hatte wirklich Nerven.

Ich musste mich wirklich beherrschen, um nicht zu laut erleichtert auszuatmen, dass ich an Thomas' Seite den Schlüssel suchen durfte. Das beruhigte mich wirklich sehr.

„Dann machen wir uns jetzt am besten auch gleich auf den Weg. Die anderen müssten in jeder Sekunde hier aufkreuzen und wir sollten schon einen gewissen Vorsprung haben, sodass wir alle nicht gleich am Anfang zu große Aufmerksamkeit auf uns lenken."

Wie selbstverständlich griff er nach meiner Hand und zog mich um die Ecke. Auf den dunklen langen Flur, der sich nun vor uns erstreckte. Zum Glück war momentan weit und breit nichts zu sehen, das uns den Plan vermiesen konnte, doch ich würde natürlich weiterhin auf der Hut sein.

Hand in Hand rannten wir weiter, mein Herz schlug mir bis zum Hals und ich lauschte auf den Ton, den unsere Füße auf dem kalten Steinboden von sich gaben. Es war kaum zu hören, aber dennoch konnte man es hören, wenn jemand sich genau drauf konzentrierte oder ein besonders gutes Gehör hatte.

Ich sah ein paar Lichter an uns vorbeihuschen, die wohl einige Gänge markierten. Dies mussten dann wohl die Gänge sein, die die Borg den ganzen Tag benutzten. Dann war ich zumindest froh, dass wir uns auf einem wohl nicht so besuchten Pfad befanden. Wir liefen und liefen, ein ganzes Stück, immer ein Stück bergauf, sodass wir nach kurzer Zeit und keinem Vorfall schon fast die nächste Etage erreicht hatten.

Da vernahm ich allerdings ein Geräusch, riss Thomas schnell in die nächste Nische, um uns zu verstecken. Er hatte so viel Schwung, dass er direkt mir gegenüber, sodass unsere Nasen fast aneinanderknallten gegenüber stand. Er hatte seine Hände rechts und links von mir an die Wand gepresst. Das war gerade noch einmal gut gegangen ...

Die kosmischen Burgen [Star Trek / Thomas Sangster]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt