Kapitel 23

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Wir mussten erst einmal eine Standpauke über uns ergehen lassen. Dass wir beinahe draufgegangen wären und es eine mittlere Katastrophe wäre, wenn uns das noch einmal passieren würde. Wir würden damit alle gefährden und wir wären Schuld, wenn alle sterben würden.

Das waren wirklich sehr aufmunternde Worte, musste man echt mal sagen. Ich hatte die ganze Zeit über einen Kloß in meinem Hals, da ich Angst hatte, dass wir einzeln noch einmal eine auf den Deckel kriegen würden. Und wie ich es mir auch schon gedacht hatte, bat der Captain nachdem er geendet hatte, noch einmal einzeln jede Gruppe zu ihm nach vorne.

Ich konnte die gesenkten Blicke der anderen sehen und fühlte automatisch mit ihnen. Sie schienen wirklich große Reue zu empfinden und ich bekam immer mehr Angst, was uns nun gesagt werden würde. Was hätten wir denn anders machen sollen? Mehr als vorsichtig vorauslaufen und uns so gut wie es ging, zu verstecken, ging doch eigentlich gar nicht ...

Nach einigem Minuten angespanntem Warten, waren Jen, Thomas und ich an der Reihe, mit Captain Picard zu sprechen. Ich sah meine beiden Freunde an und wir drei nickten uns zu. Wir würden füreinander da sein, egal was er nun zu uns sagen würde. Wir würden immer zusammenhalten und zusammen trainieren, um uns zu verbessern. Das nächste Mal würde es besser klappen und dann würden wir die Helden sein, die unsere Galaxie gerettet haben würden.

„Jen, Thomas und May, ich muss euch loben." Moment einmal. Hatte ich mich gerade verhört? Wollte er jetzt einen Punkt sagen, den wir eventuell gut gemacht hatten, damit wir danach nicht ganz so deprimiert sein würden, wenn wir dann die volle Ladung abbekommen würden?

Ich sah meine beiden Freunde an und auch sie schien ziemlich verwirrt zu sein. „Ihr seid die einzige Gruppe, die mich überrascht hat. Und zwar wirklich überrascht. Tut mir leid, dass ich euch jetzt die ganze Zeit über hierbehalten habe, da das alles euch ja eigentlich gar nicht betrifft. Die anderen haben völlig versagt und kann nur von Glück sprechen, dass das eine Simulation war, doch ihr habt es dennoch geschafft, in dieser stressigen Situation ruhig zu bleiben. Ihr habt eine Nische gefunden, in der ihr euch verstecken konntet und somit im Notfall auch noch von hinten eure Gegner angreifen konntet, ohne dass sie damit gerechnet hatten. Das ist einfach nur fantastisch. Ihr macht die Fehler der anderen schon einen Teil wieder wett. Ohne euch wäre diese Mission komplett zum Scheitern verurteilt, das kann ich echt nur so sagen. Verändert bitte nichts an eurem Verhalten, denn es ist genau richtig. Ihr seid ein so gutes Team! Ich will euch jetzt aber auch nicht zu lange hier behalten. Geht ruhig etwas Spaß haben. Wir haben in einem Saal ein paar Getränke und etwas zum Knabbern hingestellt und Musik angemacht. Ich glaube, wenn ihr euch jetzt einfach entspannt, wird es im realen Fall alles gut gehen. Macht euch bloß nicht zu viel Gedanken, handelt einfach intuitiv, denn das klappt bei euch immer einwandfrei. Jetzt geht los und feiert euch als Gruppe. Ihr seid wirklich besonders!"

Als wir drei rausliefen, starrten wir uns mit riesigen, weit aufgerissenen Augen an. Hatten wir das gerade geträumt? Das war doch viel zu gut, um wahr zu sein. All die Angst war vollkommen unbegründet gewesen und wir wurden gelobt, weil wir ein so tolles Team waren. Ich konnte es einfach nicht glauben!

Der Captain hatte uns gelobt und uns eigentlich schon befohlen, jetzt feiern zu gehen. Meiner Meinung nach sollten wir uns das jetzt natürlich auch auf keinen Fall entgehe lassen. Wir hatten von jedem das Einverständnis. Niemand konnte etwas sagen.

Als wir auf den Gang hinausgegangen waren und die Tür geschlossen war, fielen wir uns jubelnd und kreischend in die Arme. Mich überkam ein großes Gefühl der Euphorie und der puren Freude, dass ich das mit meinen Freunden an meiner Seite durchgestanden hatte und wir es zusammen geschafft hatten. „Habe ich gerade richtig gehört? Ihr habt das Ding gerockt?", fragte Julia, die sich ebenfalls sofort zu uns begeben hatte, nachdem wir auf den Gang getreten waren.

Thomas strahlte sie breit an. „Ja, es ist wahr und nun können wir ganz viel feiern und einfach nur entspannen." Julias Augen fingen an, zu leuchten. „Ich bin so stolz auf euch, Leute, das könnt ihr euch gar nicht vorstellen." Und schon schlossen wir uns in die nächste Gruppenumarmung.

***

Wir feierten, feierten und feierten. Gefühlte tausend Mal stießen wir mit Getränken an oder holten uns auch immer wieder einen Nachschlag von dem Büffet, das errichtet wurde. Außer uns war hier niemand, doch das machte uns gar nichts aus. Wir ließen es uns gut gehen und genossen den Moment, unser Leben. Dieser Moment sollte nie enden.

Als ich müde vom Tanzen wurde, setzte ich mich ein paar Minuten auf einen Stuhl und versuchte Thomas heimlich dabei zu beobachten, wie er tanzte. Er bewegte sich, wie wenn er noch nie etwas anderes gemacht hätte außer tanzen. Als wäre es seine Berufung.

„Komm, tanz doch wieder. Du sitzt da wie bestellt und nicht abgeholt", lachte Thomas und griff nach meiner Hand. Er zog mich schnell zu ihm auf die Tanzfläche, ohne dass ich reagieren konnte. Mein Herz fing augenblicklich an, wie verrückt in meiner Brust zu hämmern und ich musste grinsen wie eine Dumme. Ich blendete auch all die bösen Gedanken aus, die sich wieder in meinem Kopf bemerkbar machen wollten. Sie konnten mich alle mal. Ich wollte den Moment einfach nur genießen und mir über rein gar nichts Sorgen machen. Ich wusste, was ich Thomas sagen würde, doch jetzt war nicht der Zeitpunkt dafür.

Jetzt war der Zeitpunkt, zu sehen, wie es sein konnte. Und es konnte perfekt sein. Ich wollte nie wieder etwas anderes tun, als mit Thomas zu tanzen.

Die kosmischen Burgen [Star Trek / Thomas Sangster]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt