Kapitel 33

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„Wie bitte?!" Ich starrte ihn ungläubig an. Ich konnte es nicht glauben, das hatte ich doch gerade geträumt oder mir einfach irgendwie zusammengesponnen. Ich schien fast zu explodieren, ich war im Moment so angespannt, das hätte ich mir echt nicht so krass ausgemalt.

„Ich habe all die Zeit über nur für dich Gefühle gehabt, May. Ich wollte nie von jemand anderem etwas und ich dachte mir, dass wir erst mal gute Freunde werden sollen, da es dann sicherlich einfacher für mich sein wird, dich anzusprechen, doch das wurde es leider nicht. Jeden Abend hätte ich mich am liebsten selbst dafür geohrfeigt, dass ich es dir wieder nicht gesagt habe, doch ich hatte so Angst vor einer Abfuhr, oder dass es zumindest so sein würde, dass es nie wieder so sein würde wie vorher. Ich habe dich auch als Freundin so lieb, dass ich die Freundschaft auf keinen Fall aufs Spiel setzen konnte. Und jetzt zu wissen, dass du auch so fühlst ... Ich kann dir nicht beschreiben, wie glücklich ich gerade bin, aber dennoch so verwirrt. Wir beide haben all die Zeit geschwiegen, weil wir dachten, dass der andere nicht so empfindet und wir unsere Freundschaft nicht gefährden wollen. Wenn wir das nur gewusst hätten, wie hätten uns das alle die Zeit über sparen können. Wir hätten all die Zeit nicht so angespannt sein müssen und ich hätte mir auch nicht so lange Gedanken machen müssen, warum du mir nicht sagst, was mir dir los ist und du Jen vorschickst, um mit mir zu sprechen. Aber eine Sache ist auch gut daran: ich bin mir jetzt so sicher, dass du die Richtige bist. Ich habe keine Gefühle, die sich ohne Sinn in jemanden verlieben, der gar nicht zu mir passt. Ich bin so froh, dass du es bist, denn ich kann dir blind vertrauen, wir haben schon so viel gemeinsam durchgestanden, haben denselben Freundeskreis und wissen, dass wir auf einer Wellenlänge liegen ..."

Thomas schwieg ein paar Sekunden, da er völlig außer Atem zu sein schien. Das verstand ich völlig. Ich wollte auch etwas sagen, doch es hatte mir gerade völlig die Sprache verschlagen. Ich war so glücklich, doch ich wusste dennoch nicht, was jetzt er nächste Schritt sein würde. Sollte ich ihn fragen, ob wir nun zusammen sein würden? Fragte man so etwas überhaupt oder geschah es einfach? Das passierte doch auch oft automatisch, nachdem man sich geküsst hatte.

Ich wollte ihn küssen, das war klar, ich wollte endlich den Abstand zwischen uns überbrücken und seine Lippen, die so weich aussahen, auf meinen spüren, doch obwohl ich jetzt wusste, wie seine Gefühle waren, war ich dennoch zu aufgeregt, um es einfach zu tun. Was sollte ich denn nun machen?

Warum musste ich ein nur so wahnsinnig unerfahren sein, was das anging? Meine Nervosität schien mich im Moment wirklich vollkommen zu lähmen ...

„Wie ist es jetzt ... mit uns meine ich? Ich denke, wir können ja nicht einfach so weitermachen wie vorher ... und wenn ich ehrlich bin, will ich das auch gar nicht. Ich kann dir auch nicht fern bleiben, wahrscheinlich werde ich jetzt die ganze Zeit an deinen Fersen kleben und dir nicht mehr von der Seite weichen ..."

Ich fand es so süß, wie Thomas nervös war. Wie er stammelte und sich immer wieder schnell durch die Haare fuhr, was ich generell schon immer an ihm gemocht hatte. Das klang sicherlich sehr merkwürdig, doch ich fand, dass seine Haare irgendwie fluffig aussahen und ich wünschte mir sehr, meine Hand mal durchfahren zu lassen.

Ich merkte es anfangs gar nicht wirklich, dass ich mich immer weiter vorbeugte, bis ich nur noch ein Stück von ihm entfernt war. Thomas schwieg nun, er schien es auch bemerkt zu haben und er starrte mich an, mit seinen wunderschönen schokoladenbraunen Augen. Ich verliebte mich noch einmal in ihn, in seine Augen, in alles an ihm, was einfach alles perfekt war.

Mein Atem ging nur noch stockend, ich hatte das Gefühl, wie wenn ich gleich Schnappatmung bekommen würde. Wir atmeten dieselbe Luft ein, waren uns so nah, dass unsere Nasenspitzen sich schon fast berührten. Ich presste meine Stirn an seine, spürte die Hitze, die von ihm ausging und es war wie ein Stromstoß, der sich auf mich übertrug und sich in meinem ganzen Körper ausbreitete.

Ich stand vollkommen unser Strom und hatte das Gefühl, dass ich wie eine Rakete war, die kurz vor dem Start brodelte. Ich würde jede Sekunde in die Luft abheben, wenn Thomas mich nicht hier auf dem Boden behalten würde.

„Thomas", wisperte ich und wusste schon direkt danach nicht mehr, was ich weitersagen wollte. Ich konnte einfach nichts sagen. Es war, wie wenn mir die Nervosität mein Gehirn geraubt hätte. Alles spielte sich momentan wie in Zeitlupe ab, wie wenn eine Sekunde Minuten wären. Doch das genoss ich, mehr als das.

„Du brauchst nichts sagen", antwortete er und zwar so leise, dass sich auf meinen Arm und in meinem Nacken die Haare aufstellten. Seine Stimme so leise zu hören, war so wunderschön, er hatte so eine wunderschöne Stimme.

Dann geschah es. Das, was ich mir schon so lange gewünscht hatte, was ich schon so oft geträumt hatte. Thomas überbrückte den Abstand zwischen uns und legte seine Lippen ganz sanft auf meine, wie wenn ich zerbrechlich sein würde. Ich drehte fast durch. Endlich! Seine Lippen waren noch weicher, als ich es mir jemals vorgestellt hätte. Ich erwiderte seinen Kuss, weniger sanft als er, ich legte aber all meine Gefühle und meine Nervosität, all meine Verzweiflung in der Zeit, in der ich so lange auf das gewartet hatte, in den Kuss hinein.

Jetzt war alles perfekt. Ich hatte Thomas an meiner Seite. Ich hatte mich bedingungslos in ihn verliebt und er hatte die Gefühle auch für mich. Ich konnte es kaum erwarten, die restliche Zeit auf der Enterprise mit ihm als meinem festen Freund zu verbringen und auch Zeit als Gruppe mit Jen und Julia verbringen zu können.

Wir würden so eine tolle Zeit hier auf der Enterprise haben, das wusste ich jetzt schon und wer wusste, sicherlich war das hier auch nicht unsere letzte Mission mit der Sternenflotte ...

Die kosmischen Burgen [Star Trek / Thomas Sangster]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt