In meinem Zimmer angekommen warf ich erst einmal meinen Sportbeutel in seine vorgesehene Ecke. Ich schnappte mir meinen Rollstuhl auf den ich mich verkehrt herum setzte, während ich auf meinem Handy Lisas Rufkontakt aufgab. Kurz darauf hörte ich auch schon ihre warme und beruhigende Stimme.
„Vielleicht hat er heute einfach nur einen schlechten Tag", versuchte sie mich aufzumuntern, als ich ihr von Liams merkwürdigem Verhalten erzählte. „Du kennst ihn ja, wenn irgendetwas in der Kampfschule nicht gut läuft, dann fällt ihm garnichts mehr auf. Heute ist er eben so stark neben der Spur, dass ihm euer zuspätkommen nicht einmal aufgefallen ist. "
Meine Miene erhellte sich wieder. Ihre Worte ergaben Sinn und waren auch nicht weit hergeholt. Liam hatte schon öfter mal Verhaltensänderungen gezeigt, wenn etwas in seinem Beruf nicht klappte. Wahrscheinlich hatte sie Recht und es hatte wirklich nicht mit uns zu tun. Aber auf der anderen Seite wollte ich auch nicht das etwas schwerwiegendes mit der Schule nicht stimmte. Es machte sich wieder ein mulmiges Gefühl in mir breit. So als ob Lisa meine Gedanken durchs Telefon gehört hatte, fing sie an mich ein weiteres mal zu beruhigen. Ich solle abwarten bis Liam uns Bescheid gibt und uns von sich aus erzählt, worum es sich handelt . Bis dahin solle ich mir nicht allzu viele Gedanken machen. Es würde sich wahrscheinlich in kürzester Zeit schon alles aufgeklärt haben.
Ich lächelte beruhigt in mich hinein. So war sie meine beste Freundin. Sie wusste immer was zu sagen war, um mich zu beruhigen. Selbst für die merkwürdigsten Situationen hatte sie plausible Erklärungen auf Lager. Manchmal fragte ich mich wirklich, wo sie sich die eine oder andere Erklärung aus der Nase gezogen hatte. Wie kam sie bloß immer auf diese genialen Ideen?
Ich liebte ihre Art alle Dinge zu einem großen Story zu schlussfolgern und dann so zu drehen, dass es für mich gut ausging. Meistens hatte sie auch mit ihren Vermutungen recht. Es tat immer wieder gut mit ihr zu reden und die Situationen gemeinsam zu überdenken. Sie kannte unsere Familie inzwischen gut genug, um die Dinge richtig einzuschätzen. Ihre Schlussfolgerungen waren realistisch und munterten mich auf.
Ich verbrachte ziemlich viel Zeit mit Lisa. Genaugenommen verbrachte ich mit ihr meine gesamte Zeit, die nicht von meiner Familie fürs Kickboxing eingeplant wurde. Wir hatten ausgemacht, dass ich gleich nach dem Essen zu ihr zu kommen würde, um bei ihr zu übernachten. Ich freute mich schon auf unsere kleine ich muss morgen nicht in Schulen Pyjamapartys. Denn heute war der letzte Tag der Sommerferien und die Zwillinge mussten morgen wieder in die Schule. Ich und Lisa hatten unser Abitur aber vor den Ferien abgeschlossen, was bedeutete das wir dort nie wieder hin mussten. Und das wollten wir mit einer Pyjamaparty feiern.
Pyjamapartys bei Lisa war eines meiner liebsten Hobbys. Meistens schauten wir uns irgendwelche Filme an, während wir Fressorgien veranstalten. Wir suchten gemeinsam immer Filmfehler heraus, um uns abgedrehte Theorien dazu zu überlegen, die die Fehler dann erklärten sollten. Manchmal stellten wir aber so unrealistische und abgedrehte Theorien auf, dass ein ein normal denkender Mensch Angst bekommen würde. Aber Lisa und ich bekamen davon nur so heftige Lachanfälle, dass mir davon sicher der ein oder anderer Bauchmuskel gewachsen war.
Ich und Lisa waren absolut nicht normal denkend. Nur selten traf ich auf Menschen, die mit meiner Art und Weise zu denken, so gut klar kamen wie Lisa es tat. Sie war bis jetzt auch der einzige Mensch, den meine häufigen Tagträume nicht verschreckten. Sie gab mir das Gefühl normal zu sein und half mir dabei meine Familienzweifel zu bewältigen. Und ich half ihr im Gegenzug dabei, ihre starken Selbstzweifel zu besiegen.
Denn obwohl Lisa einen Selbstsicheren Eindruck auf ihre Umgebung ausstrahlte, hatte sie leider mit ziemlich vielen innerlichen Zweifeln zu kämpfen. Sie ließ sich ihre inneren Zweifel von außen nur nicht anmerken. Inzwischen kannte ich sie aber schon lange genug, um es besser zu wissen.
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doomed fighter- zum Scheitern verurteilt
Teen FictionSylvia ist Mitte 18. Auch wenn sie rund um die Uhr mit der Familie zusammen war, fühlte sie sich alleine. Bei diesen scheint doch etwas anderes im Vordergrund zu stehen als das Glück der Tochter. Sogar als Sylvia beim harten Kickboxtraining ern...