Aus Schuldgefühlen hängten Pat, Renal und ich noch zwei Stunden Seilspringeinheiten an das Boxtraining an. Und das obwohl der Coach diese Einheiten weder verordnet noch wahrgenommen hatte. Nach dem Training ist er einfach hinaus gegangen. Vielleicht musste er dringend nochmal nach Frankfurt in die Kampfschule. Manchmal fährt er auch an Sonntagen dort hin, um einige Formalien zu erledigen. Bedrückt schlenderten wir kurz nach 13.00, während wir unsere Fahrräder vor uns herschoben, zurück nach Hause. Die Stimmung war ziemlich geknickt.
"Was hat der Coach ?" , fragte Renal traurig. Das gesamte Training über hatte keiner von uns auch nur ein Wort gesagt. Pat schaute ihn kurz an und senkte gleich wieder den Blick. Er war der ruhigere von beiden. „Vielleicht hat er Stress in Frankfurt", gab ich irgendwann von mir. „Hmm. Ich glaub das heißt nichts Gutes", sprach Renal unsere Befürchtung laut aus.
Ich wollte den Zwillingen zuliebe optimistisch bleiben. „Liam weiß das wir so etwas nicht mit Absicht machen. Wir haben doch heute Morgen in der Küche nur trainiert. Wir sind halt eifrig. Und das weiß der Coach. Wahrscheinlich hat Vanessa ihn angerufen und ihm das erklärt", gab ich mein bestes. Während der gesamten Stille heute, hatte ich mir eine super Begründung für Liams Verhalten zurechtgelegt.
Hoffnungsvoll hob Pat den Kopf. „Hoffentlich hast du Recht", murmelte er während er den Blick in die Ferne hielt. Seine Niedergeschlagenheit war nicht zu übersehen.
Irgendwann lief uns Basti über den Weg. Die Zwillinge stoppten sofort um sich mit ihm zu unterhalten. Er war ein guter Kumpel von den beiden und die drei hatten sich immer eine Menge zu erzählen. Hauptsächlich ging es um Kram der mich nicht interessierte. Also machte ich mich auf den Weg die letzten Meter allein nach Hause zu laufen.
Am Hof angekommen stellte ich mein Fahrrad in der Garage ab und betrat das Haus. Vanessa hantierte in der Küche herum. Sie bereitet gerade unser Mittagessen vor.Von meinen Geschwistern war ich die einzige, die sie mit Vornamen nannte. Irgendwie brachten meine Eltern es mir von klein auf so bei. Und das hatte sich nie abgelegt. Aber da mir schon das Wort Papa befremdlich war, war es das Wort Mama erst recht. Und so kam es nie dazu mir diese komische Angewohnheit, die ich von klein auf hatte, abzugewöhnen. Die Zwillinge nannten sie ganz normal Mutter. Auch sie mochten das Wort Mama nicht.
Erst wollte ich auf sie zugehen und sie fragen, ob sie tatsächlich heute Morgen mit Liam telefoniert hatte. Doch sie sah zu friedlich aus um angesprochen zu werden und ich wollte sie bei dem was sie tat auch nicht stören. Also ging ich nach oben in mein Zimmer. Was mit Liam ist, wird sich hoffentlich gleich am Esstisch herausstellen. Ich hatte noch ungefähr eine halbe Stunde bis das Essen unten auf den Tisch stand. Bei uns gibt es immer um zwei essen. Und wenn man nicht von alleine zum Essen kam, dann rief einen auch niemand. Und wenn man sich dann später etwas vom Kühlschrank nachholen wollte wurde man angemeckert. Deshalb musste ich jetzt schnell machen. Ich wollte nämlich noch Lisa anrufen.
Lisa ist meine aller beste Freundin auf diesem Planeten. Sie ist das hübscheste Mädchen was man sich vorstellen konnte. Jedenfalls in meinen Augen. Was die anderen dachten, war uns egal. Denn auf die Meinung anderer ist eh kein Verlass. Die einzige Meinung die für mich zählte, war die von Lisa.
Das Bild oben in der Beschreibung zeigt Liam.
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doomed fighter- zum Scheitern verurteilt
Novela JuvenilSylvia ist Mitte 18. Auch wenn sie rund um die Uhr mit der Familie zusammen war, fühlte sie sich alleine. Bei diesen scheint doch etwas anderes im Vordergrund zu stehen als das Glück der Tochter. Sogar als Sylvia beim harten Kickboxtraining ern...