Rausschmiss

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„Sylvia, ich wiederhole mich nicht noch einmal. Lass dein lächerliches Babygehabe und verhalte dich endlich mal erwachsen", schimpft mich Vanessa gerade. Liam steht hinter ihr. Er schaut mich mit einem Todesblick an, während seine Arme ineinander verschränkt sind.

Ich sei ein Baby und verantwortungslos. Das ist das was meine Eltern von mir denken. Mir seien keine Manieren beigebracht worden.

Welche Ironie, dass mir das ausgerechnet von ihnen an den Kopf geworfen wird. Wer hätte mir in meiner Kindheit denn Manieren beibringen müssen? Richtig. Meine verehrten Herr Eltern.

Aber das sage ich nicht zu ihnen. Stattdessen sitze ich zusammengekauert auf einer Bank in der hintersten Ecke der Umkleide-Kabine und lasse mich von Vanessa und Liam schon seit mehreren Minuten beschimpfen. Es kommt mir bereits wie eine Ewigkeit vor und trotzdem höre ich ihnen die ganze Zeit zu. Auch wenn es  nur Beleidigungen sind, die an mich und mein Urteilsvermögen gerichtet sind, also im Grunde auch gegen mich sind.

Ich soll mich benehmen und Liam mit meiner post-pubertierenden Phase bloß nicht aufhalten. Vielen Dank. Ich weiß das Liam unter wirklichem Stress steht, aber er könnte ja weiter arbeiten statt den ganzen Betrieb wegen mir lahmzulegen. Stattdessen bevorzugt er es, einfach alles stehen und liegen zu lassen, um mich anzuschreien. Und als wäre das nicht schon genug verschwendete Energie, leistet ihm Vanessa dabei auch noch Gesellschaft. Keiner von den beiden macht sich nützlich, obwohl noch ach so viel zu erledigen ist. Das behaupten sie auf alle Fälle. Echt unlogisch muss ich sagen.

Ich gebe es zu, ich weiß nicht mehr weiter. Die beiden verzweifeln mich. Ich weiß nicht wie ich auf ihr Verhalten reagieren soll. Einerseits will ich lachen, weil mir die ganze Situation so suspekt vorkommt. Andererseits ist der Ernst der Lage zu groß um jetzt zu lachen. Also bleibe ich einfach ganz brav sitzen und höre ihnen weiter zu. Doch nach einiger Zeit kann ich nicht verhindern  mit den Gedanken  abzudriften...

...Ich sehe Liam und Vanessa vor mir wie sie im Jungel zwischen den Lianen entlang hangeln.

 Sie hangeln sich Liane für Liane den Weg frei zum Fluss, wo ihre  Affenbande schon auf sie wartet. Liam und Vanessa verstehen sich gut mit ihrer neuen Familie.

Ich sitze auf einem Baum und schaue ihnen freudig dabei zu, wie sie sich nun gegenseitig nass spritzen.

 Es ist lustig der Bande beim spielen zuzuschauen. Bei ihnen  ist immer viel los und es ist nie langweilig. Ich war so gebannt darauf den ganzen Affen am Wasser dabei zuzuschauen wie sie Spaß haben, dass ich nicht bemerke das Liam und Vanessa irgendwann auch Affen sind.

Verwundert frage ich mich wie das passieren konnte, aber ich denke mir nichts weiter dabei. Lieber schaue ich den  Affen wieder zu. Nun versuchen sie sich  gegenseitig zu ertränken.  Mir ist so sehr zum Lachen zumute, dass ich aufpassen muss nicht vom Baum zu fallen. 

Selten habe ich mich so ausgelassen amüsiert wie heute.

Zufrieden klettere ich vom Baum herunter und trete mit meinem nackten Fuß in einen Kaktus.

Was? Wie kommt der denn mitten in den Jungel?   ....

Verwundert wache ich aus dem Traum  wieder auf. Innerlich muss ich schmunzeln, weil dass was ich geträumt habe überhaupt keinen Sinn gemacht hat, aber das mache ich nicht, denn ich sitze immer noch vor meinen wütenden nicht- Affen- Eltern denen gerade so überhaupt nicht zum Lachen zu Mute ist. Im Gegenteil, ganz besonders Liam ist gerade schon wieder besonders angespannt.

Zu meinem Entsetzen habe ich seine Angespanntheit wohl ziemlich unterschätzt, denn  plötzlich packt er mich einfach so am Arm und zieht mich unsanft von der Bank.

doomed fighter- zum Scheitern verurteiltWo Geschichten leben. Entdecke jetzt