Nach drei Stunden ist die Autofahrt immer noch ausgelassen und heiter. Im Radio laufen gerade die Charts und dagegen hat niemand etwas einzuwenden. Vor allem Lisa lässt sich von den Songs mitreißen und singt lautstark einen Song nach dem anderen mit. Natürlich kennt sie alle Lieder auswendig, im Gegensatz zu mir da ich leider immer nur den Refrain des jeweils zweiten Songs mitsingen kann. Es macht Spaß unsere eigene Party im Auto zu veranstalten. Die trübe Stimmung und die gemein-gefährliche Situation mit Liam sind vergessen und längst kein Gesprächsthema mehr. Stattdessen erzählen wir uns witzige Geschichten die jeder von uns einmal erlebt hat. Die Zeit vergeht wie im Flug und schon gibt uns Chase die Auskunft das wir in 10 Minuten da sind.
Ich muss zugeben das die Fahrt schneller verging als gedacht.Gleich muss ich aussteigen und dann ist auch schon die Stunde der Wahrheit gekommen. Ich bin ziemlich nervös, weil ich nicht weiß wie Onkel auf mich reagieren wird.Was ist wenn er mich nicht sehen will? Oder mich nicht wiedererkennt? Oder ich ihm mit meinen Fragen zu aufdringlich werde? Im Grunde weiß ich überhaupt nicht was mich erwartet.
Chase hält auf der anderen Straßenseiten des Gebäudes an.
„Tief durchatmen Sylvia. Du schaffst das schon.", versucht mich Lisa aufzumuntern. „Soll ich mit dir mitkommen oder willst du da alleine rein gehen?", fragt sie mich ganz die fürsorgliche Freundin. Ich schlucke. „Ich möchte lieber das du mitkommst."
„Okay.", sagt sie und atmet tief durch, womit sie mich dazu animiert es ihr gleich zu tun. Die Anspannung breitet sich trotz der Atemübung zunehmend in meinem gesamten Körper aus und ich kann nichts dagegen tun. Auch nachdem wir ausgestiegen sind, kann ich meine Atmung nicht normalisieren.Schweren Herzens stehe ich nun auf der anderen Straßenseite gegenüber einem kleinen Häuschen. Obwohl das Häuschen für so manchen unter normalen Umständen sehr einladend aussehen würde, widerstrebt es mir dort hineinzugehen. Ich bin mir meines Vorhabens plötzlich unsicher. Vielleicht sollten wir das Ganze abbrechen, denn das mulmige Gefühl in meiner Magengrube wird immer stärker. Aber ich weiß auch, dass ich trotz meiner Bedenken hinein gehen muss. Es bleibt mir keine Wahl. Ich habe nämlich keineswegs vor es mein Leben lang zu bereuen nicht mutig genug gewesen zu sein diesen Schritt gewagt zu haben. Das würde ich mir ewig vorhalten.
"Weißt du noch damals als ich zu feige war es auszuprobieren?", würde mein älteres Ich zur älteren Lisa sagen. "Ich wünschte ich hätte es wenigstens versucht mit Onkel zu sprechen. Ich hatte ja eh nichts zu verlieren damals. Aber ich war einfach zu feige. Schrecklich dumm und feige." All das würde ich mir selbst vorhalten, während ich mir auf der Terasse meines zu groß geratenen Häuschens eine weitere Tasse Tee einschenke. So stelle ich mir mein künftiges Ich vor. Verbittert und einsam, Lisa als einzigste Freundin.Aber da ich später auf keinen Fall so enden möchte, beiße ich meine Zähne zusammen und gehe das Wagnis ein. Lisa stellt sich neben mich und gemeinsam starren wir auf das Häuschen. Ich atme noch einmal tief durch und schaue ein letztes mal zu Lisa. Das Signal um gemeinsam den ersten Fuß auf die Straße zu setzen. Schritt für Schritt nähern wir uns dem heiklen Ziel.
Doch noch nicht ganz auf der anderen Straßenseite angekommen, höre ich plötzlich ein lautes Gepolter. Dem Geräusch nach zu urteilen kommt es von hinter dem Haus. Vielleicht eine Garage die sich dort befindet. Noch ein lautes Krachen und dann wird eine große Tür lautstark zugeschoben. Das Quitschen ist unüberhörbar aber jetzt bin ich mir sicher das es von einer Garagentür kommt. Genauso schnell wie das Geräusch ertönt verschwindet es auch wieder. Und dann kommt jemand aus derselben Richtung schweren Schrittes auf uns zugeeilt. Plötzlich steht er vor uns. Ein junger Mann, ich schätze ihn so ungefähr auf Mitte zwanzig. Er trägt einen blauen Kittel, ich denke so einen wie ihn Krankenpfleger oder Ärtzte tragen. Er schaut uns an und fragt sich scheinbar was zwei verdächtige Mädchen hier in dieser Umgebung zu suchen haben. Langsam kommt er näher bis er den größten Teil des Abstandes zwischen uns überbrückt.
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doomed fighter- zum Scheitern verurteilt
Teen FictionSylvia ist Mitte 18. Auch wenn sie rund um die Uhr mit der Familie zusammen war, fühlte sie sich alleine. Bei diesen scheint doch etwas anderes im Vordergrund zu stehen als das Glück der Tochter. Sogar als Sylvia beim harten Kickboxtraining ern...