„In Ordnung ich erzähle dir jetzt alles was du wissen willst. Aber ich muss dir bereits im Vorhinein sagen das es keine allzu schöne Geschichte ist. Deswegen möchte ich dich bitten mir bis zum Ende zuzuhören. Ganz egal wie schlimm es gerade für dich ist. In Ordnung? Ich weiß das du stark bist und die Nachricht ganz gut aufnehmen wirst. Naja so gut wie ein Mensch eine solche Nachricht nun mal aufnehmen kann."
Ich schlucke bei ihren Worten. Wenigstens gibt sie mir die Möglichkeit mich noch einmal mental auf die kommenden Informationen vorzubereiten.
Der Pfleger kommt herein, stellt eine Teekanne und drei Tassen auf den kleinen Tisch vor uns ab und verschwindet wieder aus dem Raum. Nachdem die alte Dame uns alle eingeschenkt hat beginnt sie endlich zu erzählen:
Ich bin Leni Werms. Die Frau deines Onkels.Vielleicht ist dir die Ähnlichkeit zwischen deinem Onkel und deinem Vater bereits aufgefallen. Die beiden sind Brüder, auch wenn sie es beide nicht so gerne zugeben. Denn obwohl die beiden sich körperlich sehr ähnlich sehen, könnten sie von ihren Persönlichkeiten nicht unterschiedlicher sein.
Dein Vater liebte stets den Ruhm und den Erfolg. Er hätte alles gemacht um groß im Kickboxen raus zu kommen. Das war schon immer sein großer Traum. Aber daraus ist nichts geworden wie du weißt. Als deine Mutter damals mit dir schwanger wurde, wollte er erst einmal nichts von dir wissen. Er war einfach nicht bereit seinen Traum aufzugeben um für dich den Papa zu spielen. Dein Onkel und Ich fanden das schrecklich. Seine undurchdringbare Meinung machte ihn für mich unsympathischer und unumgänglicher als je zuvor. Nicht das ich ihn jemals gemocht habe. Aber das tat ja sowoeso nie zur Sache.
Auch wenn es schwer für deine Mutter war, hat sie es dann irgendwann akzeptiert. Sie sagte das sie es auch ohne Liam schaffen würde. Aber dem war nicht so. Denn deine Mutter hatte ein ziemlich hohes Strafregister. Sie war zu dem Zeitpunkt zu dem sie dich bekommen hat ungefähr 20 Jahre alt."
„26 Jahre alt.", versuche ich sie zu verbessern, „Vanessa hat mich mit 26 bekommen das habe ich einmal nachgerechnet. Da bin ich mir auch sicher."
Leni schüttelt ihren Kopf.
„Wie kommst du darauf das Vanessa deine Mutter ist? Vanessa ist nicht deine Mutter. Deine Mutter heißt Helena."
„Wie meinst du das? Vanessa ist nicht meine Mutter?", benommen schaue ich sie an. Das was sie sagt ergibt keinen Sinn.
Ungewollt kommen mir die Tränen. In meinem Hals bildet sich ein Kloß. Mein Herz schlägt so laut das es mir in den Ohren pulsiert.
„Was erzählen Sie denn da? Warum erzählen sie das? Macht es Ihnen Spaß mir Geschichten zu erzählen?"
„Sylvia beruhige dich und lass es mich dir erklaren. Du hast mir verprochen mich zuende erzählen zu lassen."
„Erzähl.", sage ich wenig forsch. Einige Tränen bahnen sich langsam entlang meiner Wange, ohne das ich sie hätte aufhalten können. Es ist zuspät sie verbergen zu wollen.
„Vanessa ist nicht deine Mutter. Das ist so. Ich weiß es und du hast es auch schon immer gewusst, habe ich nicht Recht? Sie hat dich nie wie ihr Kind behandelt, weil du auch nicht ihr Kind bist. Außerdem ist sie genauso kaltherzig wie ihr Mann."
Mein Körper bebt bei ihren Worten. Du hast es auch schon immer gewusst. Wiederhole ich ihre Worte in meinen Gedanken. Meine Welt bricht in sich zusammen. Mir wird nur noch einmal vor Augen geführt wie kaputt mein ganzes Leben eigentlich schon immer gewesen ist. Man hat mir ein Leben vorgeheuchelt. Ein Leben das ich gelebt habe, was nur auf Lügen basierte. Mein ganzes Leben ist eine einzige Heuchelei. Mein Leben ist eine Lüge. Meine Existenz basiert auf einer verdammten Lüge. Und ich habe mich dieser Lügr hingeben lassen. Ich habe sie alles mit mir machen lassen, wie mit einer Marionette. Ich war die ganze Zeit über nur ihre Puppe mit der sie machen konnten was sie wollten.
Ich mache mir nicht die Mühe meine Tränen wegzuwischen. Es hat einfach alles keinen Sinn mehr. Man hat mich gezwungen zu glauben das ich zur Familie der Werms gehöre. All die Jahre habe ich mich ihren Anforderungen zur Verfügung gestellt und mich durchgequält, in der Hoffnung irgendwann mal eine schöne Familie mit ihnen abgeben zu können. Und jetzt stellt sich heraus das alles nur eine Illusion war. Ich habe nie eine Familie gehabt und werde auch niemals eine haben. Meine Bemühungen waren für die Katz. Ich war blind. Es war Blindheit die von meiner tiefsten Sehnsucht kriiert worden ist. Hoffnung habe ich in mir getragen. Ich habe noch an etwas gutes in Liam und Vanessa sehen wollen. Das haben sie nun endgültig zerstört. Meine Auffassung ihnen gegenüber hat mich getäuscht. Meine Sinne haben mich gewarnt aber mein Kopf und mein Herz wollten nicht hören. Ich bin selber Schuld an dem ganzen Schlamassel weil ich einfach nur dumm bin.
Ich habe keine Familie mehr. Irgendwo da draußen habe ich eine Mutter. Helena. Aber sie hat sich nie zu erkennen gegeben weswegen sie sich der ewigen Lüge gefügt hat. Sie wollte mich nicht, hat mich bewusst bei Liam aufwachsen lassen. Wer will mich denn schon. Ein Mensch der jedem zur Last fällt. Ich an ihrer Stelle würde mich auch einfach weggeben.
Sogar Frau Werms, Leni oder was auch immer verlässt mich. Sie geht aus dem Raum und lässt mich mit meinen wirren Gedanken alleine.
Still und leise entrinnen mir unzählige Schluchzer und mein Gesicht, völlig tränenverschleiert, beginnt zu quellen. Lisa hält meine Hand und drückt sie besänftigend.
Doch angesicht der Tatsache das mir meine Existenz über den Kopf zusammengebrochen ist, kann ich mich nicht dazu aufraffen nicht eine Träne nach der anderen zu verlieren.
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doomed fighter- zum Scheitern verurteilt
Dla nastolatkówSylvia ist Mitte 18. Auch wenn sie rund um die Uhr mit der Familie zusammen war, fühlte sie sich alleine. Bei diesen scheint doch etwas anderes im Vordergrund zu stehen als das Glück der Tochter. Sogar als Sylvia beim harten Kickboxtraining ern...