„Sag mal Lisa? Was denkst du eigentlich über Kakerlaken?" hörte ich mich plötzlich laut sagen. Um uns herum wurde es schlagartig ruhig und auch die Mädchen schauten uns entgeistert an. Sie hatten mit Sicherheit nicht mit solch merkwürdigen Worten gerechnet.
Ich wandte mich an Lisa und versuchte sie mit meinem Blick aufzumuntern. Sie musterte mich kurz, worauf sich dann ein Lächeln auf ihren Lippen bildete. Ich versuchte sie gerade zum ersten Mal vor anderen zu verteidigen. Ich wollte ihr einfach zeigen, dass ich auch für sie da sein kann.
Ihr Lächeln bestätigte mir, dass sie verstanden hatte. Nun wusste sie, dass ich mich nicht länger heraushalten wollte. Ich musste ihr einfach helfen und ihr zur Seite stehen. Ich wartete gespannt auf ihre Antwort, denn ich war mir sicher, dass sie jetzt mitspielen würde.
„Weißt du Sylv." Sagte sie dann mit lauter Stimme und legte dann eine kurze Pause ein, damit sie auch ja alle hören konnten. Ihre Stimme war fest und man glaubte ihr sofort, dass sie wusste was sie tat. Sie wirkte so verdammt selbstbewusst in der Situation.
„Kakerlaken sind widerliche Kreaturen.", sagte sie so das die anderen es mitbekamen. Sie schaute mich zwar an, aber hielt ihren Kopf so, dass sie die Mädchengruppe aus den Augenwinkeln heraus beobachten konnte. Sie hielt kurz inne, gebannt darauf was Maike nun antworten werde.
Aber Maike gab keinen Laut von sich und auch die anderen Mädchen waren regelrecht verstummt. Ich und Lisa nutzten die Gelegenheit und wandten uns einfach von ihnen ab.
Wir ignorierten sie einfach und redeten ganz normal weiter, als wären wir vorhin nichts auf unhöflichste Art und Weise von ihnen unterbrochen worden.
Lisa und ich griffen einfach das Kakerlakengespräch auf und erzählten uns die gruseligste Insektengeschichte, die wir jeweils erlebt haben.
Wir waren gut darin so zu tun, als wäre nichts passiert. Und es schien zu funktionieren, denn das Publikum langweilte sich und begannen nach und nach zu verschwinden.
Es kostete mich viel Überwindung mich ernsthaft auf das Gespräch mit Lisa zu konzentrieren. Ich musste mich nämlich richtig zurückhalten nicht laut loszulachen und auch Lisa versuchte bei unserem Gespräch ernst zu bleiben. Ich sah wie sie sich ihr Lachen zu verkneifen versuchte. Immer mal wieder sah ich ihr verräterisches Grinsen aufleuchten, dass aber sofort wieder verschwand.
Ich war echt froh darüber, dass Lisa ihr Grinsen immer wieder noch rechtzeitig verbarg, denn hätte sie eine Sekunde länger gegrinst, dann hätte ich mich vermutlich nicht mehr halten können und wäre in schallendes Gelächter ausgebrochen. Aber wenn eine von uns lachte, dann würden wir Maike nur provozieren und das hätte unseren Plan, uns die Gruppe vom Hals zu schaffen nur geschadet. Deshalb mussten wir uns zusammenreißen und durften nicht lachen. Wir mussten authentisch bleiben.Nach einer Weile und während unseres unglaublich spannenden Kakerlakengesprächs hatten wir uns beide einigermaßen gefasst. Da wandte sich Lisa plötzlich wieder an Maike, die immer noch herumgestand und uns angestarrt hatte. Sie schien zu überlegen, ob sie noch einmal auf sich aufmerksam machen sollte und was sie auf unsere Zusammenhangslosen Worte erwidern konnte. Aber je länger sie so unschlüssig herumstand, desto lächerlicher wurde das ganze. Es befand sich auch sogut wie gar kein Publikum mehr ums uns herum. Sie fanden das Szenario offenbar einfach zu langweilig.
So aufgelöst wie in diesem einen Moment, habe ich Maike eigentlich noch nie gesehen. Fast hätte ich Mitleid mit ihr bekommen, wenn ich mir nicht gerade so dringend ein Lachen hätte verkneifen müssen.
Lisa wurde Maikes zu lange Anwesenheit dann irgendwann zu blöd. Sie wandte sich also wieder an Lisa, um sie zu mustern. Ich erkannte einen Hauch von Spott in Lisas Gesicht. Sie hob ihre rechte Augenbraue während sie den Blickkontakt zu Maike aufsuchte. Als ihr Blick auf Maikes traf, zuckte Maike unmerklich zusammen. Augenblicklich fasste sie den Entschluss, sich wohl doch nicht mehr mit uns anlegen zu wollen und stolzierte dann recht schnippisch mit ihrem Gefolge davon.
Als sie endlich aus unserem Blickwinkel verschwand, wurden Lisa und ich erlöst und wir konnten uns endlich lachend in die Arme fallen. Wir bekamen uns vor Lachen erst einmal eine Weile nicht mehr wieder ein. Es war so lustig, denn ich habe noch nie eine Person wie Maike getroffen, der man aus dem Gesicht ablesen konnte, was sie gerade dachte. Offenbar schien das Denken ihr so schwer zu fallen, das es ihr in den Gesichtsausdruck rutschte. Aber so blieb es leichter für uns sie einzuschätzen.
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doomed fighter- zum Scheitern verurteilt
Teen FictionSylvia ist Mitte 18. Auch wenn sie rund um die Uhr mit der Familie zusammen war, fühlte sie sich alleine. Bei diesen scheint doch etwas anderes im Vordergrund zu stehen als das Glück der Tochter. Sogar als Sylvia beim harten Kickboxtraining ern...