Prolog

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Schon als Majara ganz klein war, schlief sie häufig ganz plötzlich ein. Als sie noch ein Baby war, gerade mal ein paar Monate alt viel das nicht weiter auf. Säuglinge schlafen nun einmal viel. Erst nach und nach fingen ihre Eltern an sich Sorgen zu machen. Dann schlief sie mitten am Tag ohne Vorwarnung ein und wachte manchmal erst einige Stunden später wieder auf.

Weder die hochqualifizierten Ärtzte, noch der erfahrene Medizinmann wussten ihr zu helfen. Narkolepsie, hieß es. Böse Geister, hieß es. Depressionen, hieß es. Aber keine Diagnose wurde lange aufrecht erhalten und schließlich wurde sich eingestanden, dass eine Schlafkrankheit in der Form noch nicht bekannt war. 
Sobald Majara sprechen konnte, fing sie zunehmend an scheinbar sinnloses Zeug zu reden, mit dem Niemand etwas anfangen konnte. Das merkte Majara bald und hörte auf zu erzählen.
Mit der Zeit gewöhnten sich alle an ihre Krankheit und passten sich an.

Majara wuchs zu einem offenen, ehrlichen Mädchen heran. Nur über eines wollte sie für immer schweigen. Sie behielt für sich, dass sie während sie schlief in einem anderem Leben weiterlebte. In einer anderen Familie. In einer anderen Kultur. Manchmal wachte sie auf und dachte sie hätte alles nur geträumt. Nur, was war dann der Traum? Träumte sie Teil eines Stammes der Cherokee zu sein, der in den harten Wintern ums Überleben kämfte oder Träumte sie zu einer Zeit in Tennessie zu wohnen, in der es Autos und Flugzeuge gab und gerade das neue i phone 8 herausgekommen war?
Sie wusste es nicht.
Oft saß sie vor dem Schlafengehen noch da und dachte, dass vielleicht einfach beides wirklich war und beides kein Traum. Was auch immer der Fall war, sie wäre nicht bereit gewesen eines ihrer Leben abzugeben.

Der Schrei der EuleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt