Die erste ihr gut bekannte Person sah Majara, als der Boden bereits steiniger und die Landschaft bergiger geworden war. Es war ihr Bruder.
"Anuk", rief sie ihn. Er zeigte keine Reaktion, hörte sie nicht. Sie legte ihren Daumen auf ihre Lippen und pfiff einen schrillen Ton, wie sie es als kleine Kinder immer getan hatten. Nach so vielen Jahren war sie außer Übung und brauchte einige Anläufe, doch dann schaffte sie es und Anuk drehte suchend den Kopf hin und her. Majara pfiff erneut. Endlich entdeckte er sie. Während er sich zurückfallen ließ, drängte seine Schwester sich nach vorne. Sie konnten es sich nicht erlauben stehen zu bleiben und sich erlechtert in die Arme zu fallen.
,,Du lebst mein kleines Vögelchen", war alles was Anuk sagte und seine Augen leuchteten dabei als hätte er noch nie etwas schöneres gesehen.
,,Ja", lachte Majara heiser, ,,ich lebe."
Danach sprachen sie nicht viel miteinander, wussten ihre Kräfte sollten geschohnt werden. Erst als einmal sich einmal kein Soldat in unmittelbarer Nähe befand hielt Majara es nicht mehr aus.
,,Wir müssen weg. Wir können es schaffen!"
Überrascht sah Anuk sie an, ließ sie jedoch fortfahren,
,,Früher oder später wird es eine Unruhe und die können wir nutzen um in die Berge zu flüchten." Sie konnte ihm schlecht sagen woher sie das wusste. Er musste ihr einfach vertrauen und das tat er. Sein Blick ruhte auf einem Punkt in der Ferne und er nickte bedächtig.
,,Gut, ich sage denen Bescheid, die stark genug sind. Einige werden ihre Verwanten nicht im Stich lassen wollen. Wir werden sehen wen ich überzeugen kann."
Zuerst wollte Majara ihm wiedersprechen, ihm sagen, dass sie zu zweit eine größere Chance hätten unentdeckt zu bleiben, aber sie wusste er hatte Recht. Plötzlich schämte sie sich für ihre Selbstsucht. Anuk begann sich derweilen wieder zwischen den ermschöpften Körpern nach vorne zu schieben und arbeitete sich langsam und unauffällig durch. ,,Bleib wo du bist", hatte er noch zu Majara gesagt. Viel anderes blieb ihr auch nicht über, wenn sie ihn nicht erneut verliere wollte. Alsooss sie sich weiter von der Masse treiben. Eine schwerfälliges treiben, wie schwimmen gegen den Strom wobei jeder Zug schmerzt.
Anuk war wieder bei ihr. Langsam wurde Majara nervöß sie mussten schon einen großen Teil der Berge überquert haben und es hatte sich noch nichts getan. Sie fragte sich gerade, ob ihr Großvater und das Buch sich geirrt hatten, oder ob sie die Unruhe am Ende sogar selbst verursachen muste, da stockte sie Menge plötzlich. Keine drei Meter weiter vorne gab es ein großes Durcheinander. Eine Mischung aus Schüssen, wütenden und entsetzten Schreien war zu hören. Majara lief los, Anuk an ihrer Seite. Plötzlich stolperte Majara über einen leblosen Körper. Blutt rann über die kleinen Lachfältchen. Chenoah bedeutet übersetzt Friedenstaube. Nun lag sie tot am Boden. Nie wieder würde ihr gutmütiges Lachen erklingen. Nie wieder. Anuk riss Majara aus ihrer Starre und zog sie mit sich. Jede Sekunde war nun entscheident. Sie schürften sich die Hände auf, als sie an dem Fels entlang liefen. Blut. Zu viel Blut. Jemand rannte hinter ihnen her. Wieder Schüsse. Majara spürte wie einer sie nur knapp verfehlte. Es roch nach versenktem Haar. Sie rannten um ihr Leben. Dann entdeckte Majara eine Felsspalte. Sie wusste nicht ob sie groß genug für zwei Menschen war. Leben war ihr einziger Gedanke. Keuchend presste sie sich an das Gestein und betete, dass dieses Versteck ausreichen würde. Einmal kamen Stimmen gefährlich nahe, doch sie verschwanden wieder.
Sie warteten und während der ganzen Zeit hatte sie das Bild ihrer Mutter vor Augen. Der Wind peitschte gnadenlos in die schmale Lücke zwischen den Felsen.Nachdem sie schon sehr lange gewartet hatten, wagte Majara es möglichst lautlos die verschrumpelten Beeren aus ihrer Manteltasche zu nehmen. Wortlos kaute sie das wenige, was übrig geblieben war. Ihr linkes Bein war eingeschlafen und kribbelte fürchterlich. Doch erst als das Lucht anzeigte, dass es bals Abend werden würde, trauten sie sich den Felsspalt zu verlassen. Zurück zum Weg zu gehen kam nicht in Frage, das war viel zu riskant. Statdessen mussten sie sich halb wandernd, haln kletternd fortbewegen.
,,Anuk", rief jemand. ,,Majara". Sie drehte sich um.
![](https://img.wattpad.com/cover/106780971-288-k850326.jpg)
DU LIEST GERADE
Der Schrei der Eule
Fantasy1838-Der Trail of tears steht kurz bevor. Die Weißen zwingen die Indianer ihre Heimat zu verlassen und in den Südosten der USA auszuwandern. 2017-Die Nachfahren der Indianer leben in einem Reservat im heutigen Oklahoma. Ansonsten scheint die ganze W...