Kapitel 18

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Jennifer zog ihren Ärmel über ihr Handgelenk und wischte sich damit über die Augen.

,,Du wirst nicht hier bleiben. Du hast dich bereits entschieden.  Du wirst gehen."

Diese drei Sätze reichten, um Majara kolossal zu verwirren. Woher wollte Jenny wissen, wie sie sich entscheiden würde? Oder wollte sie, dass sie ging? Majaras Reaktion viel nicht besonders umfangreich aus.

,,Was?"

Wieder brauchte Jenny eine Weile, bis sie gefasst genug war um zu antworten.

,,Der Geist, den ich gesehen habe. Der Geist Jara, der mir gesagt hast, wie du aus deiner Situation herauskommst, das war deiner."

Majara öffnete den Mund um etwas zu erwiedern, merkte aber, dass sie gar nicht wusste was. Als sie nichts sagte, fuhr Jenny einfach fort.

,,Das bedeutet, dass du nicht in dieser Zeit sterben wirst. Dein Geist sah älter aus als du es bist. Geister können jünger erscheinen, als zu der Zeit in der sie getorben sind, aber nicht älter. Du hast den Trail of tears also überlebt.
Glaube ich. Musst du ja aber...warum...warum dein Geist dann hier und nicht in Oklahoma oder in den Bergen?"
Inzwischen war ihre Unterlippe fast schon blutig gebissen, doch es half nichts. Sie weinte wied er.

Majara war etwas überfordert damit die Informationen zu verarbeiten und gleichzeitig ihre beste Freundin zu trösten. Immerhin hatte sie gerade erfahren wann und wo sie sterben würde. Schon gestorben war. Das passierte auch nicht alle Tage. Dieses ganze Dein-älteres-totes-ich-erzählt-dir- etwas-was-ihm-selber-irgendewer-gesagt-haben-muss war ihr im Moment zu kompliziert um darüber nachzudenken. Sie wünschte sich, Jenny würde Unrecht haben. wünschte sich nichts sehnlicher. Doch gleichzeitig wusste sie mitlerweile, warum sie sich für ihren Stamm entscheiden würde. Man kann vor der Vergangenheit nicht weglaufen. Wenn man die Augen vor ihr verschließt macht sie das nicht ungeschehen. Blieb sie nun hier im einundzwanzigste Jahrhundert änderte das nichts am Leid ihres Volkes. Sie müsste nur nicht dabei zusehen.

Und wenn Majara nicht einmal versuchen würd ihrer Familie in ihrer schwersten Zeit beizustehen, würde sie sich das niemals verzeihen. Sie wusste, sie sollte ihrer Freundin nichts vormachen und nahm sie an der Schulter.

,,Jenny, sieh mich an. Sieh mich an", sagte sie sanft aber eindringlich, ,,Du hast Recht. Ich werden gehen. Meine Familie im Stamm braucht mich mehr denn je. Falls es wirklich klappt werden wir uns nie wieder sehen. Aber holy shit, wir kennen uns jetzt zehn verdammte Jahre und nicht einmal im Stamm habe ich einen Menschen, dem ich so sehr vertrauen kann wie dir." Auch ihr kamen nun die Tränen, die für sie eine völlig andere Bedeutung hatten, als für andere Menschen. Heulend lagen sie sich in den Armen. Majara begriff, dass sie Jenny liebte so sehr, wie man seine beste Freundin eben lieben kann.

,,Komm, gib zu, wir haben die zehn Jahre gut genutzt", murmelte sie in Jennys blonde Mähne hinein.

,,Ja, haben wir, stimmte diese schluchtzent zu." Jede ganz still für sich erinnrte sich an unvergessliche Momente, die sie zusammen verbracht hatten. Verirrte Luftballons ganz hoch oben aus den Baumkronen gerettet. Kleine Vögel aufgezogen. Hand in Hand von hohen Felsen in Seen gesprungen.

Es heist nichts ist für immer, aber nichts auf der Welt vermochte diese Erinnerungen zu zerstören. Nicht einmal die Zeit.

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Zwei Dinge die für die Menschen unvorstellbar sind:

1.Nichts

2.Unendlichkeit

LG. Rickardia

Der Schrei der EuleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt