Kapitel 11

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2017

Schon seit Tagen hatte Majara Kopfschmerzen. Gemeinsam mit Jenny hatte sie sich immer und immer wieder den Kopf zerbroche, ohne zu einem neuen Ergebnis zu kommen.
  Es war schön endlich mit jemandem reden zu können. Trotzdem sehnte sich Majara nach jemandem aus dem Stamm, dem sie sich anvertrauen konnte. Jemandem, der sie möglicherweise noch besser verstand als Jenny.
 
  ,,Wir könnten versuchen einen Geist, dessen Mensch einmal in deinem Stamm gelebt hat zu finden und zu befragen", schlug Jennifer irgendwann vor.
Das war kein Scherz gewesen. Sie meinte es ernst, denn das war Jennys Geheimnis. Sie glaubte Geister sehen und mit ihnen sprechen zu können. Und Majara wiederherum glaubte Jenny. Als einzige, die in das Geheimnis eingeweit war, hatte sie dafür auch gute Gründe.
Nicht nur, dass Jennifer Kleinigkeiten über die Geschichte Tenessies wusste, die nicht einmal im Internet zu finden waren, sie hatte es ihr auch bewiesen. Zumindest so gut es ging.                 

Vor vier Jahren, als Jenny davon zum ersten Mal erzählt hatte, war Majara wie zu erwarten zuerst nicht gerade überzeugt gewesen. Daraufhin hatte Jennifer sie mit zum Rathaus genommen und sie dort aufgefordert, sich auf eine bestimmte Stufe zu setzen. Irritiert folgte Majara der Anweisung.
   Mitten im Hochsommer wurde ihr urplötzlich furchtbar kalt. Bilder zogen vor ihrem inneren Auge vorbei, zu schnell, um sie abzuspeichern und kurz meinte sie einen rasselnden Atem zu hören.
  Kreischend sprang sie hoch und starrte mit aufgerissenen Augen auf die Stufen. Doch da war nichts zu sehen. Die Leute drehten sich neugierig nach ihr um, versuchten den Auslöser des Kreischens zu erkennen. Für sie stand dort einfach ein kleines hysterisches Mädchen vor der Treppe.
  Erst, als sie die Straße verlassen hatten und das Rathaus nicht mehr zu sehen war, beruhigte Majara sich wieder. Jennifer erklärte, dass genau an der Stelle, an der Majara gesessen hatte ein Obdachloser namens Frank gestorben war und sein Geist seitdem dort saß. Majara war nicht gerade begeistert.

,,Dann stirbt man also und bleibt für immer auf der Erde?", fragte sie, noch immer leicht zitternd.

,,Nein,nein", meinte Jenny, ,,Nur der Geist bleibt auf der Erde. So geht die Persönlichkeit nicht verlohren. Und das ist auch nur bei manchen so. Keine Ahnung, wovon das abhängt. Aber ich glaub die Seele ist dann halt in jedem Fall für immer befreit."

Majara hakte nicht nach, woher sie das wusste, oder was das bedeuten sollte. Jenny erklährte nur noch, dass fast alle Menschen Geister fühlen könnten, es nur ignorieren würden. Danach hatte Majara erst einmal die Nase voll von Geistern und allem was dazu gehörte. Sie sprachen nicht mehr darüber und irgendwie hatte Majara gedacht, auch Jenny würde sich nicht weiter damit beschäftigen.

Bis heute.

Der Schrei der EuleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt