Kapitel 9

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1838

Seit Wochen sammelte Majara, Beeren, Wuzeln, Kresse und was sie sonst alles finden konnte. Einiges davon, verwendeten sie und ihre Mutter zum Kochen. Was übrig blieb, was übrig blieb wurde für den Winter getrocknet.
  Niemand wusste dass oder warum Majara dieses Jahr besonders hart arbeitete. Sie begann vieles in einen Topf zu horten. Je näher der Winter kam, desto wichtiger wurde es ihr auch immer eine Kleinigkeit in den Taschen zu haben. Wenn es soweit war, würde sie vielleicht keine Zeit mehr haben in den Topf zu greifen.
  Die Zeit, die sie im Wald verbrachte, ermöglichte es ihr zusätzlich, in Ruhe nachzudenken. Über das, was bevorstand und das, was Jenny gesagt hatte. Nachdem Majara so ziemlich alle ihre Fragen beantwortet hatte, hatte sie einen Gedanken ausgesprochen, der Majara bis dahin noch nicht einmal gekommen war.
,,Scheiße Jara", hatte sie gesagt,"wenn du nicht kontrollieren kannst, wann du die Zeit wechselst, dann kannst du dich mitten in der Wanderung einschlafen und du...dir könnte wer weiß was passieren."

Bis sie mit Jenny geredet hatte, war Majara immer nur damit beschäftigt gewesen, sich um ihre Familie Sorgen zu machen und was sie gegen den bevorstehenden Hunger tun konnte. Sich um das eigene Leben Sorgen zu machen war eine völlig neue Perspektive und zwar keine besonders schöne.
Jenny hatte recht.
Sie konnte es nicht kontrollieren und zum ersten Mal in ihren beiden Leben jagte ihr das richtig Angst ein.
Sie fragte sich, was wohl passieren würde, wenn sie auf dem Weg nach Oklahoma starb. Ob sie dann einfach tot sein , oder 2017 aufwachen und dort für immer bleiben würde.
Fluch oder Segen.
Sie wusste nicht, wie sie ihre Situation nennen sollte.
  So oder so musste sie stark bleiben. Sie hatte gleich zwei Familien, die sich sonst um sie sorgen mussten.

 
,,Majara wo bist du?" Chenoah klang so, als hätte sie schon mehrmals nach ihrer Tochter gerufen. Schnell legte Majara die Beeren, die sie gerade umgefüllt hatte zur Seite und lief der Stimme ihrer Mutter entgegen.

,,Entschuldige", rief sie ihr entgegen," ich hab dich nicht gehört."
Ihre Mutter schüttelte verständnislos den Kopf.
,,Wo bist du on letzter Zeit nur mit deinen Gedanken?",fragte sie.
,,Das willst du gar nicht wissen", murmelte Majara so leise, dass sie nicht zu verstehen war.

,,Anuk wird mit ein paar anderen eine Weile unterwegs sein. Bereite doch bitte seinen Proviant vor",trug ihre Mutter ihr auf.

,,Wohin reiten sie?", fragte Majara überrascht.

,,Das fragst du ihn am beste selbst. Ich muss los, ich hab noch zu tun." Mit diesen Worten drehte sich ihre Mutter weg und ging.
  Majara wunderte sich nicht über ihr Verhalten. Seit ihr Mann gestorben war gefiel es Chenoah nicht, wenn ihr Sohn länger weg war. Auch wenn er schon sehr erwachsen war, hatte sie ihn lieber im Dorf, wo sie ein Auge auf ihn werfen konnte.

Der Schrei der EuleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt