Kapitel 12

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Einen Geist fragen.
Majara dachte nach.
,,Und wie soll das gehen", fragte sie Jenny, ,,quatscht du ihn dann einfach an, oder wie läuft das ab?"
  Jenny zuckte mit den Schulter.
,,So in etwa. Wenn ich Fragen stelle, antworten sie das, was sie zu ihrer Lebzeit geantwortet hätten. Manchmal dann halt nichts.
Wir müssen nur einen erwischen, der auch wirklich zu der Zeit gelebt hat. Sie können sich nichts merken, was nach ihrem Tod passiert. Ist echt lästig, wenn man sich ihnen immer wieder neu vorstellen muss", sagte sie.
Irgendetwas störte Majara an der Sachen. Sie legte die Stirn in Falten.
,,...ich weiß du kennst dich mit dem ganzen Geisterzeugs besser aus, als ich...aber...wenn ich das richtig verstanden habe, dann bleiben Geister doch meistens an den Ort, an dem sie gestorben sind und wenn wir jemanden sprechen wollen, der uns helfen kann, dann muss die Person den Trail ja überlebt haben. Und dann wäre sein Mensch, oder was auch immer, in Oklahoma gestorben und nicht in Tenessie..."
,,Richtig, stimmte Jenny ihr zu und schnalzte mit der Zunge. ,,Daran hatte ich nicht gedacht."
Also war alles wieder auf Null. Sie wussten ungefähr so gut wie am Anfang, was zu tun war. Nähmlich gar nicht.
  Es folgte eine lange Pause, in der die Mädchen ihren Gedanken nachhingen.

,,Was ist mit deinem Dad?" Jennifers Frage klang so beiläufig, dass Majara sich erst nicht sicher war, ob sie sich verhört hatte.

,,Was soll mit ihm sein?" Majara war verwirrt.

,,Mensch Jara, jetzt denk dich mal nach. Er ist doch auch zur hälfte Cherokee. Er kann also nicht vollkommen ahnungslos sein, was seine Vorfahren angeht. Dann hast du doch deinen Experten."

Majara schnaubte.
,,Bevor der mir was über seine Vorfahren erzählt, bricht er seine Karriere ab und wird Hotdogverkäufer. Außerdem kommt er immer erst spät Abends und dann ist er entweder zu müde oder zu genervt für eine Unterhaltung."
 

Joe Miller war ein nicht ganz unbekannter Architekt, der beinahe rund um die Uhr arbeitete, weshalb ihn seine Familie ihn nur selten zu sehen bekam. Obwohl man die typischen Gesichtszüge der Cherokee gut an ihm erkennen konnte, sprach man ihn lieber nicht darauf an. Zumindest, wenn man ihn nicht für den Rest des Tages mit grimmiger Miene herumlaufen sehen wollte. 

  Majara hatte sich immer gewünscht, dass er sich einmal ändern würde, damit sie wenigstens das Gefühl hatte einen Vater nicht  verlohren zu haben.

Jennifer war nich nicht bereit aufzugeben.
,,Dann...dann...dann halt dein Grandpa."
Majara wollte gerade den Mund aufmachen, um zu wiedersprechen, da beschloss sie es sich noch einmal durch den Kopf gehen zu lassen. Gedankenverlohren zog sie am Zipfel ihrer Tagesdecke.
Ihr Grandpa. Joe würde es nicht einmal gutheißen, wenn man nur mit ihm telefonieren würde. Aber sein Urgroßvater hatte den Trail of tears überlebt und was besser an ihm war als jeder Geist: er lebte noch.

,,Oh Shit!", rief Jennifer plötzlich und sprang auf, ,,Sorry, aber ich hab meiner Mum versprochen auf Baily aufzupassen."
Majara lächelte innerlich. Wenn man Jenny so sah, mit ihrem pinken Hollister T-shirt und ihrem ordentlichen Pferdeschwanz, würde jeder denken, sie wäre ein überdurchschnittliches Mädchen und nicht eines, was sich mit Geistern auskennt und eine Freundin mit einem total durchgeknalltem Leben hat.
  Jennifer blieb noch einmal in der Tür stehen.
,,Bis Morgen und denk nochmal drüber nach." Dann war sie weg.
 

Majara stellte sich ans Fenster und sah auf die Staße. Die Leute, die mit ihren, Freunden, Kindern, Hunden dort langingen nahm sie nur zur Hälfte wahr. Sie dachte an die Beerdigung ihrer Großmutter. Das erste und letzte Mal, dass sie ihren Großvater gesehen hatte. Er und ihr Vater waren sich so gut es ging aus dem Weg gegangen. Das einzige Mal, als sie sich schließlich doch von Angesicht zu Angesicht gegenüber gestanden hatten, hätte man denken können, die Luft zwischen ihnen würde gleich gefriehre, so kalt waren ihre Blicke.

  Mit dieser Erinnerung schlief Majara ein...


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Ob es wirklich der Urgroßvater war, müsste ich nachrechnen. Aber da war ich jetzt gerade zu faul zu.

*unschuldiges Lächeln*

So. Jetzt müsst ihr mir verzeihen. :D

LG.   Rickardia


Der Schrei der EuleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt