"Hey, alles okay?"
Sofort presste ich meine Augen zu und summte unmelodisch vor mich hin- in der Hoffnung, dass er endlich gehen würde.
Natürlich funktionierte es nicht...
Also öffnete ich seufzend meine Augen und sah nach oben.
Da stand Sebastian.
"Jaja, alles Bestens. Ich chillen hier einfach nur ein bisschen im Dreck vor mich hin und genieße die letzten Sonnenstrahlen.", sagte ich mit einem gequälten Lächlen.
Als er anfing zu lachen fauchte ich:"Was denn?!"
"Dir ist aber schon aufgefallen, dass es mittlerweile dunkel ist, oder?!"
"Nein, das ist es nicht!", giftete ich los.
Abwehrend hob er die Hände, aber ein kleines Grinsen konnte er sich nicht verkneifen.
Jetzt oder nie! Ich atmete tief durch und fragte ihn dann:
"Würde es dir etwas ausmachen, Maia und Kira zu holen?" Ich setzte ein Fake Lächlen auf, da ich es nicht schaffte, normal zu lächeln.
Sebastian runzelte die Stirn.
"Warum?"
"Ach, nur so...ich bräuchte sie gerade mal."
Verplappert...
Immernoch verwirrt fragte er wieder: "Und warum gehst du nicht hin?"
Okay! Okay, ich sehe es ein! Sebastian hatte meine letzte Würde gerade zertrampelt- und wehe ihr denkt jetzt: Welche Würde, haha!
Ich seufzte und sagte dann leise:" Mich hat es gemault und ich kann nicht mehr auftreten! Zufrieden?!"
"Warum sagst du das erst jetzt? Komm ich helfe dir!"
Ich protestierte, aber Sebastian hatte sich schon gebückt und mich im Brautstyle hoch gehoben.
Ich stöhnte auf und vergrub mein Gesicht an seinem Shirt, in der Hoffnung, dass niemand mich erkannte.
Sein Shirt roch gut; nach Zitrone und irgendwie nach Sandelholz. Aber es war auf eine seltsame Art beruhigend.
Gott sei Dank war Karma dieses Mal auf meiner Seite- niemand begegnete uns und nicht mal Simon. Das hätte meinem Schicksal bestimmt gefallen- mein Freund glaubte ich hätte ihn betrogen, machte mit mir Schluss und dann sieht er mich, wie ein anderer Kerl mich rumschleppt.
Im Essenszelt angekommen schrien Kira und Maia erschrocken auf.
"Kara, was ist passiert? Du würdest dich doch sonst nicht von ihm rumtragen lassen!" Als sie Sebastian indirekt erwähnte, verzog sie das Gesicht- was er nur mit einem Grinsen abtat.
"Mich hat's gemault und ich konnte nicht mehr laufen. Noch Fragen?"
"Nein.", kam es gleichzeitig von den beiden Mädchen.
Dann schon Maia den verwirrten Sebastian aus dem Zelt und schon die Plane vor den Eingang.
"Danke!", rief ich ihm schon hinterher.
Sebastian hatte mich kurz zuvor auf Kira's Schlafsack runtergelassen, auf dem ich mich jetzt stöhnend hinlegte.
"Maia, kannst du bitte Kara's Sachen aus dem Zelt holen? Währenddessen schaue ich mal nach ihrem Knöchel.", bat Kira.
Maia nickte und verschwand.
"Zieh mal den Schuh aus!" Befahl Kira mir jetzt.
Ich zog ihn mir schmerzverzerrtem Gesicht aus und wagte einen Blick auf meinen Fuß.
Mein Knöchel war bereits ziemlich angeschwollen und hatte eine blau- violette Färbung angenommen.
"Ähhhm...ja gut... ich denke, wir sollten Peter Bescheid sagen und mit ihn in die Notaufnahme fahren. Das sieht nämlich echt übel aus."
So viel zum Thema, Karma wäre auf meiner Seite!
Gesagt, getan.
Allerdings konnte nur eine Person mit und das war natürlich Kira.
Wir sagten Maia noch schnell Bescheid und dann fuhren wir los.
Wir hatten Maia gebeten, niemandem zu sagen, dass ich auf die Fresse geflogen war und nun in die Notaufnahme musste.
# Überhauptnichtpeinlichoderso, neee...
Als ich in die Röntgen-Röhre, oder wir man das nennt, kam, war ich fast am einpennen.
Das ganze emotionale Zeug hatte mich ganz schön zu schaffen gemacht.
Und schließlich war es auch schon null Uhr und ich war schon seit um sechs Uhr wach.
Als ich herausgelassen wurde, sagte der Arzt: "Ihre Bänder sind ziemlich stark gedehnt, das heißt, dass ihr Knöchel , beziehungsweise Ihr Fuß, geschient werden muss. Dazu werden Sie noch Krücken brauchen."
Ich stöhnte auf. Das Letzte, das ich jetzt noch gebrauchen konnte war, wie ein verdammter Krüppel mit Krücken rumzulaufen!
"Sie können es auch lassen, aber dann werden sie vermutlich bis an Ihr Lebensende hinken.", warf der Arzt ein.
Ich wiederum warf ihm einen vernichtenden Blick zu.
Als ob ich mir das nicht selbst hätte zusammen reimen können!
Also verdrehte ich genervt meine Augen und sagte:
"Jaja. Legen Sie mir bitte diese verdammte Schiene an, damit ich endlich gehen kann!"
Wieder mal: Gesagt. Getan.
Als wir die Notaufnahme verließen und mit dem Auto zum Camp fuhren, hoffte inständig, dass alle anderen schon zu Bett gegangen waren. Dumme Erklärungen, das (meist gespielte) Mitleid der Anderen und die scheiß Kommentare.
Aber nein, als wir ankamen, saßen alle auf den Bierbänken in 'unserem' Zelt und rissen überrascht die Augen auf, als wir hereinkamen.
Selbst Simon. Dennoch wandte ich meinen Blick ab und sah Maia verwirrt an.
Sie riss genervt die Arme hoch und rief:
"Na toll! Ich konnte sie gerade davon überzeugen, dass ihr noch ein Picknick am See macht, bei dem euch keiner stören soll, wenn er nicht gerade als Babybrei enden will."
"Was ist denn mit dir passiert?", fragte einer dieser Nerds.
An seinen Namen konnte ich mich nicht mehr erinnern...
"Ähm...", stotterte ich und sah mich hilfesuchend nach Kira um, die zum Glück schon eine Ausrede parat hatte.
"Ich wurde vorhin von jemandem angerempelt und habe dabei ausversehen Kara umgestoßen. Leider ist sie so unglücklich gestürzt, dass sie sich verletzt hat, und morgen bei der Wanderung schon mit dem Auto und mir vorausfährt. Das ist auch schon alles und jetzt verpisst euch alle, sonst setzt es was!"
Murrend verschwanden dann auch alle.
Sebastian drehte sich im Gehen nochmal nach mir um und warf mir einen ungläubigen Blick zu. So in etwa war das auch bei Jake, aber alle liefen weiter und bleiben nicht stehen.
Nur Simon.
Er blieb am Eingang des großen Zeltes unschlüssig stehen und sah mich an.
In seinem Blick lag etwas fragendes, verletztes und zugleich ein liebevoller Ausdruck.
Als ich es realisierte und den Blick genauso erwiesen wollte, hatte er sich aber bereits umgedreht und war verschwunden.
Seufzend drehte ich mich um, ignorierte die fragenden Blicke von Kira und Maia und zog mich um.
Meine scheiß Krücken schmiss ich neben meinen Schlafsack und die Schiene durfte ich auch ausziehen.
Dem Himmel sei Dank, musste ich morgen nicht laufen. Das wäre ja purer Suizid!
"Gute Nacht. Und danke für alles.", murmelte ich leise und ignorierte die Blicke der Beiden immernoch bestimmt.
Nach meinen Worten ließ ich mich in meinen Schlafsack sinken und hörte gerade noch, wie Kira und Maia ebenfalls einen müden Nachtgruß murmelten.
Dann war ich auch schon im Land der Träume.
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Luzifer's Girl
Teen FictionEin Sommercamp. Eine sture 17- jährige. Eine Menge Gruppenzwang und zugegeben- ein paar nette Leute. So sah mein Leben momentan aus. Man beachte, dass dabei noch nicht meine problematischen Eltern, die Schule und ein Junge, der mir das Leben zur Hö...