Ich lief zu einem wunderschönen, klaren und türkisfarben See.
Es duftete nach Spätsommer, frisch gemähten Gras und den Blumen, die hier überall wuchsen.
Ich ließ mich in das warme Wasser gleiten und trieb auf dem Rücken vor mich hin.
Ich schloss die Augen.
Das hier war so schön. Das konnte nicht die Wirklichkeit sein.
Ich genoss die warmen Wogen, die mich sang umgaben und mir so ein leichtes Gefühl der Sicherheit gaben.
Dann spürte ich, wie das Wasser in Schwingungen versetzt wurde. Ich öffnete die Augen um zu sehen, wer meine Ruhe und Zufriedenheit störte.
Es war meine Tante.
Sofort schossen mir Tränen in die Augen.
Aber es waren keine Tränen der Trauer- es waren Tränen der Freude.
Dass ich sie nach so langer Zeit wieder sehen konnte, machte mich unendlich glücklich.
"Was machst du hier?", flüsterte ich.
Aber sie sah mich einfach nur lächelnd an und schwamm weiter auf mich zu.
Als sie bei mir ankam, nahm sie meine Hand und zog mich zum Ufer damit wir stehen konnten.
"Was ist los? Ist alles in Ordnung?"
Nun war ich endgültig verwirrt. Normalerweise liebte meine Tante es, seelenruhig auf der Wasseroberfläche zu treiben und sie Sonne zu genießen.
Aber sie antwortete mir nicht und noch immer lag ein geheimnisvolles Lächeln auf ihrem wunderschönen Gesicht. Aber als sie mir näher kam und die Hände zu einer Umarmung hob, merkte ich, dass etwas nicht stimmte.
Ihr Lächlen war nicht mehr freundlich und offen, denn dahinter lag etwas Gieriges.
Ihre stahlend blauen Augen waren nun von einem trüben, matschigen Blau.
Selbst die weichen, blonden Haare, die ihr Gesicht immer leicht umspielten, waren nicht mehr blond.
Sie waren verfilzt und schmutzig.
Geschockt trat ich einen Schritt zurück, aber meine Tante raunte leise: "Du gehörst mir!"
Ich schrie und wollte weglaufen aber dann packte sie mich grob und legte ihre Hände um meine Kehle.
Ich schrie und schrie, bis ich endlich meine Augen öffnen konnte.
Und über mir sah ich Simon. Meinem Herz versetzte es einen Stich- es tat immernoch weh, dass ich Simon ich mehr bei mir haben konnte.
Ich zuckte erschrocken zurück und sah mich hektisch um.
Meine Haare klebten schweißnass in meinem Nacken und ich atmete schwer.
Um mich herum standen noch Kira, Maia, Sebastian und Jake. Sie sahen mich besorgt an und ich ließ mich stöhnend in mein Kissen sacken.
Mit geschlossenen Augen sagte ich: "Was macht ihr alle hier? Findet hier eine Party statt, von der ich nichts weiß?"
"Nein. Das hier ist immernoch das Essenszelt, schon vergessen?", bemerkte Jake mit unverholenem Humor.
Als ich immernoch verwirrt drein schaute, sagte er in einem Tonfall, wie wenn er mit einem Behinderten sprechen würde:"Frühstück. Weißt du, wenn man morgens Hunger hat, dann ist man etwas und das nennt man Früh-"
"Jaja! Ich weiß was Frühstück ist! Fuck."
Das war das einzige, das ich gerade sagen konnte.
Die alle hatten mich gerade in einem Moment voller Schwäche erlebt.
"Kara. Ist alles okay?", fragte nun Simons dringliche Stimme sanft.
"Ich glaube, ich sehe kaum so aus, oder?"
Nach kurzem Schweigen fügte ich hinzu:"Sorry. War ja nur gut gemeint."
"Schon okay. Ich gehe dann mal."
Erschrocken riss ich die Augen wieder auf und klammerte mich an Simons Handgelenk.
Er weitete überrascht seine Augen, und als mir klar wurde, was ich gesagt hatte, klatschte ich mir innerlich mit der Hand gegen die Stirn.
Ich ließ ihn los, sah verlegen auf den Boden und murmelte: "Sorry. Ich laber gerade Scheiße. Du musst nicht hierbleiben, ich meine-"
"Doch. Schon gut. Aber können wir und kurz unter vier Augen unterhalten?", fragte er nervös.
"Ja. Klar. Aber warte kurz, ich muss noch diesen Scheiß hier anziehen.", sagte ich Un deutete mit einem gequälten Lächlen auf meine Schiene und die Krücken.
"Das ist gar nicht nötig! Wir gehen schon!", warfen Kira und Maia hastig ein.
Und ehe sich die anderen beiden Jungs versehen hatte, wurden sie auch schon von den zwei Mädels rau bugsiert.
Da ich momentan nur Augen für Simon hatte, bemerkte ich die finsteren Blicke von Sebastian und Jake nicht.
Immernoch nervös setzte sich Simon vorsichtig auf meinen Schlafsack.
"Ich...ähm...Also ich wollte mich entschuldigen. Ich hätte dir von Anfang an glauben sollen. Ich habe jetzt gemerkt, was für ein Kerl Jake ist und du kannst nicht glauben, wir unendlich leid mir alles tut. Ich liebe dich und ich wollte dich fragen, ob du mir verzeihen kannst."
Am Schluss wurde sein Tonfall immer leiser und er schaute beschämt zu Boden. Aus seinen Augen tropfen die Tränen leise nach unten.
Da es mir fast das Herz zerriss, ihn so zu sehen, beugte ich mich rasch nach vorne, zögerte kurz und drückte dann meine Lippen sanft auf seine.
Es war ein sanfter, zurückhaltender Kuss, aber er gefiel mir.
Als wir uns voneinander lösten, sahen wir uns mir leuchtenden Augen an.
"Danke.", hauchte ich und schon wieder liefen mir Tränen über die Wangen.
Ich war so glücklich, dass er mir verziehen hatte.
"Nicht.", flüsterte er und wischt sanft meine Tränen weg.
"Ich bin nur so froh. Sind wir jetzt wieder zusammen?"
Er lachte laut und süß auf.
"Wir waren eigentlich gar nicht richtig getrennt. Aber ja. Ich liebe dich."
Dann nahm er mein Gesicht in seine großen, warmen Hände, lehnte seine Stirn gegen meine und schloss die Augen.
Ich tat es ihm gleich.Sebastians POV
Ich wurde gerade gewaltsam von Maia aus dem Zelt bugsiert, da Simon ja unbedingt mit Kara reden musste!
Alter, hoffentlich vertragen sich die Beiden nicht wieder, sonst hätte ich gar keine Chance bei Kara.
Man konnte nie auch nur erahnen, was sie gleich machen würde.
Sie war unberechenbar, so süß kratzbürstig und unglaublich wunderschön.
Sie hatte ein großen Herz und ließ dennoch fast nie ihre Mauern darum fallen.
Was auch immer sie erlebt hatte, es hatte sie zu der Person werden lassen, die sie nun mal ist.
Ich bereute es nicht, aber wenn man einem Menschen so etwas ersparen konnte, war das natürlich immer die bessere Lösung.
Das klingt auch jetzt überhaupt nicht kitschig oder so, neee.
Maul halten!
Gerade hatte ich aufgehört mich gegen Maias festen Griff zu wehren, denn so würde ich nie ins Zelt kommen.
Ich musste wissen, was Kara dort drin machte.
Maia hatte mich also losgelassen und warf mich ab und zu noch einen kritischen Blick zu, aber dann wandte sie sich ganz von mir ab.
Diesen Moment nutzte ich und platzte ins Zelt.
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Luzifer's Girl
Teen FictionEin Sommercamp. Eine sture 17- jährige. Eine Menge Gruppenzwang und zugegeben- ein paar nette Leute. So sah mein Leben momentan aus. Man beachte, dass dabei noch nicht meine problematischen Eltern, die Schule und ein Junge, der mir das Leben zur Hö...