Ich sitze hier an einem Baum.
Ich höre sein sanftes Rauschen, wenn der Wind ihn streichelt.
Höre sein altes Lied:
Er singt von einer besseren Zeit, die irgendwann einmal war und irgendwann einmal sein wird.
Ich fühle seinen Stamm, der mir den Rücken stärkt.
Fühle die harmonische Energie, die mein Freund ausstrahlt.
Sie durchdringt mich.
Erfüllt mich.
Sie gibt mir Kraft, mich für Gerechtigkeit einzusetzen, sodass sich seine alte Prophezeinug erfüllen kann.
Er muntert mich auf, aufrecht durch das Leben zu gehen.
Ich soll gegen den Sturm ankämpfen, doch wenn er doch zu stark wird, soll ich mich ihm beugen und nachgeben, dass ich nicht noch mehr Kraft verliere.
Vielen Dank, lieber Bruder Baum, dass ich hier bei dir sein durfte!
Ich sitze hier an einem Fluss.
Ich sehe seinen Lauf, seinen Lebensweg.
Ich spüre sein Verlangen, sein großes Ziel: Zum Meer!
Das und nur das will er erreichen, nicht mehr und nicht weniger.
Er zerstört Berge, schlingt sich um Bäume herum, gräbt tiefe, breite Schluchten, gestaltet das ganze Land völlig neu.
Er sucht sich seinen Weg, wenn einer nicht mehr weiterführt, sucht er eben den nächsten.
Er versucht alles, um sein großes Ziel zu erreichen.
Er wird niemals aufgeben, egal, welches Hindernis sich ihm gnadenlos in den Weg stellt.
Sein großes Ziel, das Meer, ruft ihn und gibt ihm die Kraft und den Mut, weiterzumachen.
Ich blicke auf den Grund des Wassers.
Ich erkenne meine Seele.
Was bin ich?
Warum bin ich hier?
Was will ich erreichen?
Es ist so unergründlich.
Man muss einen langen Atem haben und viel Mut, Kraft und Vertrauen, um in den Grund des Wassers zu gelangen.
Ich gleite ganz in den Fluss hinein.
Gebe mich meinem Freund mit Leib und Seele hin.
Ich spüre seine liebevolle Umarmung.
Seine klare Energie, die mich durchdringt und vollständig reinigt.
Vielen Dank lieber Bruder Fluss, dass ich hier bei dir sein durfte!
Ich stehe hier auf einem weiten Feld.
Um mich herum weht der Wind.
Ich spüre seine Lebensfreude.
Er kann tun und lassen, was er will.
Er kann hierhin und dorthin fliegen.
Kann mal schnell und mal langsam, mal heftig und mal sanft wehen.
Kann sich nach oben schwingen und nach unten fallen lassen.
Er ist vollkommen frei und unabhängig.
Ich höre seinen Ruf.
Seine Ermunterung.
Ich soll alles stehen und liegen lassen und frei und leicht werden.
Ich soll nicht auf andere hören, sondern nur auf mein Herz.
Ich atme tief ein und aus, breite meine Arme aus.
Und renne.
Ich renne so schnell wie noch nie zuvor.
Ich spüre meinen Freund neben mir, der mich begleitet.
Ich laufe mit dem Wind.
Ich spüre die ungeheure Kraft in mir, die nun befreit ist von der alten Last und somit aktiv wird.
Mich packt die Übermut und lässt mich noch schneller werden.
Schneller und immer schneller.
Ich renne hinaus aus dem trüben, schmerzhaften Zwang.
Hinein in die wunderschöne, leichte Freiheit.
Mein Herz jubelt.
Es kommt seinem Ziel entgegen.
Vielen Dank, lieber Bruder Wind, dass ich hier bei dir sein durfte!
Ich liege hier auf einer Wiese.
Ich fühle die Erde unter mir.
Fühle ihre Ruhe.
Sie muss nichts tun.
Muss nichts beweisen.
Sie ist einfach da.
Und das ist gut und richtig so.
Ich höre ihre liebevolle Ermunterung.
Ich soll auch auf meinen Körper hören, der mein strenger, gnadenloser Meister ist.
Ich soll andere so akzeptieren, wie sind.
Sie wollen auch nur leben, genau wie ich.
Sie gibt mir den Mut, mir selbst treu zu sein und mich nicht verändern zu lassen.
Meine Meinung zu sagen.
Der Wahrheit ins Auge zu blicken.
Vertrauen zu haben.
Ich spüre die liebevolle Kraft meiner Freundin.
Sie durchdringt mich.
Erfüllt mich ganz.
Belebt mich.
Sie richtet mich wieder auf und gibt mir Halt und Orientierung.
Vielen Dank, liebe Schwester Erde, dass ich hier bei dir sein durfte!
Zu diesem Gedicht wurde ich inspiriert, als wir in der Schule im Fach Literatur das Goethe-Gedicht "An den Mond" besprochen haben. Da ruft das lyrische Ich auch die Natur an und sieht sie als Freund und Helfer.

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Kunterbuntes Allerlei
RandomDas Cover sagt eigentlich schon ALLES! ;) Vielen, lieben Dank dafür an FantasyWriting14 (Achtung: eventuelle Aktualisierungen der Kapitel!)