Kurzgeschichte: "Liebevolle Verwandlung"

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Ey yo Leute, was geht ab mit euch? Ich heiße Egon; oh nein, sorry, muss mich korrigieren: mein wahrer Name lautet "unheilvoller Schrecken der Straße". Das ist mein wohlverdienter Spitzname, den ich auch mit Stolz trage. Jetzt fragt ihr euch bestimmt, woher ich diesen supergeilen Namen habe, stimmts? Na gut, ihr kleinen Wichte, weil ihr es seid, werde ich es euch ausnahmsweise verraten. Das kommt von meinen liebsten und einzigen Hobbies: kleine unschuldige Kinder mobben, dumme Erwachsene ärgern und sich an süße Mädels ranschmeißen. Tja, jetzt wisst ihr so ungefähr meinen Tagesablauf. Freunde hab ich keine, wer will sowas unnützes schon? Echte, feste Freunde mit Vertrauen, Hilfe und so'n Quatsch ist nur was für übersentimentale Weicheier, nix für mich und meine Gang. Nein, wir sind wahre, stolze Männer, die sich selber durch das Leben schlagen, nicht auf Hilfe angewiesen sind! Und wir sind stolz drauf, oh yeah, Baby! Wir haben kein wirkliches Zuhause, abgesehen von den dunklen Gassen der Hauptstadt Mexikos. Jap, als "Schatten der Stadt" verwandeln wir dieses elende Kaff in die wahre Hölle! Unsere Lebensmitteln schnappen wir durch Stehlen und Überfälle. Wenn unsere menschliche Beute nicht zu uns kommt, was sie leider schon viel zu lange nicht mehr tut, diese elenden Schisshasen, holen wir sie uns selbst: Wir lauern ihnen auf Spielplätzen auf und wenn ihre dummen Aufpasser mal unachtsam sind, dann "ZACK!" Früher, als die armen Menschen noch sorgloser waren, haben wir Mädels aus unseren Verstecken zu uns gelockt, oder wir gingen gleich auf Hetzjagd, anstatt wie heute, das lauernde Jagen. Dies ist langweiliger, weil es viel länger dauert, macht aber auch Spaß. Hey, ich sag euch eins Leute: Alles macht Spaß, solange es dreckig, dunkel und böse ist! Muuahahaha!!!

Okay Leute, jetzt kennt ihr so ungefähr mein 18-jähriges Leben. Für euch mag es vielleicht nicht so aufregend klingen, aber für mich ist es das wahre Paradies, das kann ich euch sagen! Ich hab ja nichts in diesem schäbigen Kaff und so kann ich mich einigermaßen über die Runden bringen. Ich bin zufrieden mit dem, was ich hab; von glücklich oder gar selig kann man auf keinen Fall sprechen, so eklige Gefühle kenn ich net. Aber das geht mir auch echt am Arsch vorbei, voller Ernst jetzt; mit sowas kann ich überhaupt nix anfangen. Ich hab bis jetzt irgendwie durchgehalten und ich schwör, ich werde es auch weiterhin, verstanden?

Nacht

"Egon..." "Wer bist du?" "Egon...." "Was ist denn los? Und wer bist du überhaupt?" "Egon....." "Hallo?? Willst du mir nicht antworten, du elender Schwuchtel? Was soll das? Ich fall darauf net rein, das kann ich dir garantieren, kapiert?"

WOAH!! Alter, was war DAS denn für ein abgefuckter Traum?? Sorry, ich mach mir eigentlich nichts aus diesem ekligen Kinderkram, aber DAS hat mich jetzt echt aus den Latschen gehauen. Ich frag mich echt, wer da gesprochen hat. Bestimmt eine Frau, der Stimme nach zu urteilen. Aber warum kennt diese ekelhafte Stalkerin meinen Namen? Und warum ist sie so feige und dumm, nur meinen Scheiß-Namen zu labern? Was will sie überhaupt von mir? Egal, Schwamm drüber, ist ja nur so'n dummer Traum! Jetzt heißt es wieder, meinem Tagwerk nachgehen, von dem ich euch ja schon erzählt habe. Die Arbeit macht mir wirklich Spaß, ernsthaft jetzt; ach, ich liebe diese süßen, angstvollen und qualvollen Schreie und die zornigen Rufe, sie sind der Lohn meiner Arbeit!

Nacht

"Egon..." "Wer bist du, verdammt nochmal?!"Egon...." "Nein, das ist MEIN Name, kapiert? Nimm ihn mir bloß nicht weg! Was willst du denn überhaupt von mir? Warum laberst du mit mir? Sprich endlich Klartext und zeig dich vor mir, Mädel, sonst setzt es was, hast du mich verstanden?!" Woah, was hat denn auf einmal dieser Nebel hier zu suchen? Verzieh dich, ich brauch dich hier net! "Egon....." "Wow!! Alle Achtung, du bist wirklich zum Anbeißen, süßes Mädchen! Wie wärs: Du und Ich gemeinsam?" Doch sie schüttelt leider nur leicht ihren Kopf, mit silbernen Haaren bedeckt, und lächelt mich traurig an. Zu schade, dachte wirklich, dass es was wird zwischen uns beiden. Plötzlich kommt ein starker Wind auf, der ihr durch das schneeweiße Schleierkleid fährt und über ihre grauen, glitzernden Flügel streicht, sodass sich von ihnen funkelnder Staub löst und mit dem Wind davonfliegt. Ich habe ja schon viele attraktive Frauen gesehen, doch DAS raubt mir wirklich den Atem! Plötzlich kommt auch noch von oben ein mächtiger Wirbelsturm, der das zarte Mädchen umhüllt und als er sich wieder auflöst, ist auch sie verschwunden.

Kunterbuntes AllerleiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt