Kunterbuntes Allerlei

Kurzgeschichte: "Verbotene Liebe"

Im alten Griechenland lebte einmal eine Prinzessin namens Psyche. Die jüngste Tochter eines Königs war so wunderschön, dass jeder sie für eine Göttin hielt. Möglicherweise war sie sogar die Tochter der Schönheitsgöttin Aphrodite höchst selbst! Darum wurde das arme Mädchen von vielen Menschen, arm wie reich, verehrt, anstatt begehrt und blieb deshalb nur allein. Sie konnte sogar noch nicht einmal vor das Schlosstor treten, da sonst sofort die Menschen in Scharen ehrfürchtig zu ihr eilten um ihr zu huldigen und sie zu preisen, doch nicht nur wegen ihres hohen Standes, sondern viel mehr wegen ihrer göttlichen Schönheit. Das machte Psyche etwas verlegen, da sie schüchtern war und große Aufmerksamkeit eher ablehnte, und auch sehr traurig, da sie wusste, dass sie wegen ihrer Schönheit niemals einen Mann finden würde. Psyche war zu perfekt für die Menschen, sie blendete sie mit ihrem Aussehen! Ihr Vater machte sich wegen seinem Nesthäkchen schon etwas Sorgen, seine beiden älteren Töchter, auch wirklich sehr schön, doch durch wenige, kleine Fehler in Körper und Seele trotzdem noch begehrenswert, hatten schon ihre große Liebe gefunden.

Irgendwann hielt der König es nicht mehr aus, er musste wissen, was die Götter seiner Tochter für ein Schicksal zugedacht hatten! So ging er nach Delphi zum Orakel, um von ihm Psyches Zukunft zu erfahren. Dort erhielt er folgende Antwort: "Psyche muss einen bösen Geist heiraten. Sie muss in das 'Land der ewigen Berge' und dort wird sie den treffen, der ihr Gatte werden soll! Wenn du diesem Spruch nicht folgst, wird die gesamte Menschheit im ewigen Chaos enden!" "Ein böser Geist?!? Oh nein, meine arme Tochter! Wieso muss es bloß so kommen?? Was haben wir nur getan, dass wir die Götter so erzürnt haben??" rief der König verzweifelt. "Und wo ist überhaupt das 'Land der ewigen Berge'? Davon habe ich noch nie gehört" überlegte er während des ganzen Heimwegs, doch er kam auf keine Lösung. Nur eines wusste er: Er musste dem Befehl auf jeden Fall gehorchen, sonst wären alle auf der Welt in großer Gefahr! Das erzählte er dann schweren Herzens seinen Töchtern, die mit großem Schock darauf reagierten. Besonders Psyche war natürlich entsetzt über diese schreckliche Nachricht. Sie hatte immer gedacht, dass sie wegen ihrer Schönheit jemand besonderen bekommen würde, Jemand, der vielleicht genauso schön in Körper und Seele wäre. Und nun musste sie jemanden heiraten, der schrecklich hässlich in seiner Seele war! Womit hatte sie dieses grauenvolle Schicksal bloß verdient?? Doch sie musste gehorchen, denn sie wollte natürlich auch nicht, dass alle zugrunde gingen! Blieb noch das Problem, wo das Zuhause ihres zukünftigen Gatten wäre. Ihr Vater fragte einen weisen Gelehrten, der ihm erklärte: "Das 'Land der ewigen Berge' ist geheimnisvoll, da niemand weiß, ob es tatsächlich existiert. Es liegt angeblich ganz im Norden und wird von einer undurchsichtigen Nebelwand eingehüllt. Man sagt, wer durch diesen Nebel auf die andere Seite geht, kommt nie wieder zurück, sondert erleidet einen eiskalten, grausamen Tod. Warum wollt Ihr das wissen, edler König?" "Weil das Orakel von Delphi befahl, dass meine arme Tochter Psyche diesen grausamen Tyrannen heiraten soll, sonst würde die Menschheit im ewigen Chaos enden!" seufzte der König verzweifelt und erntete dafür entsetztes Mitleid seines Gelehrten.

Wenige Tage später wanderte Psyche mit ihrer Familie Richtung Norden, viele Menschen gingen als Trauerzug mit. Sie war voller Angst und verfluchte weinend ihr grausames Schicksal. Nach vielen Stunden, sie war völlig erschöpft, blieb die Prinzessin plötzlich stehen und starrte regungslos geradeaus! Ihre Familie rief sie, doch sie hörte nichts, außer eine fremde, wohlklingende Stimme, die ihr lockend zuflüsterte: "Komm zu mir, mein Mädchen! Du wirst es besser haben in meinen Armen, das verspreche ich dir! Hab keine Angst! Vertrau mir!" "Psyche? Ist alles in Ordnung, meine Tochter?" erkundigte sich ihr Vater besorgt und berührte sie sanft am Arm, doch er erhielt keine Antwort und keine Reaktion von ihr, stattdessen rannte seine Tochter plötzlich geradeaus, weiter nach Norden. Sie war vollkommen im Bann dieser geheimnisvollen Stimme, die sie immer lauter werdend zu sich rief und rannte weiter und weiter, ohne sich von den anderen aufhalten zu lassen, die sorgenvoll nach ihr riefen. Irgendwann gelangte die Prinzessin an ein dichtes Nebelfeld, sodass sie dahinter nichts mehr erblicken konnte. Aber halt! Etwas konnte sie doch erkennen, jemanden! Eine Person stand direkt vor ihr mitten in diesem undurchdringlichen, dichten Nebel. Psyche ging näher heran, legte ihre Hand auf diese seltsame Wand und rief: "Hallo! Hast du mich hierher gerufen? Wer bist du? Etwa mein Gatte?!" Sie bekam keine Antwort, stattdessen legte der Mann, sie war sich sicher, dass es ein Mann sein musste, ebenfalls seine Hand ihrer gegenüber auf die Wand. Das Mädchen fühlte auf einmal, dass die fremde Hand zu ihr durch drang, ihre umschloss und sie zu sich in den Nebel zog! Währenddessen kamen ihre Familie zu ihr und ihr Vater rief verzweifelt: "Psyche! Was ist denn los mit dir, mein Kind?! Komm zurück!!", doch obwohl sie ihn noch hören konnte, reagierte sie nicht mehr darauf, sondern ging zu dem fremden Mann in sein Reich.