Kapitel 11

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Jonas starrte seine beiden ehemaligen Schulkameradinnen und deren Begleiter fassungslos an.

„Können wir jetzt endlich reinkommen?“, fragte Britta genervt.

„Sie ist noch genau so blöd wie früher! Was denk sie sich eigentlich?“ fuhr es Jonas durch den Kopf.

„Dürfen wir reinkommen?“, fragte nun auch Julia.

„Ganz bestimmt nicht!“, antwortete Jonas und schlug die Tür zu. 

Was um alles in der Welt wollten die vier hier? Er war mit keinem von ihnen jemals befreundet gewesen, eher im Gegenteil, und nun standen sie vor der Türe und wollten ihn besuchen?

Es klingelte, dann klopfte jemand heftig an die Türe.

„Drehen die jetzt endgültig durch?“, fragte sich Jonas und riss die Tür wieder auf. Schließlich musst nicht die gesamte Nachbarschaft aufgescheucht werden.

„Haut gefälligst ab!“, zischte er die vier an und machte Anstalten, die Tür erneut zu zu schlagen, doch Julia stellte einen Fuß dazwischen. 

„Es ist wirklich dringend, wir müssen unbedingt mit dir sprechen!“, sagte sie.

„Ich aber nicht mit euch!“, antwortete Jonas und stieß mit seinem Fuß ihren weg, dann schloss er die Türe.

Noch eine Weile klingelte es Sturm, doch Jonas drehte den Fernseher lauter und schloss die Flurtüre. 

„Wenn das nicht bald aufhört, dann können die war erleben,“ dachte er. 

„Was machen Sie denn hier für einen Lärm?“ erklang auf einmal eine Stimme von der Nachbartüre. Eine ältere Dame schaute heraus. „Der freundliche junge Mann ist wahrscheinlich nicht zu Haus, sonst hätte er bestimmt schon längst aufgemacht!“

Sie musterte die vier neugierig von oben bis unten.

„Sind sie Freunde von ihm? Ich habe ihn auch sehr gerne, neulich war der Aufzug kaputt und da hat er mir die Einkaufstaschen bis in die Wohnung getragen, und als ich ihm dafür zehn Euro schenken wollte, hat er das abgelehnt.“

„Wir sind....alte Bekannte von Jonas!“, antwortete Julia und lächelte die Dame an.

Endlich verzog die Frau sich wieder in ihre Wohnung und schloss die Türe hinter sich.

Sebastian klingelte noch einmal, jedoch Jonas machte keinerlei Anstalten, noch einmal zu öffnen.

„Das war ja zu erwarten,“ sagte Dennis, während die anderen ratlos auf die geschlossene Wohnungstüre schauten. 

„Wieso ist er so unfreundlich?“, fragte Britta.

„Warum wohl? Wir haben ihm jahrelang das Leben zur Hölle gemacht und er hat keine Ahnung, warum wir hier sind. Natürlich reagiert er da ein wenig grob,“ antwortete Julia traurig. 

„Und was machen wir jetzt? Bis morgen früh warten, wenn er die Wohnung verlässt und zur Arbeit geht?“, fragte Sebastian.

„Morgen ist Samstag, da arbeitet Jonas vielleicht überhaupt nicht, außerdem hatte ich nicht vor, die Nacht in einem Flur zu verbringen! Wir gehen jetzt erst einmal an die frische Luft und überlegen dann, was wir machen sollen!“, sagte Dennis und hielt Julia davon ab, noch einmal auf die Klingel zu drücken.

Kurz darauf standen die vier bei Sebastians Auto.

„Und wie soll es jetzt weitergehen?“, fragte Julia mutlos. „Jonas möchte ja nicht einmal mehr mit uns reden!“

„Aber das muss er! Wir brauchen Jonas, sonst treibt diese Statue noch in hundert Jahren ihr Unwesen und tötet unsere Urenkel!“rief Britta.

Julia kam ein Gedanke und sie wandte sich an Dennis.“Alle außer dir hatten Ärger mit Jonas. Vielleicht solltest du einmal versuchen mit ihm zu sprechen, schließlich hast du ihm nie etwas getan.“

Ein wenig widerwillig stimmte Dennis schließlich zu. „Na gut, ich versuche es noch mal alleine.“ Er warf einen boshaften Blick auf Britta. „Es ist vielleicht auch besser, wenn sie nicht dabei ist und irgend einen Spruch von sich gibt.“

Also kehrte Dennis, in einer Tüte trug er das Buch sowie die gemachten Kopien, zu Jonas Wohnhaus zurück. Die Haustüre stand zu seinem Glück noch offen, und er läutete kurz darauf an Jonas Wohnungstüre. 

„Nun mach schon auf!“, dachte er.

Ungeduldig wartete Dennis, doch als er sich gerade dazu entschlossen hatte, noch einmal die Klingel zu drücken, öffnete Jonas die Türe.

„Was wollt ihr schon wieder? Habe ich euch nicht gesagt, dass ihr euch verziehen sollt?“, fuhr Jonas Dennis an.

„Nun mal langsam, ich muss nur mal mit dir reden! Es dauert auch nicht lange!“, sagte Dennis und kam sich bei dieser Bemerkung ziemlich unehrlich vor. 

Wenn die Dinge so lagen, wie er und die anderen es vermuteten, dann würde die ganze Angelegenheit möglicherweise noch sehr lange dauern.

„Sag zuerst, worum es überhaupt geht! Und deine Freunde brauchen sich hier wirklich nicht mehr blicken zu lassen.“ antwortete Jonas unfreundlich.

Dennis dachte einen Augenblick nach, dann beschloss er, sofort aufs Ganze zu gehen. „Es geht um die unheimliche Statue über der St. Andreas Kirche. Du wirst es wahrscheinlich nicht glauben, aber die ist in Wahrheit ein Dämon und  dazu gibt es eine unglaubliche Geschichte, und....“

„Dreht ihr jetzt vollkommen durch?“, fuhr Jonas den anderen jungen Mann an. 

Dennis schüttelte den Kopf 

„Bitte ließ dir das durch und ruf mich dann an!“, bat er, nahm eine der Kopien aus der Plastiktüte und kritzelte seine Telefonnummer darauf.

Dann reichte er Jonas die Tüte. 

„Was soll ich mit dem Mist?“, fragte dieser.

„Nur durchlesen! Und bitte nicht wegwerfen, das Buch gehört mir nämlich nicht, sondern deinem ehemaligen Religionslehrer, der lässt dich übrigens schön grüßen!“

Das stimmte zwar nicht, aber wenn Jonas vielleicht dachte, dass einer der wenigen Menschen, die während der Schulzeit nett zu ihm gewesen waren, in der Sache mit drin steckte, würde er die Unterlagen eventuell nicht sofort in die blaue Tonne stopfen.

Zögernd nahm Jonas nun die Tüte an sich. 

„Wenn das wieder irgend ein Trick deiner bescheuerten Freundinnen ist, mir eins reinzuwürgen, dann könnt ihr was erleben! Ich bin keine Dreizehn mehr und lasse mir von diesen Tussis und ihren Freunden nichts mehr gefallen! Ist das klar?“

„Ist schon klar! Keiner will dir eins auswischen, im Gegenteil, wir brauchen deine Hilfe...“, sagte Dennis, doch weiter kam er nicht, denn Jonas hatte die Türe bereits geschlossen.

Dennis kehrte zurück zu den anderen. 

„Und, hilft er uns jetzt das Schwert suchen und kämpft gegen diese Statue?“, fragte Britta aufgeregt und ignorierte es vollkommen, dass Dennis nur die Augen verdrehte und in einem sarkastischen Tonfall sagte:“ Ja, das ist alles gar kein Problem. Er packt nur noch sein Waffenarsenal zusammen, zieht sich was bequemeres an und holt eine Schaufel aus dem Keller. Dann will er das Schwert aus dem Grab ausgraben und anschließend gegen die Statue kämpfen. Wir sollen ihm nur zehn Minuten Zeit geben, denn er will vorher noch duschen!“

Britta gab Dennis einen Klaps auf den Hinterkopf..“Das ist nicht lustig! Was hat Jonas nun wirklich gesagt?“

„Er denkt, wie wollen ihn verarschen, aber ich habe ihm die ganzen Unterlagen da gelassen. Nun können wir nur hoffen, dass er sie sich durch ließt und vielleicht selber die richtigen Schlüsse zieht!“, antwortete Dennis. 

„Ich habe ihm meine Telefonnummer gegeben und ihn gebeten, sich bei mir zu melden!“

„Die guten Unterlagen!“, jammerte Britta. „Das Buch gehört uns doch gar nicht! Wenn er das nun weg wirft?“ 

„Mehr können wir glaube ich wirklich nicht tun!“, seufzte Sebastian. 

Schweigend stiegen die vier ins Auto und machten sich auf den Heimweg.

Geheimnis der alten StatueWo Geschichten leben. Entdecke jetzt