Kapitel 24

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Traurig betrat Jonas an diesem Samstag Abend seine Wohnung. Er wusste, dass die anderen mehr von ihm erwarteten, aber wem hätte es denn etwas genutzt, wenn er sich Hals über Kopf in einen Kampf mit der Statue stürzen würde.

Ein Satz aus einem Roman,den er vor Jahren einmal gelesen hatte, kam ihm wieder in den Sinn.

„Kämpfe erst dann gegen die Mächte der Finsternis, wenn du dir absolut sicher bist, dass du auch gewinnst!“

An diesem Satz war wirklich etwas dran. Er sah zu seinem Schwert, das auf dem Sofa lag und nahm es in die Hand. 

„Ich muss aber bald so weit sein, immerhin macht dieses Ding mittlerweile Jagd auf Dennis! Und ewig verstecken kann er sich auch nicht bei Britta.

Es tat ihm sehr leid, dass Dennis nun in dieser Gefahr schwebte. Wäre er nur nicht mit Britta zusammen, dann hätte er sich durchaus mit ihm anfreunden können. Auch Sebastian mochte er ein wenig, während er mit Britta und Julia nun einmal notgedrungen zusammen arbeiten musste. Aber immerhin hielten er und auch die beiden sich mittlerweile mit gegenseitigen Gehässigkeiten zurück.

Es dauerte lange, bis Jonas an diesem Abend einschlafen konnte. Erinnerungen an die letzte Zeit brachten ihn um den Schlaf. 

Die Dämonenstatue, das Video von Ingos Onkel, das er sich noch einmal ansah, dann die Erinnerungen an Simons Leben. 

Noch immer wollte er nicht so recht wahrhaben, dass es seine Erinnerungen an ein früheres Leben sein könnten. Es war einfach zu beängstigend, doch dann waren da auch noch die anderen Erinnerungen, an Greta, Bruder Magnus und Matthias.

„Diese Menschen sind schon lange tot, ich sollte mich nicht zu sehr mit ihnen beschäftigen,“ versuchte Jonas sich auf den Boden der Tatsachen zurück zu holen. 

Und spielte es für seinen Kampf gegen den Dämon überhaupt eine Rolle, ob er nun früher einmal Simon gewesen war oder nicht? Vielleicht würden diese Erinnerungen ja verschwinden, sollte es ihm gelingen, den Dämon zu besiegen. 

Doch wollte er dieses andere Leben und vor allem Greta überhaupt vergessen?

Nach langem Grübeln schlief Jonas schließlich ein und stellte am nächsten Morgen fest, dass er zumindestens nicht von Statuen geträumt hatte.

Geweckt wurde er vom Läuten des Telefons. Schlecht gelaunt nahm Jonas den Höher ab. 

„Ja, Schneider hier!“, muffelte er in den Höher.

„Jonas, wie sprichst du denn mit deiner Mutter?“ hörte er die Stimme seiner Mutter.

„Entschuldige, aber ich bin gerade erst aufgestanden und ich habe nicht so besonders geschlafen!“, antwortete er.

„Du hast auch immer Ausreden, um unfreundlich zu mir und Papa zu sein! Aber so warst du ja schon immer. Wann willst du uns eigentlich noch einmal besuchen?“ fragte die Mutter ungehalten.

„Demnächst komme ich mal vorbei. Ich habe im Augenblick viel zu tun!“, sagte Jonas ausweichend.

Er wollte seine Eltern nicht besuchen. Es gab doch jedes mal nur Streit und Vorwürfe.

„Du arbeitest zu viel! Daher vernachlässigst du deine Familie und deshalb hat dich auch Nadine verlassen!“, sagte die Mutter giftig.

„Ja, Mama, wenn du meinst! Ich habe jetzt keine Zeit, ich habe zu tun!“, antwortete Jonas. Er sparte es sich, seine Mutter über die tatsächlichen Trennungsgründe zwischen ihm und Nadine aufzuklären. Ihrer Meinung nach war sowieso er an allem schuld gewesen. 

Und tatsächlich kam nun das, was Jonas befürchtet hatte.

„Warum nur ist mit dir so schwer aus zu kommen? Das war schon in der Schule so. Du hattest Krach mit jedem, und nun bist du nicht einmal fähig, eine Beziehung zu führen. Das ist doch nicht normal! Ich mache mir wirklich Sorgen um dich...“, keifte die Mutter ins Telefon.

„Ich leg dann jetzt auf, tschüss!“, sagte Jonas und beendete das Telefonat.

Als kurz darauf erneut das Telefon klingelte und Jonas auf dem Display die Nummer seiner Eltern erkannte, ging er gar nicht erst dran. Statt dessen stellte er sich unter die Dusche.

Am Nachmittag rief Jonas bei Franz an und bat ihn um einen Extrastunde im Schwertkampftraining. 

Franz stimmte erstaunt zu, und sie verbrachten die Zeit bis zum Einbruch der Dunkelheit in Franz Garten.

„Du wirst immer besser!“,sagte ein atemloser Franz, als sie das Training beendeten. „Aber du solltest auch einmal gegen andere Gegner als mich kämpfen. Wenn du Lust hast, dann komm doch am Dienstag Abend vorbei. Da kommen zwei Freunde von mir, Horst und Leon. Mit den beiden gehe ich seit Jahren zu Ritterturnieren und die sind wirklich sehr gut im Schwertkampf. Wir wollten für das nächste Turnier noch ein wenig üben, wenn du willst, dann komm auch und kämpfe mal gegen die beiden, aber ich warne dich, vor allem Leon ist sehr gut. Der besiegt mich jedes Mal!“

„Das ist eine sehr gute Idee, Franz,“ antwortete Jonas. 

Immerhin hatte er sich auf den Kampfstil von Franz bereits einstellen können, es wäre eine gute Übung für ihn, auch einmal gegen Fremde zu kämpfen.

Nach dem Training fuhr Jonas nach Hause und zog sich gerade um, als es an der Türe klingelte. Der junge Mann öffnete und sah fassungslos auf den Besucher.

„Nadine! Was machst du denn hier?“

„Darf ich reinkommen?“, fragte die junge Frau und drängte sich schon mit einer Reisetasche an Jonas vorbei in die Wohnung.

„Was willst du denn hier?“, fragte er sie überrascht. Dann fragte er ein wenig spöttisch:“ Wo ist denn dein Boris?“

Boris war Nadines neuer Freund, in den sie sich in München verliebt und wegen dem sie sich letztendlich voneinander getrennt hatten.

„Boris ist in München geblieben. Ich bin nicht mehr mit ihm zusammen, er hat vor drei Tagen mit mir Schluss gemacht, weil er eine andere kennen gelernt hat!“, sagte Nadine und brach in Tränen aus.

„Und da kommst du nun zu mir?“, fragte Jonas 

.Sie fiel ihm um den Hals und schluchzte:“ Unsere Trennung war ein großer Fehler! Ich dachte, Boris wäre meine große Liebe, aber das war er nicht! Ich habe mich so geirrt! Bitte sei nicht mehr böse auf mich!“

Dann fragte sie schniefend:“ Meine Eltern haben mir immer Vorwürfe gemacht, weil ich mich von dir getrennt habe. Zu denen will ich nicht. Aber ich habe mir drei Tage Urlaub genommen. Kann ich bei dir übernachten?“

Jonas brachte es nicht übers Herz, seine weinende Ex-Freundin vor die Türe zu setzen. Immerhin waren sie auch lange Zeit recht glücklich miteinander gewesen.

„Von mir aus kannst du das Bett haben, ich schlafe auf dem Sofa!“, stimmte Jonas zu.

„Danke, das ist wirklich lieb von dir. Bei der Gelegenheit, ich hatte meine grüne Katze bei dir vergessen,“ antwortete Nadine.

„Die grüne Katze. Tut mir leid, aber die ist nun im Katzenhimmel,“ sagte Jonas und konnte sich ein gemeines Grinsen nicht verkneifen. 

„Aber bevor du mir böse bist, es war keine Absicht, sondern ein.... Unfall. Beim Staubwichen.“

„Oh nein, ich hing so sehr daran. Aber du kannst mir ja vielleicht eine neue schenken,“ schlug sie ihm mit einem Lächeln vor.

Dann fiel ihr Blick auf das Schwert, das Jonas auf den Wohnzimmertisch gelegt hatte. „Was ist das denn? Seit wann interessierst du dich für so einen Schrott?“

„Das ist kein Schrott, sondern ein Schwert. Das ist so ein neues Hobby von mir. Schwertkampf und so“, antwortete Jonas und legte das Schwert hinter sein Sofa. 

Dort bewahrte er es normalerweise auf, damit es nicht jeder Besucher sofort zu Gesicht bekam.

„Schwertkampf? Ich glaube es wird wirklich Zeit, dass ich mich mal wieder ein wenig um dich kümmere, wenn du dir schon seltsame Hobbys aus Langeweile suchst,“ sagte Nadine und lächelte ihn an.

Geheimnis der alten StatueWo Geschichten leben. Entdecke jetzt