Kapitel 26

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Fieberhaft suchte Jonas nach einem Ausweg, während seine Eltern und Nadine ihn erwartungs- und sorgenvoll zugleich ansahen.

„Ich kann es einfach nicht glauben,“ sagte nun wieder Jonas Mutter. 

„Mein einziger Sohn ist verrückt geworden! Wie soll ich das nur den Nachbarn erklären? Die haben sich ja schon immer über ihn gewundert, darüber, dass er jeden Morgen leichenblass zur Schule ging und dauernd mit irgendwelchen Schrammen im Gesicht zurück kam, da er da schon mit keinem auskommen konnte. Und jetzt auch noch das!“

„Hedwig, es ist wahrscheinlich zu früh, um zu sagen, ob Jonas wirklich verrückt ist. Aber ein Arzt wird das bestimmt feststellen, und wenn er dann ein paar Medikamente bekommt und sie regelmäßig nimmt, dann wird das alles wieder gut!“, versuchte ihr Mann die aufgebrachte Mutter zu beruhigen.

„Du hast recht, Georg. Und den Nachbarn erzählen wir es gar nicht erst. Und falls unser Sohn stationär behandelt werden muss, dann sagen wir einfach, er hätte Asthma und müsste zur Kur!“, antwortete Jonas Mutter.

Jonas sah sich bereits voll gepumpt mit irgend welchen Medikamenten in einer Anstalt in der Ecke kauern. Ihm musste nun schleunigst etwas einfallen.

„Und natürlich begleiten wir ihn alle zum Arzt!“, sagte nun Nadine und griff nach Jonas Hand. „Keine Sorge, wir alle sind für ihn da!“

Mit einem Ruck zog Jonas die Hand weg und schaute seine Eltern und seine Ex-Freundin, die nun auch seine Ex bleiben würde, wütend an. „Könntet ihr aufhören über meinen Kopf hinweg über mich zu reden?“

„Aber Jonas, nun sei doch nicht so aggressiv gegenüber deinen eigenen Eltern! Wir meinen es doch nur gut mit dir, und wo hast du überhaupt dieses grässliche Schwert her? Hast du es gestohlen?“ sagte die Mutter aufgebracht.

„Gestohlen? Jetzt bin ich also nicht nur verrückt, sondern auch noch ein Dieb? Was kommt denn als nächstes?“, antwortete Jonas empört. 

Er hatte nun genug von diesem Gespräch und er würde nun etwas sagen müssen, das Nadine sicherlich sehr verletzte, doch andererseits, ihm blieb keine andere Möglichkeit mehr, wollte er sich nicht in Kürze bei einem Psychiater wieder finden.

„Ihr wollt wissen, ob ich verrückt bin? Natürlich nicht!“, sagte Jonas nun und sah Nadine an. „Ich habe das alles nur behauptet, weil Nadine es heute Nacht mitbekommen hat, wie ich den Namen von einer anderen Frau, Greta, gesagt habe.“

„Wer ist Greta? Die kenne ich nicht!“, keifte nun seine Mutter.

„Nein, du kennst viele meiner Freunde nicht. Aber interessant, dass du fragst, denn sonderlich interessiert hat es dich doch noch nie, ob ich überhaupt Freunde hatte!“, antwortete Jonas wütend.

„Nun fang nicht schon wieder so an!“, mischte sich jetzt auch der Vater ein.

„Und wer ist Greta nun wirklich?“, erkundigte Nadine sich misstrauisch.

„Greta habe ich vor.... drei Wochen kennen gelernt, in einer Disko. Und dann habe ich sie mit nach Hause gebracht und dort drüben auf dem Sofa mit ihr...“

„Jonas! So habe ich dich nicht erzogen!“, unterbrach ihn seine Mutter empört. „Nimm doch ein wenig Rücksicht auf Nadine!“

„Auf Nadine? Warum das denn? Die hatte da doch schon längst ihren Boris, übrigens, mit Greta hatte ich viel mehr Spaß als ich mit Nadine jemals hatte!“, fuhr Jonas fort und Nadine wurde blass. Fast tat sie Jonas schon wieder leid. Fast.

„Du bist so gemein!“, beschwerte die junge Frau sich. „Und mir erzählst du, das mit Greta wäre schon längst vorbei gewesen!“

„Na und? Was geht es dich überhaupt an! Aber als du so nach gebohrt hast, da dachte ich mir, ich finde jetzt einmal heraus, wie doof du wirklich bist, und da habe ich mir diese Geschichte mit der Statue und dem Schwert ausgedacht 

Das ist übrigens eine Nachbildung der Waffe aus dem Film,“ Jonas überlegte fieberhaft, welchen Filmtitel er nun nennen sollte,“ aus dem Film „Herr der Ringe,“ das, was dieser Elf da gehabt hat!“

Seine Eltern und auch Nadine schauten sich niemals Fantasy Filme an, also würden sie wohl keine Vergleiche mit dem Schwert anstellen können.

„Ich habe es bei einem Fan-Treffen gekauft und Mittelalterspiele sind nun mein Hobby, ein Kollege hat mich darauf gebracht!“, fügte er noch hinzu.

„Ich wusste gar nicht, dass du dich für so was interessierst,“ antwortete sein Vater verwundert.

„Nein, das wusstest du nicht. Du wusstest doch auch nicht, dass ich damals zur Selbstverteidigung gegangen bin, als ich mich irgendwann kaum noch zur Schule getraut habe. Mein Sparschwein habe ich damals geplündert und Oma hat mir noch was dazu getan! Und damals wohnte ich im Gegensatz zu heute noch daheim!“, antwortete Jonas bitter und fügte noch hinzu:“ Außerdem habt ihr mich noch nie nach meinen Interessen gefragt!“

„Dann war das alles nur ein schlechter Witz, was du mir da letzte Nacht erzählt hast, dass du der Auserwählte bist, dass du darum dieses Muttermal hast und wahrscheinlich schon mal als Samuel im Mittelalter gelebt hast?“, fragte nun Nadine.

„Simon war der Name. Da sieht man mal, wie aufmerksam du zugehört hast!“, fuhr Jonas sie an. „Und ja, es war nur ein Scherz. Aber dass du wirklich so blöd bist und nicht sofort gemerkt hast, dass ich dich verarsche, das hätte ich echt nicht gedacht.“

Jonas drehte sich zu seinen Eltern um. „Und ihr kommt hierher, nur weil jemand, den ihr kaum kennt, euch Müll erzählt?“

„Jonas, nicht schon wieder dieser Tonfall!“, sagte seine Mutter eisig. 

Sie nahm den Arm ihres Mannes. „Komm, wir gehen jetzt! Und das nächste Mal kann sich Jonas wirklich bei uns entschuldigen, weil wir unnötig hierher gekommen sind!“

Sie wandte sich noch einmal an ihren Sohn. „Und räum hier endlich einmal auf!“

Die Eltern verließen die Wohnung und schlossen die Türe lauter als notwendig.

„Du gehst jetzt besser auch! Am besten, du besuchst Boris und fragst ihn, ob ihr es nicht noch einmal miteinander versuchen wollt!“, sagte Jonas zu Nadine.

Unglücklich sah er seine Ex-Freundin an. Es tat ihm leid, dass es so weit zwischen ihnen hatte kommen müssen. Wo war nur die schöne Zeit geblieben, die sie mit einander verbracht hatten? Niemals hätte er vor einem halben Jahr noch daran gedacht, jemals solche Dinge wie vorhin zu ihr zu sagen.

„Jetzt ist es wohl entdültig vorbei mit uns,“ dachte Jonas und sah unglücklich zu Nadine. Immerhin war die Geschichte, die er ihr erzählt hatte, auch sehr unglaubwürdig gewesen und er hätte ihr vielleicht auch das Video von Ingos Onkel zeigen, oder sie mit Dennis und den anderen bekannt machen sollen.

Aber warum hatte sie auch sofort seine Eltern anrufen müssen? Sie wusste doch, dass das Verhältnis zu ihnen nicht das beste war.

Nadine liefen die Tränen übers Gesicht. Es tat ihm nun leid, dass er so gemein zu ihr gewesen war, und er wollte sie am liebsten in den Arm nehmen und trösten, doch als er einen Schritt auf sie zu machte holte sie auf und gab ihm eine Ohrfeige.

„Du bist so widerlich! Wie konntest du mich nur so anlügen und dann auch noch was mit dieser Greta anfangen?“

Sie schnappte sich ihre Tasche und verließ die Wohnung.

Jonas setzte sich auf sein Sofa und nahm das Schwert in die Hand. Ihm wurde es auf einmal bewusst, dass er bald gegen einen Dämon würde kämpfen müssen, von dem die meisten Menschen nichts wussten, und vor allem, dass er bei diesem Kampf ganz alleine sein würde.

Geheimnis der alten StatueWo Geschichten leben. Entdecke jetzt